Okondura. Von Ostpreußen nach Südwestafrika, von Helga Tödt

Okondura. Von Ostpreußen nach Südwestafrika: Eine Auswanderergeschichte, Helga Tödt, Pro Business Verlag. Berlin, 2013. ISBN 9783863864736 / ISBN 978-3-86386-473-6

Okondura. Von Ostpreußen nach Südwestafrika: Eine Auswanderergeschichte, Helga Tödt, Pro Business Verlag. Berlin, 2013. ISBN 9783863864736 / ISBN 978-3-86386-473-6

"Fritz Liedtke war ein Mann mit Witz und Humor, der es mit harter Arbeit zu etwas gebracht hat", so beschreibt ein Zeitzeuge den Farmer auf Okondura, der 1927 von Ostpreußen nach Südwestafrika auswanderte. Dessen Lebensgeschichte beschreibt Helga Tödt in ihrem Buch, Okondura: Von Ostpreußen nach Südwestafrika.

Helga Tödt  

Der weite Weg in die Fremde

Fritz Liedtke stand vor einer schweren Entscheidung. Wo sollte er den neuen Anfang wagen, seiner Familie ein neues Zuhause schaffen? Während der Auseinandersetzungen mit dem jungen Grafen Dönhoff hatte er sich oft an die Erzählungen der deutschen Schutztruppler über Südwestafrika erinnert. Er spürte immer noch diese stille Sehnsucht, das Land im Süden Afrikas kennen zu lernen. Mit dem ihm eigenen Abenteurergeist ging er ans Werk. Nach dem Versailler Vertrag war die ehemalige deutsche Kolonie Südwest als Mandatsgebiet des Völkerbundes unter südafrikanische Verwaltung gekommen. Von seinem Vetter Hans Kyfaber, der vor dem Krieg in Otjiwarongo Farm Verwalter gewesen war, erfuhr Fritz Liedtke, dass die Mandatsgebietsverwaltung in den 1920er Jahren wieder Land an Siedler vergab, um die Gründung neuer Farmen voranzutreiben. Dabei wurden Südafrikaner und Deutsche als Neusiedler bevorzugt behandelt. Hans Kyfaber stellte den Kontakt zum Handelshaus Rothe & Hagen in Grootfontein her, das sein Anlaufpunkt sein sollte. Voll Entdeckerfreude brach er am 30. Juli 1927 zu seiner Erkundungsreise nach Südwestafrika auf. Auf dem Passagierdampfer WANGONI der Woermann-Linie reiste er Dritter Klasse in 28 Tagen von Hamburg über Rotterdam, Southampton nach Wal-vis Bay, das damals noch Walfischbucht hieß. Auf dem Schiff waren viele Südwester, die ihm nützliche Tipps über Land und Leute gaben. In Las Palmas de Gran Canaria, wo das Schiff Kohle bunkerte, unternahm Fritz mit ihnen eine Inselrundfahrt. Die verbleibenden Reisetage vergingen mit netten Bordbekanntschaften, gutem Essen und abendlichen Tanzveranstaltungen wie im Fluge. Es sollten für die nächsten zehn Jahre Fritzens letzte Urlaubstage sein. Als sich das Schiff schließlich der Küste näherte, kam dichter Nebel auf. Er entstand durch den heißen Wüstenwind, der über die kalten Wasser des antarktischen Benguela-Stroms strich. Als sich der Nebel lichtete, sah Fritz die Küste mit den Sanddünen der Namibwüste vor sich. Diese Odnis sollte in Zukunft sein Heimatland werden? In einiger Entfernung passierte das Schiff Swakopmund. Am 26. August 1927 ging Fritz Liedtke in Walvis Bay von Bord. Von dort ging es mit der Eisenbahn nach Swakopmund. Von Meereshöhe kletterte der Zug innerhalb von zwei Tagen langsam auf 1700 m bis in die Hauptstadt Windhoek. Im Stadtzentrum staunte Fritz über die große Zahl an Autos auf den Straßen und bewunderte die Auslagen der Geschäfte. Bei den Behörden machte er sich über die Möglichkeiten für Siedler sachkundig. Fast überall wurde Deutsch gesprochen. Europäisch gekleidete Weiße flanierten auf der Kaiserstraße, dazwischen bunt gekleidete Schwarze und Farbige. Besonders beeindruckten ihn die grellbunten Gewänder der Herero-Frauen mit ihrem dreieckigen Kopfputz. In den Wohnvierteln waren die weißverputzten Häuser umgeben von reichen Obst- und Gemüsegärten, Orangenhainen und Weinhecken. Bei Rothe & Hagen in Grootfontein wusste man von einer zum Verkauf stehenden Farm bei einer winzigen Bahnstation etwa 125 km nordwestlich von Windhoek. Der in Wilhelmstal ansässige Farmer Robert Götz nahm Fritz Liedtke in Empfang und begleitete ihn nach Okondura. Die Farm befand sich in Staatseigentum. In der Kolonialzeit nutzten die deutschen Schutztruppen sie als Weideland für ihre Pferde. Danach wurde sie an den Farmer Jentsch verpachtet. Er errichtete das erste Farmhaus, zog dann aber weg. Der nächste Eigentümer, der Bure Kiet, der die Farm von Südafrika für Spionagedienste als Geschenk erhalten hatte, bewirtschaftete sie bis zu seinem Bankrott. Vor seiner Pleite hatte er noch die großen, Schatten spendenden Akazien am Farmhaus gefällt und das Holz verkauft. Nun war die Farm schon längere Zeit unbewohnt. Mit Farmer Götz erkundete Fritz Liedtke die Gegend. Von der Bahnstation fuhren sie 15 km auf einer Sandpiste bis zum Farmtor, danach noch 10 km bis zum Farmhaus. Damals umfasste Okondura 9.000 ha Buschland, durch das der Kameldornfluss - das Omasema Rivier - seine Schleifen zieht. Von einem der glattgeschliffenen Granitfelsen betrachtete Fritz die urtümliche Landschaft: das trockene Flussbett, die Grassteppe, die rot-gelbe Erde und die Felsenberge rundherum. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Okondura. Von Ostpreußen nach Südwestafrika, von Helga Tödt.

Titel: Okondura. Von Ostpreußen nach Südwestafrika
Untertitel: Eine Auswanderergeschichte
Autorin: Helga Tödt
Verlag: Pro Business Verlag
Berlin, 2013
ISBN 9783863864736 / ISBN 978-3-86386-473-6
Broschur, 14 x 21 cm, 140 Seiten, etliche Abbildungen

Tödt, Helga im Namibiana-Buchangebot

Okondura. Von Ostpreußen nach Südwestafrika

Okondura. Von Ostpreußen nach Südwestafrika

Der Lebensweg des Erstbesitzers von Farm Okondura, Fritz Liedtke (1888-1971), führte von Ostpreußen nach Südwestafrika.