Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Das Bergwerk Tsumeb, Namibia, von Judith Fait

Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Das Bergwerk Tsumeb, Namibia, von Judith Fait. Diplomica Verlag. Hamburg, 2019. ISBN 9783961467129 / ISBN 978-3-96146-712-9

Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Das Bergwerk Tsumeb, Namibia, von Judith Fait. Diplomica Verlag. Hamburg, 2019. ISBN 9783961467129 / ISBN 978-3-96146-712-9

Mit 'Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Das Bergwerk Tsumeb, Namibia' hat Autorin Judith Fait mit ihrem Werk zur Geschichte des Berkwerk und Ortes Tsumeb in Nordnamibia, für frischen Wind in diesem lange unbeachteten Themengebiet gesorgt.

Judith Fait  

Literatur und Quellenmaterial

Literatur und Quellenmaterial können in vier Gruppen eingeteilt werden: Zeitungen und Zeitschriften, Fachbücher und -periodika, lokal vorhandene Archivalien wie Betriebsdokumente und Bildmaterial. Zum Thema „kolonialer Bergbau" ist die Quellenlage insgesamt eher dürftig. Zwar gab es von 1848 („Berichte der Rheinischen Missionsgesellschaft") bis 1914 eine Fülle von Kolonialzeitungen und -Zeitschriften, das Thema Rohstoffgewinnung bzw. Bergbau wird in ihnen aber eher am Rande und sehr oberflächlich behandelt. Aus diesem Grund war der Rückgriff auf Fachpublikationen, vorwiegend aus der Geologie, unvermeidlich. Sie richten sich, mit Ausnahme der Bildbände, jedoch an ein Fachpublikum und sind aufgrund der Terminologie für Laien oft schwer verständlich. Tsumebs Geschichte hat in diesen Veröffentlichungen bestenfalls anekdotischen Wert, was wiederkehrende Plagiate, hartnäckig fortgeschriebene Irrtümer („Galton hat Tsumeb entdeckt"), unsinnige Übersetzungen (aus einem immunisierten Pferd wird ein „gesalzenes Pferd"), nachlässige Umrechnungen von britischen in internationale Maßeinheiten bis hin zu phantasievollen Erfindungen („August Sander hat bei der Gewerbeausstellung in Windhoek Fotos gezeigt") zur Folge hat. Seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 sind Archive der überregionalen Tageszeitungen oftmals inkonsistent und unbelegt („unbestätigt", „anonymer Informant") und zwei Monographien die einzigen Quellen. Die lokal vorhandenen Dokumente (Betriebsbücher, Korrespondenz, metallurgische Analysen) sind mit Ausnahme des Archivs der gegenwärtigen Betreiberfirma (DPMT) ungeordnet und umfassen den Zeitraum von 1906 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Als die Mine 1947 an eine amerikanische Firma verkauft wurde, konnten die neuen Eigentümer in deutscher Sprache verfasste Firmenunterlagen nicht mehr lesen und warfen sie kurzerhand weg. Der ehemalige Buchhalter Gustav Schatz zog sie aus den Müllcontainern und bewahrte sie zu Hause auf. Seine Enkelin Ilse Schatz, die Gründerin des Tsumeb Museums, übereignete die alten Akten 1975 dem Museum. Dort lagen sie bis vor kurzem unberührt und boten doch wichtige Einblicke in den Bergbau- und Verhüttungsbetrieb. Die Sprache sonstiger lokal vorhandener Dokumente ist bis etwa 1920 überwiegend deutsch, danach überwiegend englisch und afrikaans. Eine kurzlebige Firmenzeitung umfasst den Zeitraum von 1978-1986, auch hier weist der Bestand große Lücken auf. Für das vorliegende Buch habe ich daher, wo immer möglich, auf historische Originalquellen zurückgegriffen (z.B. die Beschreibungen der Expeditionen ins Landesinnere von Galton 1851, Hahn 1866 etc.), und Fachübersetzer zu Rate gezogen. Informationen aus der Sekundärliteratur, die nicht anderweitig verifizierbar waren, fanden keinen Eingang in den Text. Die historischen Bilddokumente, ausgenommen Landkarten, sind überwiegend reine Werksfotogra-fie und umfassen ungefähr 200 Glasplattennegative und Papierabzüge. Sie sind durch unsachgemässe Lagerung zum Teil stark beschädigt und bisher nicht geordnet bzw. als Archiv erschlossen. Eine Datierung existiert überhaupt nur bei etwa einem Drittel und einige der Glasplatten hat der Fotograf wohl als Ausschuss betrachtet und dabei die Fotoschicht beschädigt, so daß eine digitale Rekonstruktion nur in wenigen Fällen befriedigende Ergebnisse lieferte. Bei Fotos mit Seriennummern kann davon ausgegangen werden, dass sie vom selben Fotografen stammen, ein Rückschluss auf die Identität des Fotografen war nicht möglich. Auch erwähnen die wenigen erhaltenen Betriebsbücher keine Zahlungen für Auftragsfotografie, was die Möglichkeit, dass einer der leitenden Angestellten der Urheber der Fotos war, recht wahrscheinlich macht. Zwischen 1910 und 1925 wurden sogar mehrere Postkarten mit Motiven aus dem Bergwerks- und Hüttenbetrieb gedruckt und als „Gruß in die Heimat" von den Kolonisten verschickt. Für die Minenbetreiber war das natürlich eine willkommene Gelegenheit zur Selbstdarstellung, transportierte der Bildinhalt doch mit großem Selbstbewusstsein: „Seht her, wie deutscher Fleiss und Erfindergeist die Zivilisation in die afrikanische Wildnis bringen". Eine Ausnahme ist das Album von 1906 über den Bau der Otavi- Eisenbahn als Auftragsfotografie für die Firma Koppel. Leider wurden auch dort nachträglich einige Fotos entfernt und dafür Aufnahmen aus einer anderen Quelle eingefügt. Trotz langer und sorgfältiger Recherche ist es nicht gelungen, den oder die Fotografen ausfindig zu machen. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Das Bergwerk Tsumeb, Namibia, von Judith Fait.

Titel: Kupfer, Kolonialismus, Kapital
Untertitel: Das Bergwerk Tsumeb, Namibia
Autor: Judith Fait
Verlag: Diplomica Verlag
Hamburg, 2019
ISBN 9783961467129 / ISBN 978-3-96146-712-9
Broschur, 16 x 22 cm, 212 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen

Fait, Judith im Namibiana-Buchangebot

Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Das Bergwerk Tsumeb, Namibia

Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Das Bergwerk Tsumeb, Namibia

Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Die Orts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Bergwerks Tsumeb in Nordnamibia.