Kriegstage in Südwest, von Cissy Willich

Kriegstage in Südwest, von Cissy Willich. Glanz & Gloria Verlag. Windhoek, Namibia 2022. ISBN 9789994595501 / ISBN 9978-99945-955-0-1

Kriegstage in Südwest, von Cissy Willich. Glanz & Gloria Verlag. Windhoek, Namibia 2022. ISBN 9789994595501 / ISBN 9978-99945-955-0-1

Kriegstage in Südwest: Tagebuchblätter aus den Jahren 1914 und 1915, aufgezeichnet von Cissy Willich.

Bernd Kroemer  

[...] Franziska Emma Willich, so ihr vollständiger Name, wurde am 27. November 1888 als Tochter des Großherzoglich Oldenburgischen Ministerialbeamten Wilhelm Friedrich Willich (1846-1917) in Oldenburg geboren, wo sie auch aufwuchs. Nach dem Besuch der Höheren Töchterschule mit Abschluss der Mittleren Reife absolvierte sie das Lehrerinnenseminar. 1908 trat sie ihre erste Stelle als Hauslehrerin in Minden an, zwei Jahre später wechselte sie nach Bückeburg, wo sie die Familie von Vietsch kennenlernte, die einige Zeit in Deutsch-Südwestafrika gelebt hatte und sich gerade auf Heimaturlaub befand. Wilhelm Adolf Friedrich von Vietsch (1877-1925) war zunächst aktiver Offizier, nahm aber bei seiner Heirat 1902 Abschied von der Armee und begann ein Jura-Studium in Göttingen, das er mit der Promotion abschloss. Anschließend war er im Verwaltungsdienst tätig. Von Vietsch war mit Eleonore von Pommer Esche (1876-1972) verheiratet, die wiederum mit dem Staatssekretär des Reichskolonialamtes und vorherigen Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Friedrich von Lindequist, verwandt war. Dieser vermittelte dem Juristen eine Stelle bei der Kolonialverwaltung in Windhoek, und so reiste das Ehepaar 1907 aus. Zunächst wirkte von Vietsch als Adjutant des Gouverneurs Bruno von Schuckmann, im Jahr darauf wurde er Bezirksamtmann von Rehoboth. Nach dem Heimaturlaub 1910 war für Anfang 1911 die erneute Ausreise nach Deutsch-Südwestafrika vorgesehen, und so fragte er Cissy Willich, ob sie nicht Lust habe, als Hauslehrerin für die kleine Tochter mitzugehen. Sie willigte gerne ein, und man fuhr gemeinsam ins ferne Afrika, wo dem Ehepaar von Vietsch 1912 noch ein Sohn geboren wurde, um den sich Cissy nun auch noch kümmerte. Ihr Vater war 1909 übrigens Regierungspräsident des Fürstentums Birkenfeld geworden, einer oldenburgischen Exklave in der preußischen Rheinprovinz (bis 1937) und heute Bestandteil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Als die Familie von Vietsch im ersten Quartal 1914 einen zweiten Heimaturlaub antrat, blieb Cissy Willich zurück, da sie sich eine Anstellung im Schuldienst des Schutzgebietes erhoffte. Vorerst wurde sie jedoch als Lehrerin an der Regierungsschule in Swakopmund angestellt. Dort lebte sie in einer Dienstwohnung im Haus neben dem Bezirksamt am Marinedenkmal (das Gebäude existiert nicht mehr). Hier enden dann die Briefe, die sie vom Oktober 1913 bis Mai 1914 geschrieben hatte und die erhalten geblieben sind. In einem der letzten kritisiert sie die hohen Lebenshaltungskosten der Küstenstadt, die sie aus Rehoboth nicht kannte, außerdem „beschwert" sie sich über das „ekelhafte Nebelwetter". Während eines mehrwöchigen Aufenthaltes in Windhoek - es dürfte vermutlich in den Schulferien über die Jahreswende 1914/15 gewesen sein - lernt sie den Leutnant und Piloten Alexander Freiherr von Scheele (1887-1939) kennen, der einige Jahre später ihr Ehemann werden sollte. Er war im Mai 1914 nach Deutsch-Südwestafrika gekommen mit dem Auftrag, eine Flieger-Abteilung der Schutztruppe aufzubauen. Er konnte nicht ahnen, dass sein Unternehmen unmittelbar in den Ersten Weltkrieg münden würde, in dem er zusammen mit zwei anderen Kameraden zum Einsatz kam. Nachdem der britische Hilfskreuzer „Armadale Castle" Mitte September 1914 Swakopmund beschossen hatte, evakuierte man viele Einwohner der Stadt ins Inland. Auch die Lehrerin Cissy Willich war darunter. Nach kurzen Aufenthalten in Karibib und Okahandja traf sie in Windhoek ein, wo sie im folgenden Jahr den Einmarsch der Südafrikaner und nachfolgend das Ende der deutschen Administration erlebte. Damit aber reifte ihr Plan, irgendwie nach Deutschland zurückzukehren, wobei sie eine Möglichkeit dazu nur in einem Transfer über Kapstadt sah. So wurde sie mehrfach beim „Chief Civil Secretary" des nunmehrigen Protektorats Südwestafrika, Sir Edmond H. L. Gorges, vorstellig, der ihre Ausreise genehmigte. Am 20. August 1915 ging es auf dem Seeweg nach Kapstadt, wo sie zehn Tage später eintraf. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Kriegstage in Südwest, von Cissy Willich.

Titel: Kriegstage in Südwest
Untertitel: Tagebuchblätter aus den Jahren 1914 und 1915
Autorin: Cissy Willich
Herausgeber: Bernd Kroemer
Glanz & Gloria Verlag
Windhoek, Namibia 2022
ISBN 9789994595501 / ISBN 9978-99945-955-0-1
Broschur, 15 x 21 cm, 114 Seiten, 25 sw-Abbildungen

Willich, Cissy und Kroemer, Bernd im Namibiana-Buchangebot

Kriegstage in Südwest

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Kriegstage in Südwest. Cissy Willichs Tagebuchblätter aus den Jahren 1914 und 1915.

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