Im Motorboot quer durch Afrika, von Paul Graetz

Im Motorboot quer durch Afrika (Paul Graetz; Reimar Hobbing. Berlin, 1926) Blaue Ausgabe

Im Motorboot quer durch Afrika (Paul Graetz; Reimar Hobbing. Berlin, 1926) Blaue Ausgabe

Im Motorboot quer durch Afrika, von Paul Graetz. Reimar Hobbing. Berlin, 1926

Im Motorboot quer durch Afrika, von Paul Graetz. Reimar Hobbing. Berlin, 1926

Ansicht der Ausgabe des 7. -10. Tausend: Im Motorboot quer durch Afrika, von Paul Graetz. Reimar Hobbing. Berlin, 1926

Ansicht der Ausgabe des 7. -10. Tausend: Im Motorboot quer durch Afrika, von Paul Graetz. Reimar Hobbing. Berlin, 1926

Bildauszug aus dem Reisebericht von Paul Graetz: Im Motorboot quer durch Afrika.

Bildauszug aus dem Reisebericht von Paul Graetz: Im Motorboot quer durch Afrika.

Die folgende Beschreibung des Reiseabschnittes ist eine von zahlreichen Expeditionsetappen, die Paul Graetz in seinem bei Reimar Hobbing erschienen Buch Im Motorboot quer durch Afrika detailliert und mit vielen Fotografien versehen, schildert.

Paul Graetz  

Kapitel 21: Den Kongo aufwärts bis Neu-Kamerun

Dumpf dröhnt das Abfahrtszeichen der „Citas" durch die nächtliche Morgenstille des 8. Juli von den hohen Uferwänden des Kongo wider, beantwortet von dem Knattern unseres Motors. Kerzengerade steigt die Funkengarbe aus dem Schornstein der „Citas" durch den feuchten Nebel empor, unser Wegweiser. „Halten Sie sich dicht steuerbord und - Anker klar! Hier beginnt der Kanal! Die Strömung ist hart", schallt es durch das Sprachrohr zu uns herüber. Wir liegen mit einem Abstand von etwa 20 Metern neben dem kleinen Dampfer. Mehrere Spritzer kommen über Deck. Zinko legt zu. Die Tourenzahl des Motors erhöht sich. Die „Hygiama" senkt den Bug, gegen die Stromschnellen angehend. Kurze, sich rückwärts überstürzende Wellen erzählen von steinigen Untiefen. Wir gleiten stetig darüber hinweg. Die „Hygiama" liegt gut im Fahrwasser mit ihren 70 Zentimeter Tiefgang und ihrer Ladung von 40 Lasten (Eine Last = 60 Pfund). Unsere sechs Pferde überwinden spielend die Stromkraft, die stellenweise acht Meilen und mehr beträgt. Leise steigt die Dämmerung herauf, nur wenige Minuten andauernd, und in Tageshelle breitet sich vor uns der Kongo zwischen steilen, dichtbewaldeten Bergwänden. Wir passieren den vierten Grad südlicher Breite. Mehrere Holzstationen bereiten uns lästigen Aufenthalt. Zinko drängt vorwärts. Der Kapitän warnt: „Ja, wenn Sie wenigstens einen Lotsen an Bord hätten" ... Also weiter mit halber Kraft im Fahrwasser der „Citas". Über Mittag kommt eine Faktorei in Sicht, am linken Ufer auf einem kleinen Plateau am Einfluß des Black River sauber und nett angelegt, eine Station der Societe Belgo-Americaine, deren Direktor, Monsieur Delcomune, der Neffe des bekannten Alexander Delcomune, eines jener Organisatoren des Kongostaates aus den Zeiten König Leopolds, uns herzlich begrüßt, als wir jetzt am Einfluß des Black River festmachen, und uns in seinem Hause einen Willkommentrunk kredenzt. „Woher stammen die vielen englischen Namen am Kongo aufwärts? Doch nicht etwa von Stanleys Fahrt?" - „Nein, die sich aus allen Nationen rekrutierenden Flußdampferkapitäne haben die Namen geprägt, wobei das Englisch als Schiffersprache vorherrscht." Weiter. Wir bleiben bis Dunkelwerden in Fahrt. Ein Regierungsdampfer gleitet stromab. Wir tauschen den Flaggengruß. Hart südlich von Pointe Lisha gehen wir zur Ruhe. Noch früher wie gestern weckt uns heute die Dampfpfeife der „Citas". Der erwachende Tag zeigt uns die gleiche Beschaffenheit der Ufer. Parkähnlich treten saftiggrüne glatte Wiesenstreifen an das Wasser heran, überragt von Palmenterrassen und dunkeln Baumkronen. Höher hinauf läßt das Wachstum nach. In weichen langen Linien begleiten uns kahle Bergmassen. Aus dem spärlich wachsenden Gras schaut das braune Erdreich hervor, nur von einzelnen kümmerlichen Bäumchen beschattet. Wir haben Trockenzeit. Die befruchtende Wirkung des Flusses reicht nicht bis dort hinauf. In weitem Bogen umrunden wir die gefährlichen in den Strom vorschießenden, üppig überwucherten Felsvorsprünge, an denen sich die Strömung in tausend Strudeln und Trichtern rauschend bricht. Kleine Grasinseln, Strauchwerk und entwurzelte Bäume kommen dahergetrieben, peinlich von uns gemieden. Hie und da schaut aus einer Lichtung oder von luftigem Höhenrücken das Blockhaus eines Europäers auf den Fluß. Die kurz aufeinander folgenden, mitten aus dem Kongo ragenden Elefanteneilande drängen die Wassermassen noch enger zusammen. Wir steigen langsamer. Den ganzen Tag bleiben wir in gleichmäßiger Fahrt. Schon spiegelt sich das Abendrot im Kongo. Wir wollen heute bis hart an Kwamonth hinan an der Kasaimündung, also steuern wir in die Nacht hinein. Plötzlich raucht der Motor. Ich werfe den Kupplungshebel zurück. Kein Kühlwasser. Da tropft das Wasser am Verschluß des Wasserzufuhrrohres. Unwillkürlich tritt mir der gleiche Moment auf dem Nyassasee vor die Seele, als die „Sarotti" mit versagendem Motor auf hohem Wellenkamm hilflos schaukelnd dem rollenden Wogenspiel des Sees preisgegeben war. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Im Motorboot quer durch Afrika, von Paul Graetz.

Buchtitel: Im Motorboot quer durch Afrika
Autor: Paul Graetz
Genre: Reisebericht
Verlag: Reimar Hobbing
Berlin, 1926
Originalleinenband, 17 x 24 cm, 267 Seiten, 83 sw-Fotografien, 1 Übersichtskarte, 14 Kartenskizzen

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