Feind überall. Der Große Nama-Aufstand 1904-1908, von Walter Nuhn
In seinem kolonialgeschichtliche Werk Feind überall: Der Große Nama-Aufstand 1904-1908 beschreibt Walter Nuhn den Verlauf und die militärische Wirkung des Nama-Aufstand auf die Kaiserliche Schutztruppe.
(...) In kleinen, hochbeweglichen Gruppen durchzogen die Namakrieger die menschenleeren, wegelosen Einöden ihrer Heimat. Wie ein Spuk mal hier, mal dort auftauchend, schlugen sie, wo immer sich eine Gelegenheit bot, unerbittlich zu, um sich dann gleich wieder in der Unendlichkeit des Raumes zu zerstreuen. Ihre Bedürfnislosigkeit war erstaunlich. Nachschub brauchten sie nicht. Den holten sie sich beim Gegner. Die Truppe sah sich einem schier unlösbaren Problem gegenüber. Hier, auf dem Kriegsschauplatz Namaland, gab es keine Fronten, keinen uniformierten Gegner. Hier lautete die Parole „Feind überall!" Jedermann, ob fechtende Truppe, ob Einzelposten, ob einsame Signalstation, ob Spähtrupp, ob Nachschubkolonne, mußte überall und zu jedem Zeitpunkt damit rechnen, überfallen zu werden. In konzentrischen Operationen mehrerer Abteilungen versuchte die deutsche Truppenrührung immer wieder, diesen Phantomgegner zu fassen. Nur selten stellte sich der Nama zum Kampf, und wenn, dann nur, wenn es ihm gelungen war, eine der ihn einkreisenden deutschen Abteilungen in einen Hinterhalt zu locken und ihr so eine vernichtende Niederlage zu bereiten. Die Verlustziffern der Truppe schnellten in die Höhe, laufend mußten Ersatz und Verstärkungen angefordert werden. Entscheidende Erfolge aber blieben aus. Allen Ernstes fragten sich die Bürger, ob die früher so siegreiche preußische Armee nun in Südwest das Siegen verlernt habe, wo sie doch offenbar nicht imstande sei, einen „Haufen Wilder" zu Paaren zu treiben! Im Reichstag in Berlin griff mehr und mehr Unmut um sich, je weiter die Kosten dieses sich nun schon über Jahre hinziehenden Zermürbungskrieges stiegen. Im Herbst 1906 kam es dann zum parlamentarischen Eklat: Der Reichstag verweigerte die Bewilligung weiterer Mittel für den Moloch Kriegsschauplatz Südwest und wurde aufgelöst! Neuwahlen, in die deutsche Parlamentsgeschichte eingegangen als „Hottentottenwahlen", folgten. Aus ihnen gingen die kolonialfreundlichen Parteien gestärkt hervor. Nun konnte die Reichsregierung ihr Befriedungsprogramm in Südwest fortsetzen! Auf dem dortigen Kriegsschauplatz begann sich eine Wende abzuzeichnen: Hendrik Witbooi, die Seele der Aurstandsbewegung, war gefallen, seine Anhänger verzagten und gaben den ungleichen Kampf auf. Nun gingen die Deutschen zur Generaloffensive über. Die Lehren aus den Schlappen der Vergangenheit ziehend, änderte die Truppenführung ihre Taktik und setzte nun starke mobile Jagdverbände ein, die einander in rascher Folge ablösten und so den Gegner nicht mehr zur Ruhe kommen ließen. Und bald schon sollte diese neue Taktik ihre Wirkung zeigen! Schachmatt gejagt, resignierte ein Namastamm nach dem anderen und legte die Waffen nieder, der letzte 1908! Ein grausames Strafgericht folgte: Gleich den Herero, wurden auch die Nama zu Tausenden in Kriegsgefangenenlager getrieben. Die Überlebenden dieser Völkertragödie waren durch den Aufstand bettelarm geworden. Des Großteils ihres Viehs und ihres Grund und Bodens beraubt fristeten sie nun ein kümmerliches Dasein, viele von ihnen im Frondienst für den weißen Mann. Zusammen mit dem vom gleichen Verfasser geschriebenen, den Aufstand des Hererovolkes schildernden Buches „Sturm über Südwest" bildet dieses Werk, das entstanden ist unter Benutzung von Aktenmaterial aus deutschen und namibischen Archiven sowie zahlreichen Augenzeugenberichten, eine erschütternde Dokumentation über den düstersten Abschnitt der deutschen Kolonialzeit Namibias.
Dies ist ein Auszug aus dem Buch. Feind überall. Der Große Nama-Aufstand 1904-1908, von Walter Nuhn.
Buchtitel: Feind überall
Untertitel: Der Große Nama-Aufstand 1904-1908
Autor: Walter Nuhn
Verlag: Bernard & Graefe
Bonn, 2000
ISBN 3763762078 / ISBN 3-7637-6207-8
ISBN 9783763762071 / ISBN 978-3-7637-6207-1
Leineneinband mit Schutzumschlag, 344 Seiten, 16 Fotoseiten und zahlreiche Kartenskizzen
Nuhn, Walter im Namibiana-Buchangebot
Feind überall. Der Große Nama-Aufstand 1904-1908
Das kolonialgeschichtliche Werk 'Feind überall' beschreibt den Verlauf und die militärische Wirkung des Nama-Aufstand von 1904-1908.
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