Die zweite Generation. Roman einer kolonialen Jugend, von Fritz Spiesser

Die zweite Generation. Roman einer kolonialen Jugend, von Fritz Spiesser. 5. Auflage, 1943, Halbleinenausgabe.

Die zweite Generation. Roman einer kolonialen Jugend, von Fritz Spiesser. 5. Auflage, 1943, Halbleinenausgabe.

Die zweite Generation. Roman einer kolonialen Jugend, von Fritz Spiesser. Erstauflage, Berlin 1940, Franz Eher, Halblederausgabe.

Die zweite Generation. Roman einer kolonialen Jugend, von Fritz Spiesser. Erstauflage, Berlin 1940, Franz Eher, Halblederausgabe.

Der Roman 'Die zweite Generation: Roman einer kolonialen Jugend' gilt als das Hauptwerk von Fritz Spiesser und handelt von der Geschichte des jungen Deutschen Georg Tork aus Südwestafrika, der nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg als Farmschüler im englisch dominierten Südafrika lebt.

Fritz Spiesser  

[…] Er schläft unruhig und erwacht immer wieder, schweißnaß und mit Herzklopfen. Am nächsten Morgen geht es wieder an die Arbeit. Winkelmann kommt schon früh heraus und ist unruhig und fahrig. Er geht zum Kral und sagt zu Frerk: „Ihr arbeitet an dem alten Brunnen weiter und grabt diese Woche und solange Zeit ist. Frerk schaut nicht auf. Er schultert seine Schaufel und den schweren Pickel. Georg folgt ihm und wischt sich in Vorahnung die Stirne. Das ist jenes verfluchte Loch, so drei oder vier Meter tief, von dem Frerk einmal erzählt hatte. Winkelmann wollte dort einen Brunnen graben und sie hatten vor Georgs Zeiten schon daran gearbeitet. Das Grundwasser lag dort zehn bis zwölf Meter tief. Aber der Boden war so hart und steinig, daß sie es aufgegeben hatten, denn die Leute hielten es nicht lange aus, so schwere Arbeit sie auch gewohnt waren. Nun sollen sie dort wieder anfangen. Sie erreichen den Brunnen und Frerk schaut, sich den Kopf kraulend, in die Tiefe. Er arbeitete sonst ohne zu fragen und ohne zu denken. Aber hier bleibt er doch stehen. Er schaut Georg an und sagt nur: „Jong, Jong!" Georg bekommt es nun auch mit der Angst zu tun. Wenn Frerk schon verzagt! Sie rauchen erst noch eine Pfeife und steigen dann an einer rohen Leiter hinunter. Das Loch ist also vier Meter tief und drei Meter im Durchmesser. Die Wände sind schön senkrecht gepickelt und die rote Erde ist so hart, daß sie nicht nachbröckelt, sondern wie eine gemauerte Wand hält. Frerk erklärt Georg, was sie zu tun haben, ja, er erklärt dieses Mal, wohl um selber an seinen Worten Mut für diese Arbeit zu bekommen. Georg wird zunächst pickeln müssen. Erst eine Hälfte, dann die andere. Danach wird Frerk den Eimer an der Winde herunterlassen und Georg muß den gelockerten Grund hineinschaufeln, den Frerk herausorgelt und den er in den Schubkarren schüttet und einige Meter wegbefördert. In dieser kurzen Zeit kann Georg Atem schöpfen. Und dann muß er den nächsten Eimer füllen. Wenn er mit seiner Schicht ganz fertig ist, das heißt, wenn er auf dem glatten Grunde zwei Spann tiefer steht, dann darf er hinauf und Frerks Los beginnt. Nun kann Georg ausruhen, bis er mit dem Winden anfangen muß. Frerk steigt ächzend wieder nach oben und Georg spuckt sich in die Hände. Er hebt den Pickel auf dem Grunde der engen Röhre. Eiins und zwei! Heeb und schlag! Er bohrt den Pickel einige zwanzig Male in den steinharten Grund. Verdammt, liegen da große Klippen drin verborgen! Harte Klippen, und der Schaft des Pickels prellt die Hände zu Blasenbündeln. Georg beißt die Zähne zusammen. Er war doch Arbeit gewohnt in diesen harten Monaten und hatte es gelernt, den Pickel zu schwingen. Aber das hier ist Höllenarbeit. Nach den ersten zwanzig Schlägen hält er inne. Er will nach oben blicken, in das Licht, aber er sieht den Himmel nicht mehr und nur ein heller Schein verrät ihm, daß da oben eine Öffnung sein muß, denn der Schacht ist mit dem rotbraunen Erdstaub gefüllt und dieser legt sich dick auf Gesicht, Hände und Kleider. Er findet den Weg in Mund und Nase und legt sich auf die Atmungsorgane und Georg hüstelt ununterbrochen. Dabei ist es unerträglich heiß in dem stickigen Loch und er arbeitet nach kurzer Zeit nur noch in einer schwarzen Turnhose. Der Schweiß läuft ständig in Bächen an ihm herunter. Er hält inne. Das Kreuz brennt, die Augen tränen, die Hände glühen; aber er pickelt wieder weiter, haut den Stahl wutentbrannt in die rote Erde. Dann hat er hundertachtzig Grad geschafft. Ho, ho, hundertachtzig Grad, wie gescheit, wie gescheit! Jeder Grad zwei Pickelstreiche, macht dreihundertsechzig Streiche. Jeder Grad wie ein Tag, macht ein halbes Jahr. Das hättest du dir nicht träumen lassen, als du die Sinuskurve von null bis hundertachtzig zeichnetest, was in diesem Smusbrickel alles enthalten ist! […]

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Die zweite Generation. Roman einer kolonialen Jugend, von Fritz Spiesser.

Titel: Die zweite Generation
Untertitel: Roman der kolonialen Jugend
Autor: Fritz Spiesser
Verlag: Franz Eher Nachfahren
5. Auflage. Berlin, 1943
Original-Halbleinenband, 13x19 cm, 518 Seiten

Spiesser, Fritz im Namibiana-Buchangebot

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