Die Namib, von Mary Seely
Dr. Mary Seely erfoschte die Wüste Namib über viele Jahre. Ihr Buch, Die Namib, ist über viele Jahre und Auflagen erschienen und ist ein beliebter naturkundlicher Führer in die älteste Wüste Namibias und vermutlich der Welt.
Die Tinkas-Fläche
Zwischen Ganab und der Blutkuppe gelegen, mit dem Hotsas-Wasserloch als einziger Unterbrechung, erscheint die Tinkas-Fläche auf den ersten Blick ziemlich langweilig. Aber wie wir nun schon von der ganzen Namib erfahren haben, trügt der erste Schein. Halten Sie irgendwo mit ihrem Auto an und gehen Sie ein kleines Stück zu Fuß. Bald werden Sie dann die von Messor denticornis gebauten Straßen erkennen. Wenn Sie einer Straße dieser Ernteameise folgen, werden Sie feststellen, daß mehrere Straßen da zusammenlaufen, wo Sie annehmen, daß das Nest dieser Nachttiere ist. Aber bald werden Sie verwirrt feststellen, daß die gleichen Wege auch an anderen Nestern in einiger Entfernung zusammenlaufen. Man ist gerade dabei, die Gründe für diese untereinander scheinbar verbundenen Nester zu erforschen. Während man am Tag nur die Straßen von Messor denticornis sehen kann, läßt sich an wärmeren Tagen die Bartameise Ocymyrmex barbiger selbst erblicken. Diese Ameise, ein Aasfresser, kann bis auf die allerheißesten Tage an der Oberfläche überleben, weil sie sich das starke Temperaturgefälle zunutze macht. Einen Zentimeter über dem Boden kann die Luft schon 10° bis 15° C kühler sein. Deswegen reichen der C. barbiger an heißen Tagen von Zeit zu Zeit 30 Sekunden „in luftiger Höhe" auf einem Grashalm, den sie heraufklettert, um munter zu bleiben wenn es ringsum sehr heiß wird. So kann sie dann noch frisch genug bleiben, um andere Insekten einzufangen, die an der Hitze eingehen, um sie dann zu verspeisen. Auch größere Tiere machen sich diese Temperaturunterschiede zunutze. Einige der Tagwalzenspinnen (Solifugae), die in der Namib sehr häufig vorkommen, benutzen den gleichen Trick, kurz auf Pflanzen zu klettern und kehren dabei auch nur ihr Hinterteil der Sonne zu, um die beschienene Fläche so klein wie möglich zu halten. Sichelich haben Sie schon eine Solifuga gesehen, denn sie sind bei Tag und Nacht aktiv. Ein paar Tenebrionidae benutzen auch die kühlere Luft in der „Höhe". Eine Art klettert sogar auf die weißen Quarzsteinchen, die hier überall umherliegen, und streckt die Beine ganz weit aus, um sich möglichst hoch kühl zu halten bis die schlimmste Tageshitze vorüber ist. Man kann mit etwas Geduld und Umsicht noch viele andere Tierarten entdecken, die dieses Kühlungsprinzip benutzen. Auf der Tinkas-Fläche gibt es auch gute Chancen größere Säugetiere wie Oryx (Gemsböcke) und Springböcke zu sehen. In der Gegend wachsen einige mehrjährige Büsche und Sträucher und nach gutem Regen entwickelt sich eine dichte Grasfläche. Kleinere Säugetiere, Mangusten, Erdhörnchen und Surikate findet man hier relativ häufig und die Grasschneide Termite (Hodotermes mocambicus) stellt sich mit dem Gras gleich vermehrt ein, ist aber wiederum Beute und Nahrung für Schakale, Löffelhunde, Erdwölfe, Krähen und andere Gelegenheitsräuber. Viele Pflanzen blühen plötzlich nach einem Regen und deren Nektar und Blütenstaub lockt viele Insekten an. Sogar nach einem kurzen Schauer keimt es schon und deswegen sollten Sie die Tinkas-Fläche zu mehreren verschiedenen Zeiten besuchen, um die Veränderungen zu sehen. Drehen Sie in der Trockenheit ein paar Steine um und sehen Sie sich die zähen Tierchen an, die jetzt überleben können. Ein paar blühende Sträucher werden Sie auch finden, egal wann es zuletzt geregnet hat. Aber kommen Sie dann nach einem Regen wieder und staunen Sie, wieviele Pflanzen plötzlich aus der trockenen Saat gekeimt sind, wie die Insektenbevölkerung angewachsen ist und sich über die vielen Blüten freut und wieviele Vögel jetzt brüten, weil zur Aufzucht ihrer Jungen genügend Saat und Insekten vorhanden sind. [...]
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Die Namib, von Mary Seely.
Titel: Die Namib
Untertitel: Die Naturgeschichte einer uralten Wüste
Autorin: Mary Seely
Verlag: Shell Oil Namibia Ltd.
Windhoek, 1987
ISBN 0620116889 / ISBN 0-620-11688-9
Broschur, 15x21 cm, 104 Seiten, zahlreiche sw-Illustrationen
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