Die Kinderfarm (Ausgabe 1941), von Ernst Ludwig Cramer

Die Kinderfarm (Ausgabe 1941), von Ernst Ludwig Cramer.

Die Kinderfarm (Ausgabe 1941), von Ernst Ludwig Cramer.

Die Kinderfarm. Ernst Ludwig Cramer mit seiner Frau Blondel und seinen Kindern.

Die Kinderfarm. Ernst Ludwig Cramer mit seiner Frau Blondel und seinen Kindern.

Die Kinderfarm. Die Cramer-Kinder vor dem Haus auf der Farm Rogers.

Die Kinderfarm. Die Cramer-Kinder vor dem Haus auf der Farm Rogers.

Die Kinderfarm. Die Cramer-Kinder baden im Vley.

Die Kinderfarm. Die Cramer-Kinder baden im Vley.

Dies ist die Erstauflage (1941) der berühmten Familiengeschichte aus Südwestafrika, Die Kinderfarm, von Ernst Ludwig Cramer.

Die Kinder in der Schule

Helmut war noch nicht ganz, sechs Jahre alt, als wir ihn in die Schule schickten. Am Tage, ehe die Reise losging, machten wir noch einmal alle zusammen Doris und Günter waren in den Ferien zu Hause einen Spaziergang zum Vley im Hackiebusch. Es war ein sehr heißer Tag, der Himmel war wolkenlos blau, und die Sonne glühte wie selten. Das Bild machten wir unter dem großen Baum, der damals, als wir dort badeten, im Wasser stand. Jetzt war es dort trocken. Helmut hatte gerade eine ausgedörrte Käferlarve gefunden und pulte daran herum. Der kleine Hund daneben ist sein Foxterrier Fips. Als wir am späten Nachmittag zurückkamen, steckten wir die ganze Gesellschaft in die Badewanne. Wir brauchten gar nicht erst heißes Wasser aufsetzen, denn die Sonne hatte das Wasser in dem Rohr, das von unserem Hausbassin zum Badezimmer führte, derart erhitzt, daß sofort das schönste Badewasser herauslief. Die Wanne war aus Zementsteinen gemauert, schon glatt poliert und innen mit grüner Ölfarbe gestrichen. Sie war sehr geräumig, und da plantschten denn die fünf nach Herzenslust. Ich schrubbte sie ab. während die Mutter unterdessen die Koffer packte. Am anderen Morgen spannten wir sehr früh, kurz nach Sonnenaufgang, Happu Happu und Hans vor unsere Karre, die Mutter bekam sehr viele Abschiedsküsse, und wir fuhren nach Steinhausen, wo der Kaufmann, Herr Hitzeroth, wohnt. Mit seinem Auto wollte er uns zur Eisenbahnstation bringen. Nach Steinhausen war es sechzehn Meilen weit. Ich hatte für unterwegs eine Tüte Bonbons mitgenommen und sagte immer wieder: „Mund auf und Augen zu!" So wurden sie verteilt. Helmut aber fing einen kleinen Käfer, versteckte ihn und zeigte Günter mit der anderen Hand einen roten Bonbon. „Mund auf und Augen zu!" sagte er. Da hatte Günter den Käfer im Mund. Er spuckte schrecklich und schimpfte, aber wir anderen mußten lachen. Dann lehnte ich mich zurück und sagte: „Ich seh', ich seh', ich sehe was, was ihr nicht seht - das sieht gelb aus." - „Das Gras, das Gras, das Gras!" riefen die drei, und es war das Gras. Gelb und trocken stand es in der Fläche, so weit wir fuhren. „Ich seh', ich seh', ich sehe was, was ihr nicht seht", sagte ich, „das sieht hochbeinig, schwarz-weiß aus und hat ..." - „Federn, Federn!" riefen die Kinder, „der Sekretär dort, da! Da!" Es war ein Sekretär, ein Schlangenfresser. Ein Raubvogel, hochbeinig und groß wie ein Storch, der vor allem auf Schlangen Jagd macht und deshalb auch gesetzlich geschützt ist und nicht geschossen werden darf. Wir hatten schon einmal solch einen Sekretär mit einer gut meterlangen Schlange durch die Luft fliegen sehen. Er greift sie mit seinem scharfen Schnabel unfehlbar direkt hinter dem Kopf und fliegt sofort mit ihr auf. In der Luft hängend kann sie ihn nicht umstricken. Der Sekretär war, mit den Flügeln schlagend, durch die Büsche davongetrabt, ihr seht ihn auf dem Bild. „Ich seh', ich seh', ich sehe was, was ihr nicht seht", fing ich wieder an, „das sieht ... rund aus", und hielt die Pferde an. Die Kinder hatten es auch schon gesehen, es war eine Schildkröte, die unbeholfen und langsam über die Pad kroch. Vati, Vati!'" rief Helmut, „darf ich runter, sie holen?" - "Meinetwegen", sagte ich. Die Schildkröte war so groß wie zwei Fäuste. Wir setzten sie auf den Boden der Karre, sie hatte die Beine und auch den Kopf in den Panzer gezogen. „Wie alt ist denn die Schildkröter" fragte Günter. „Das weiß ich nicht", antwortete ich, „große Schildkröten sind sehr alt, die hier ist sicher schon ein paar Jahre." - „Nimmst du sie Mutti für Schildkrötensuppe mit?" fragte Doris. „Hat die hier auch Eier?" drängte sich Helmut mit seiner Frage dazwischen und hob sie auf. „Ich glaube nicht", antwortete ich, „da muß sie erst größer werden. Und so kleine Schildkröten nimmt man nicht zur Suppe." - „Ich seh', ich seh', ich sehe was, was ihr nicht seht", rief ich plötzlich, ... das blitzt!"

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Die Kinderfarm (Ausgabe 1941), von Ernst Ludwig Cramer.

Buchtitel: Die Kinderfarm
Autor: Ernst Ludwig Cramer
Gestaltung: Heiner Rothfuchs
Verlag: Rütten & Loening Verlag
Postsdam, 1941
Originalhalbleinen, 15x22 cm, 299 Seiten, zahlreiche sw-Fotos, Schrift: Fraktur

Cramer, Ernst Ludwig im Namibiana-Buchangebot

Die Kinderfarm (Ausgabe 1941)

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