Die deutschen Pfadfinder in Südwestafrika. Von Ihren Anfängen bis zum Jahre 1939, von Dr. Helmuth Schüneman et al.

Die deutschen Pfadfinder in Südwestafrika. Von Ihren Anfängen bis zum Jahre 1939, von Dr. Helmuth Schüneman et al. Herausgegeben in Gemeinschaftsarbeit ehemaliger Pfadfinder und Pfadfinderinnen im Selbstverlag. Windhoek, Südwestafrika 1987

Die deutschen Pfadfinder in Südwestafrika. Von Ihren Anfängen bis zum Jahre 1939, von Dr. Helmuth Schüneman et al. Herausgegeben in Gemeinschaftsarbeit ehemaliger Pfadfinder und Pfadfinderinnen im Selbstverlag. Windhoek, Südwestafrika 1987

Die deutschen Pfadfinder in Südwestafrika. Von Ihren Anfängen bis zum Jahre 1939, von Dr. Helmuth Schüneman, der als Pastor in Windhoek auch am Aufbau des Pfadfinderwesens beteiligt war, sowie weiteren Zeitzeugen.

Horst Tsumeb (Franz Stutzer)

Horst Tsumeb hat eine lange Geschichte, deren Anfänge in das Jahr 1924 zurückreichen und ohne die Bemühungen des Kameraden Franz Stutzer verloren gegangen wären. Wir danken ihm und seinen Berichterstattern für die folgenden Erinnerungen: Der erste Mann mit einer Pfadfindergruppe in Tsumeb war Otto Ludwig Becker, geboren etwa 1898. Über seine Herkunft in Deutschland und seine vorigen Pfadfinderverbindungen ist nichts bekannt, wohl aber, daß er und zwei Brettschneider-Brüder bei der O.M.E.G. tätig waren, gelegentliche Jagdtouren bis nach Angola unternahmen, gute Reitpferde besaßen und als verwegene Reiter an jedem Pferderennen auf der Tsume-ber Rennbahn teilnahmen. Becker erteilte auch Reitunterricht; und eines Tages kamen die Jungen vom Reiten stolz mit dem Schutztruppenhut nach Hause. Da Becker alles verkörperte, was die Jungen selber werden wollten, ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß die Tsumeber Pfadfindergruppe 1925 von O.L. Becker ins Leben gerufen wurde. Die Gruppe war da schon 14 Mann stark, und es wurden öfter kleinere Ausflüge unternommen; wohlgemerkt nur zu Fuß, ein Auto stand uns nicht zur Verfügung. Unsere Ziele waren zunächst die Rennbahn, Tsumeb-West, Farm Tönns-mann und Klippfontein an der Otjikoto-Pad. Auf Nachtausflug gingen die Tsumeber Pfadfinder mit umgehängten Decken. Unser Wimpel war schwarz-weiß-rot, ebenso die Armbinden; die Halsbinden schwarz-gelb. Von O. Becker, diesem alten Busch-Kenner, erhielten wir unsere ersten Hinweise über das Verhalten im Busch. Er zeigte uns, wie man ein fast rauchloses Lagerfeuer anzündet, ohne gleich einen Buschbrand zu entfachen; ein Feuer, an dem man sich gemütlich niederlassen und auch kochen konnte. Das Feuer konnte die ganze Nacht ohne große Anstrengung von der Nachtwache unterhalten werden, indem dickere Stämme je nach Bedarf zur Mitte des Feuers nachgeschoben wurden. Dann hatte man auch genügend Kohle für den Morgenkaffee. Am Lagerfeuer machte Becker uns auf die vielen Tierstimmen in der Nacht aufmerksam und erklärte, um welches Tier es sich jedesmal handelte. Eine zweistündlich wechselnde Nachtwache wurde eingeteilt, meist die Älteren, die auch für das Feuer und die nächste Ablösung verantwortlich waren. Nach dem Frühstück Unterricht im Busch: die Himmelsrichtungen, markante Geländepunkte, Augen und Ohren in ständiger Bereitschaft. Becker war für uns, soweit es sich um Gefahren im Busch handelte, der beste Lehrmeister, der uns beibrachte, diese zu meistern oder ihnen aus dem Wege zu gehen. Auf Warngeräusche, vor allem von Schlangen, mußte ganz besonders geachtet werden, denn die gab es in jenen Tagen mehr als genug. Becker war ein erstklassiger Schütze, er hatte immer sein Tesching dabei, und bei ihm lernten wir die Handhabung einer Waffe und das Schießen damit. Exerzieren oder dergleichen gab es bei Becker nicht, dafür aber leichte Wettspiele, die irgendwo auf einer sandigen Stelle abg halten wurden; auch Bockspringen, Zielwurf mit Steinen und Tauziehen. Manchmal machten wir kleinere Geländespiele, wobei wir zwei von den Größeren, die sich im Busch verstecken mußten, anhand etwaiger Spuren zu suchen hatten. Hierbei lernten wir, auf das Verhalten von Vögeln zu achten, die bei Annäherung von Menschen Lärm schlugen. Becker trug allein die Verantwortung für jeden von uns, und das in einem gefahrvollen Busch voller Schlangen und Ungeziefer. Er legte größten Wert auf Schutz und Sicherheit und brachte alle unter seiner Führung heil nach Hause. Er war ein besonnener, umsichtiger und fürsorglicher Mann, immer gleichbleibend freundlich. Leider hatten wir ihn nur zwei Jahre. Becker war ledig und ist später nach Grootfontein gezogen. 1927, anschließend an Becker, übernahm „Papa" Sarnow die Gruppe. Er machte diesem Namen alle Ehre - ein gütiger, älterer Herr, der niemals mit irgendwem geschimpft hätte. Papa Sarnow war Schutztruppler gewesen und danach bei der Tsumeb Mine tätig geworden. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Die deutschen Pfadfinder in Südwestafrika. Von Ihren Anfängen bis zum Jahre 1939, von Dr. Helmuth Schüneman et al.

Titel: Die deutschen Pfadfinder in Südwestafrika
Untertitek: Von Ihren Anfängen bis zum Jahre 1939
Autoren: Pastor Dr. Helmuth Schünemann und weitere Beitraggeber
Herausgegeben in Gemeinschaftsarbeit ehemaliger Pfadfinder und Pfadfinderinnen
Selbstverlag
Windhoek, Südwestafrika 1987
Originalbroschur, 17 x 24 cm, 166 Seiten, zahlreiche sw-Fotos

Schünemann, Helmuth im Namibiana-Buchangebot

Die deutschen Pfadfinder in Südwestafrika von Ihren Anfängen bis zum Jahre 1939

Die deutschen Pfadfinder in Südwestafrika von Ihren Anfängen bis zum Jahre 1939

Die deutschen Pfadfinder in Südwestafrika von Ihren Anfängen 1920/21 bis zum Jahre 1939.