Die ältesten Reiseberichte über Namibia, Teil 1, von Eduard Moritz und Maria Fisch
Die vorliegende Sammlung von Dr. Eduard Moritz, dessen Texte Maria Fisch bearbeitet hat, enthält teils unveröffentlichtes, teils seltenes oder in Vergessenheit geratenes Material zur Landeskunde von Südwestafrika.
Die vorliegende Veröffentlichung (Teil I) besteht aus 25 Berichten, die zwischen 1760 und 1842 durch verschiedene Autoren geschrieben wurden. Wir erfahren, wie die Nama-Hottentotten in Schüben aus Südafrika in Namibia einwanderten, sich immer weitere Gebiete aneigneten und mit Hilfe ihrer überlegenen Waffen die Damara und verschiedene Wildbeutergruppen (Topnaar und „Buschleute") enteigneten und unterwarfen, vernichteten oder vertrieben. Die in aride Gebiete versprengten Volkssplitter, die sich der Hörigkeit widersetzten, entwickelten räuberische und rachsüchtige Eigenschaften und wurden darum von allen anderen Ethnien gehaßt und blutig verfolgt. Die Nama waren auch untereinander oft in chronisch-blutige Konflikte verwickelt, so daß die Bevölkerungszahl zurückging und mehrere kleine Stämme ganz aufgerieben wurden. Die Oorlam-Nama dehnten ihre Raubzüge langsam auch bis in das Wohngebiet der Herero aus, und eine Verschiebung des ursprünglichen Siedlungsbildes war die Folge. Die ersten Weißen, die den Oranje überschritten, waren Elefantenjäger, angezogen durch die riesigen Großwildherden, die es damals an den Zuläufen des Fischflusses und in der Umgebung des Kuiseb und Swakop gab. Eine einzige südafrikanische Expedition schoß außer zahlreichen Antilopen z.B. 65 Nashörner und 6 Giraffen, und die Begleitmannschaft eines Missionars tötete an einem Tag 9 Büffel in der Nähe von Walvis Bay. Südlich des Oranje waren mehrere Großwildarten um diese Zeit schon fast ausgerottet. Gerüchte über Kupfer- und Goldvorkommen sowie über ein rätselhaftes Hirtenvolk im Norden stimulierten Händler und Wissenschaftler zu immer weiterem Vordringen in unbekannte Gegenden. Schließlich unterstützte die südafrikanische Regierung die Finanzierung einer großer Expedition, die während der Reise jedoch mit enormen Schwierigkeiten konfrontiert wurde: Mangel an Wasser und Weide, Krankheiten unter den Zugtieren, steinige Bergrücken, die das Vorwärtskommen behinderten, die Hufe der Ochsen zerfetzten und die Frachtwagen ruinierten. So verlor die Expedition des Willem van Reenen, der es 1792 gelang, bis zu den heißen Quellen von Kleinwindhoek vorzustoßen, auf dieser Expedition 140 Ochsen und mehrere Ochsenwagen und konnte die Rückreise nur mit fremder Hilfe bewältigen. Wir erfahren auch, daß ab 1796/97 eine vierjährige verheerende Dürre herrschte, der viele Menschen und Tiere zum Opfer fielen. Von den zwei Schiffen, die während des in diesem Buch behandelten Zeitraums die Westküste besuchten, brachte nur die „Mermin" wichtige Erkenntnisse heim. Sie berichtete 1793 u.a. über die Ausbeutung der Walfisch- und Robbenbestände durch amerikanische und englische Unternehmen. Diesen waren die einzelnen Buchten und Riffe und das küstennahe Hinterland schon viel früher bekannt als südafrikanischen Seefahrern. Die Mannschaft der Mermin machte weite Erkundungsausflüge im Kuiseb- und Swakoptal aufwärts, um die Gerüchte über eine Goldmine zu untersuchen. Sie hatten große Schwierigkeiten, mit der scheuen einheimischen Bevölkerung in Kontakt zu treten. Dies war die Folge schlechter Erfahrungen mit Walfängern, die sich Übergriffe erlaubt und einheimische Frauen belästigt hatten. Ab 1806 beginnt mit der Niederlassung der Londoner Missionsgesellschaft, der bald Wesleyan Methodisten folgten, ein neues Kapitel der namibischen Geschichte. Ihre Stationen wurden zu Anziehungspunkten großer Menschenmengen, denn außer dem Schul- und Religionsunterricht boten sie auch Arbeitsmöglichkeiten, eine gewisse Sicherheit und geistliche Heimat in dem Kriegsgetümmel. Die Missionare scheuten keine Mühe, die Vernichtung der wehrschwachen Wildbeutervölker zu bremsen, die Raubzüge einzudämmen und friedliche Beziehungen zwischen verfeindeten Namafraktionen herzustellen. Aber oft wurden Erfolg und Hoffnung überschattet durch die berechtigte Furcht der Missionarsfamilien, unfreiwillig in die Konflikte einbezogen, vertrieben oder ermordet zu werden. Dann begann von neuem die Suche nach einem geeigneten Siedlungsplatz, wo für eine größere Gemeinde ausreichend Wasser, Gartenland und Bauholz vorhanden war. In den vierziger Jahren wurden diese Pioniere nach und nach durch Mitglieder der Rheinischen Mission abgelöst. [...]
Dies ist ein Auszug aus: Die ältesten Reiseberichte über Namibia, Teil 1, von Eduard Moritz und Maria Fisch.
Titel: Die ältesten Reiseberichte über Namibia, Teil 1
Untertitel: Die 25 frühesten Landreisen 1760-1842
Autor: Eduard Moritz
Bearbeitung: Maria Fisch
Verlag: Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft
2. Auflage, Windhoek 2001
ISBN 3936858306 / ISBN 3-936858-30-6
ISBN 9783936858303 / ISBN 978-3-936858-30-3
Originalbroschur, 15 x 21 cm, 224 Seiten, 49 sw-Fotos, 1 Karte
Moritz, Eduard und Fisch, Maria im Namibiana-Buchangebot
Die ältesten Reiseberichte über Namibia, Teil 1
Im Teil 1 der Reihe 'Die ältesten Reiseberichte über Namibia' sind die 25 frühesten Landreisen zwischen 1760 und 1842 ins südwestliche Afrika beschrieben.
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