Der im Sturm steht wie ein Kameldornbaum: Die Evangelisten Namibias und ihre Geschichte, von Hans-Martin Milk

"... der im Sturm steht wie ein Kameldornbaum.": Die Evangelisten Namibias und ihre Geschichte von Hans-Martin Milk. Rüdiger Köppe Verlag. Köln, 2019. ISBN 9783896454522 / ISBN 978-3-89645-452-2

"... der im Sturm steht wie ein Kameldornbaum.": Die Evangelisten Namibias und ihre Geschichte von Hans-Martin Milk. Rüdiger Köppe Verlag. Köln, 2019. ISBN 9783896454522 / ISBN 978-3-89645-452-2

Der Titel dieses Buches "... der im Sturm steht wie ein Kameldornbaum.": Die Evangelisten Namibias und ihre Geschichte von Hans-Martin Milk, beruht auf eine Aussage des Evangelisten Traugott Dâusab in Anlehnung an Jeremia 17, 8: „Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt und am Bach gewurzelt. Denn obgleich eine Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün, und sorgt nicht, wenn ein dürres Jahr kommt sondern er bringt ohne Aufhören Früchte.”

[...] Ganz sicher waren die Evangelisten nicht die schemenhaften Figuren ohne längerfristige Bedeutung, als die sie in der Literatur oft erscheinen. Demnach standen sie im Schatten der Missionare, die sie begleiteten oder mit denen sie zusammenarbeiteten. Für viele, denen sie begegneten, mögen sie widersprüchlich erschienen sein. Gehörten sie noch zur afrikanischen Gemeinschaft — waren Brüder? Oder waren sie anders, europäisch geworden - waren Fremde? Diese Mehrdeutigkeit eröffnete ihnen aber gleichzeitig jenen sozialen Raum, diesen liminal Space, in dem traditionelles Leben und Kultur auf christliche Uberzeugung und Praxis trafen. Dass sie sich in diesem Raum geschickt bewegen mussten — wenn auch oft mit dogmatischer Unversöhnlichkeit — um überhaupt gehört zu werden, zeigen viele Biographien der unterschiedlichsten Zeitabschnitte. Deswegen ist ihr Beitrag als cultural brokers — trotz großer individueller Unterschiede — unübersehbar. In dieser Rolle sind sie auch gleichzeitig wichtige Bindungsglieder in der namibisch-deutschen Geschichte geworden. Viele der hier vorgestellten Evangelisten waren im Bewusstsein und in der Praxis der namibischen Bevölkerung führende Persönlichkeiten und wurden mit „omuhona" oder „leeraar" angesprochen - beides Ausdrücke der Ehrerbietung, die sonst nur für die Missionare benutzt wurden. Dies war gängige Praxis, schon lange bevor die Missionare überhaupt daran dachten, den Evangelisten gleichwertige Positionen einzuräumen. Sie waren Intellektuelle, bevor die deutschen Missionare ihnen das Recht auf eine fundierte Ausbildung einräumten und sie verstanden sich als Fürsprecher ihrer Gemeinden, auch wenn die Vorstellung der Missionare, sie zu einem „Evangelistenstand" im Sinne eines Berufstandes heranzubilden, nie umgesetzt wurde. Evangelisten verstanden sich als Christen. Dadurch, dass die Evangelisten in diesem Buch zu den Protagonisten werden und indem versucht wird, die Ereignisse aus ihrer Perspektive zu beschreiben, gewinnt das Christentum eine eigene Dynamik. Aber es ist eine Dynamik, die sich unter namibischen Bedingungen entwickelt und die von namibischen Akteuren gestaltet wird. Dass dieser Perspektivwechsel eine Herausforderung sein kann, beschreibt Stephen Volz im Zusammenhang mit seinen historischen Forschungen von Tswana-Evangelisten: „Dieses Narrativ mag für Wissenschaftler, die nach Gründen und Zusammenhängen von europäischem Kolonialismus und Imperialismus suchen, fremdartig erscheinen, sie versucht aber der Denkart und Rede der Evangelisten selber gerecht zu werden." Als Kind und Jugendlicher hatte ich das Privileg, namibischen Evangelisten zuzuhören, sie zu erleben und kennenzulernen. Ich wuchs in ihrer Nähe auf, als sie aus allen Teilen Namibias zur Ausbildung auf die Missionsstation kamen, auf der ich groß wurde. Sie gehörten damals zur letzten Generation von Evangelisten. Einige von ihnen haben mich als Jugendlichen besonders beeindruckt. Diese Evangelisten haben mir persönlich die Sinne geschärft für das Christsein als Afrikaner. Aber auch für das Übel der Apartheid, auf deren unterschiedlichen Seiten wir lebten. Deswegen verbinde ich mit einigen Namen mehr als nur verfasste Lebensläufe. Als ich vor einigen Jahren begann, aus den Aktenbeständen die Einzelheiten zu den Generationen von Evangelisten vor ihnen zu sammeln, war bald offensichtlich, dass sie bereits in einer Tradition von bedeutenden Persönlichkeiten standen. So wurde das Recherchieren und Zusammenstellen von biographischen Einzelheiten eine Weiterführung der persönlichen Erfahrung. Wo möglich, habe ich versucht, durch lebensgeschichtliche Interviews die Erzählungen von ehemaligen Evangelisten, bzw. ihrer Familien und Nachkommen zu dokumentieren. Ihnen, die sich mir dafür zur Verfügung gestellt haben, gilt mein Dank für ihre Geduld und Mühe. Bei Übersetzungen half mir Pastor Tilvas Haitula. Bei ihm und Pastor Jesaja Nashongo, der bei der Vermittlung einiger Gespräche half, bedanke ich mich. Den Anstoß zu den Recherchen verdanke ich einem Text von Jan-Bart Gewald, in dem er mit viel Empathie die Arbeit der Evangelisten während der Sammelaktion der RMG beschreibt und die wissenschaftliche Community ermutigt, sich dem Thema der Evangelisten zuzuwenden. Praktische Hilfe für dieses Buch bekam ich von Dag Henrichsen (Baseler Afrika Bibliographien): der Gedankenaustausch mit ihm war mit Hinblick auf die Evangelisten des 19. Jahrhunderts eine große Bereicherung; vor einiger Zeit stellte er mir großzügig seine Recherchen zu RMG-Mitarbeitern des 19. Jahrhunderts zur Verfügung. Prof. Theo Sundermeier hat mich — nachdem er die ersten Ergebnisse meiner Forschungen gelesen hatte - zur Herausgabe dieses Buches ermutig. In den Archiven in Wuppertal und Windhoek, in denen ich für meine Arbeit viel Zeit verbrachte, danke ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Untertützung, in besonderer Weise Herrn Apelt von der Archiv- und Museumstiftung der VEM. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Der im Sturm steht wie ein Kameldornbaum: Die Evangelisten Namibias und ihre Geschichte, von Hans-Martin Milk.

Titel: Der im Sturm steht wie ein Kameldornbaum
Untertitel: Die Evangelisten Namibias und ihre Geschichte
Autor: Hans-Martin Milk
Reihe: InterCultura – Missions- und kulturgeschichtliche Forschungen Band 11,
Herausgeber: Archiv und Museumsstiftung der VEM, Wuppertal.
Verlag: Rüdiger Köppe Verlag
Köln, 2019
ISBN 9783896454522 / ISBN 978-3-89645-452-2
Kartoneinband, 16 x 25, 488 Seiten, etliche sw-Abbildungen und Karten im Text

Milk, Hans-Martin im Namibiana-Buchangebot

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"... der im Sturm steht wie ein Kameldornbaum: Die Evangelisten als Helfer der Rheinischen Mission in Namibia, ihre Geschichte und Biographien.

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