Das Konzentrationslager, von Fritz Spiesser
Der Roman über die englischen Konzentrationslager in Südafrika ist zeitlich im Zweiten Anglo-Burenkrieg angelegt.
Das Gefecht bei Paardeberg im Oranjefreistaat und die folgende Kapitulation des eigensinnigen und widerborstigen Burengenerals Cronje am 27. Februar 1900 war die Marneschlacht des Burenvolkes. Denn es blieb zu Felde unbesiegt durch weitere zwei Jahre, und wo die Engländer sich stellten, da wurden sie geschlagen. Aber der Gott des endlichen Sieges hatte das Antlitz vor seinem treuesten Volke verhüllt. Seit dieser Kapitulation, die dem tapferen Cronje eigentlich das Beiwort des zögernden oder des unfähigen Cronje eingebracht haben müßte, denn er hatte zu drei Malen einzigartige Gelegenheit gehabt, den britischen Feldherrn Lord Roberts vernichtend und für den Krieg entscheidend zu schlagen, wenn er seinen deutschen Ratgebern gefolgt wäre, seit dieser Kapitulation wurde aus dem Gleich zu Gleich ein erdrückendes Ungleich zugunsten der britischen Landräuber. Bisher hatte man im herkömmlichen Stile gekämpft: Operationsbasen, Eisenbahnen, Aufmarschgebiete, Nachschublinien standen jeder Partei zur Verfügung. Die Strategie war jedem der beiden Teile zu Diensten, Planung und Berechnung waren Mittel der Kriegführung auf beiden Seiten - oder hätten es bei den Buren sein können. Nach Paardeberg jedoch blieb den Buren an Stelle der zeit- und raumbeherrschenden Strategie nur noch die örtliche Taktik. Aus dem Krieg der Stäbe, aus einem ordnungsmäßigen Feldzug der Operationsbasen, Eisenbahnen, Aufmarschgebiete und Nachschublinien wurde für die Buren der mühsame und aufreibende Kleinkrieg, und Roberts und Kitchener hatten aus ihrer Seite die Vorteile der Strategie, der Planung und des Vorausbestimmens. Das Gesetz des Handelns hatten sie für immer errungen. Heute scheint uns dies sehr verständlich, denn die seelischen Anlagen des Burenvolkes ließen nichts anderes zu. Den Buren war seit Jahrhunderten der Krieg des Busches gemäß, der Kleinkrieg, der abenteuerliche und verwegene Kampf um die Wasserstelle oder das beherrschende Kopje. Seit 1648 kämpften sie gegen Hottentott, Basuto, Sulu und Matabele in dieser Pionierweise. Kriegskunst im europäischen Sinne war ihnen eigentlich fremd, Strategie eine Unbekannte. Nur die Taktik des Buschkrieges, die von den alten Vortreckern vererbte Kampfweise war ihnen vertraut. Sie kam ihnen aus dem Blute, aus der Seele, sie konnten nicht anders fechten, sagen sie ja auch für „kämpfen" immer „fechten". Wenn also die vielen europäischen Freiwilligen, voran die Offiziere der drei deutschen Korps, denn Deutsche stellten das stärkste und beste Kontingent unter den Freiwilligen, immer wieder den Kopf schüttelten und die Militärkritiker verständnislos vor den groben und schicksalschweren Fehlern der Burenführer standen, die oftmals, wie gerade Cronje, gegen die bessere Einsicht handelten und die deutschen Ratschläge mit der Bemerkung abfertigten, sie wären schon Orlogmänner gewesen, da jene noch die Hosen näßten, so sind diese Schnitzer nur zu verständlich. Wie konnten sie gegen ihr Blut und ihre Seele handeln? Darum rührt der Strahlenkranz des Ruhmes, der uns Nachgeborenen noch immer um die Stirnen der Burenkämpfer zu leuchten scheint, auch nicht von dem ersten Teil des Krieges her, dem Krieg der Armeen und Feldherren, vielmehr stammt er aus der Zeit nach Paardeberg, aus den Tagen des Kleinkriegs. Hier, in der kühnen Offensive aus der Desensive, zu einer Zeit, als die britischen Armeen in einer Stärke von 200.000 Mann den Freistaat und Transvaal in voller Ausdehnung besetzt hielten, hier beginnt erst der Ruhm des Burenkämpfers. Einzelne Buschkorps waren es, die - wie in jenen Tagen des Kampfes gegen die Sulufürsten Tschaka oder Dingaan - Schrecken und Schauer in die feindlichen Linien trugen. Zu einer Zeit - September 1900 -, da der britische Feldherr erklärt hatte: The war is practically over (Der Krieg ist so gut wie beendet), zu einer Zeit, da im ganzen Lande 230.000 Briten, oder besser deren Hilfsvölker, standen, da waren es wenige 13.000 oder 20.000 Buren, die den Briten Niederlage um Niederlage beibrachten. […]
Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Das Konzentrationslager, von Fritz Spiesser.
Titel: Das Konzentrationslager
Autor: Fritz Spiesser
Genre: Historischer Roman
Reihe: Soldaten-Kameraden! Band 20/21
Verlag: Franz Eher Nachfahren
München, 1940
Original-Halbleinen, Original-Schutzumschlag, 12 x 19 cm, 154 Seiten
Spiesser, Fritz im Namibiana-Buchangebot
Das Konzentrationslager
Roman über den Zweiten Anglo-Burenkrieg und die britischen Konzentrationslager in Südafrika.
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