Das große Dickschenärie, von Joe Pütz

Das große Dickschenärie, von Joe Pütz. Dickschenärie I & II, Kommbeind, Riekonndischend, Gemoddifeid und Gesuhpt. Peter's Antiques; Swakopmund, Namibia 2001; ISBN 9991650466 / ISBN 99916-50-46-6

Das große Dickschenärie, von Joe Pütz. Dickschenärie I & II, Kommbeind, Riekonndischend, Gemoddifeid und Gesuhpt. Peter's Antiques; Swakopmund, Namibia 2001; ISBN 9991650466 / ISBN 99916-50-46-6

Mit dem Ziel, die Erhaltung und Dokumentierung des Südwesterdeutsch zu sichern, gab Joe Pütz 2001 eine überarbeitete Neuauflage des Grossen Dickschenärie für all jene heraus, die über die Jahre erfolglos nach einer Ausgabe der seltenen ersten oder zweiten Auflage des Wörterbuchs gesucht hatten.

Aus dem Vorwort:

(...) Schon des öfteren ist die Vermutung geäussert worden, dass die Sprache eines Menschen oder einer Nation einen Einblick in den Charakter des Individuums oder des Kollektivs gewährt, dass der Sprachstil Rückschlüsse auf die Weltanschauung des Sprechenden zulässt. Wenn dem so ist, und der Verdacht scheint gut fundiert zu sein, bieten zuerst die Dickschenäries und jetzt Das Grosse Dickschenärie nicht nur eine Einführung in einen 'Kolonial-Dialekt' oder 'Dritte-Welt-Slang', sondern auch eine Tür zur Seele und Psyche der 'Oukies' (Südwester). Die Vokabel-Veränderungen und grammatikalischen Verstümmelungen, die der deutschen Sprache in (vorher) Südwestafrika (und jetzt Namibia) widerfahren sind, können nämlich nicht nur auf Sprechfaulheit und Bildungsmangel abgeschoben werden. Sie reflektieren notwendigerweise auch die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt. Solch eine Wechselbeziehung zwischen alter Sprache und neuer Umwelt muss zu einer dialektischen Verformung der Sprache, des Sprechenden und der Umwelt führen. Eine Sprache, die über Jahrtausende in der Umwelt 'Europa' entstanden ist, muss letzten Endes der oft radikal anderen Umwelt 'Afrika' gerecht werden. Wenn dies nicht geschehen wäre, käme der Verdacht auf, dass entweder die Menschen oder aber die Sprache erstarrt sind. Bevor sich jedoch jemand an eine Psychoanalyse der 'Oukies' wagt, muss die Warnung ausgesprochen werden, dass eine rein oberflächliche, symptomatische Analyse diesem Typ kaum gerecht werden kann. Menschliche und linguistische Erscheinungen sind zumeist beladen mit scheinbaren Widersprüchen und unbekannten Variablen. Auf den ersten Blick mag es deshalb so scheinen, als ob die Oukies ein altmodisches, grobschlächtiges, vulgäres Volk seien, das sich fast ausschliesslich mit Fahrzeugen, Suff, Sex und Gewalt beschäftigt. Gleichzeitig kann diese Einsicht nur einen Bruchteil des Komplexes erfassen (eine ähnliche Aussage kann schliesslich - seien wir ehrlich - über viele andere Stämme, Volksgruppen und Klassen in allen Teilen der Welt gemacht werden). Wer solch ein Urteil fällt, hat metaphorisch aus der intellektuellen Hüfte geballert, so einfach ist der 'Südwester' (d.h. Namibier deutscher Abstammung), nicht zu erfassen. Die moderne Versuchung, alle Phänomene mit handlichen Etiketten zu versehen, ist eine armselige Tendenz. Die andere Seite der Münze ist nämlich, dass die Oukies auch weichherzig, grosszügig, hilfsbereit, modern im amerikanischen Sinne des Wortes, unverfälscht und humorvoll sind, und dass diese Charakterzüge nur in einem scheinbaren Widerspruch zum vorhergesagten stehen. Das Ganze ist doch wohl mehr als die Summe der Teile. Was grob, vulgär und obszön wirkt, ist zugleich auch eine sinnliche Vitalität und Lebensfreude, die so manchen 'kultivierteren' Bürgern der Bundesrepublik vielleicht fehlt. Das Dickschenärie und der Duden wissen, unter welcher Flagge sie segeln, sie ist nichts anderes als ein Versuch, Südwesterdeutsch in engem Rahmen zu Papier zu bringen. So gesehen ist dieses Buch engstirnig und 'stammesorientiert', 'cliquenhaft', was auch immer. Dessen ist sich der Author durchaus bewusst. Notwendigerweise ignoriert die begrenzte Thematik die Mehrheit der Landsleute - schwarz, braun, weiss und gelbgrün gestreift. Wer glaubt, dass die Beispiele in diesem Buch übertrieben sind, ist Opfer einer Illusion. Die Oukies sprechen nicht nur tatsächlich so, sondern im richtigen Zusammenhang oder emotionellen Zustand kann die Sprache noch bedeutend (!) bunter werden. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Das große Dickschenärie, von Joe Pütz.

Titel: Das große Dickschenärie
Untertitel: Dickschenärie I & II, Kommbeind, Riekonndischend, Gemoddifeid und Gesuhpt
Autor: Joe Pütz
Verlag: Peter's Antiques (Peter Haller)
Swakopmund, Namibia 2001
ISBN 9991650466 / ISBN 99916-50-46-6
Originalbroschur, 22x17 cm, 155 Seiten, mit Textillustrationen

Pütz, Joe im Namibiana-Buchangebot

Das große Dickschenärie

Das große Dickschenärie

Das große Dickschenärie ist ein Wörterbuch mit Grammatikteil für Südwester Deutsch.

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