Hünfelder Oblaten OMI
Die Institution der Hünfelder Oblaten wurden als erste deutsche Niederlassung des aus Frankreich stammenden katholischen Ordens Oblati Mariae Immaculatae OMI eingerichtet.
Seit 1872 galt im Deutschen Reich, im Zuge des Kulturkampfes und des sogenannten Jesuitengesetzes, ein Verbot der Niederlassung des Jesuitenordens und ihm nahestehender Organistationen. Dies betraf in der Praxis alle katholischen Orden, so auch den 1816 in Frankreich gegründeten Orden Oblati Mariae Immaculatae OMI, der zu jener Zeit bereits stark in die Missionsarbeit expandiert hatte und Niederlassungen in Deutschland zu gründen wünschte. Nachdem der politisch-päpstliche Kulturkampf in den 1880er Jahren allmählich abebbte und sich erste Konsenslösungen anbahnten, erlaubte eine im Jahr 1887 erlassene Verordung Ausnahmen vom Niederlassungsverbot sofern die Orden Niederlassungen einrichteten, die der Ausbildung von Missionaren für den Einsatz im Ausland dienten. Diese Ausnahmeregelung nutzte der Orden Oblati Mariae Immaculatae OMI für die Errichtung seiner ersten Niederlassung und Ordensprovinz im hessischen Hünfeld nahe der Stadt Fulda und bekam das 1884 als deutsche Koloninie proklamierte Deutsch-Südwestafrika als Missionsgebiet zugewiesen. In der Folge nahmen die Hünfelder Oblaten die Missionsarbeit dort auf, während die Missionsoblaten im benachbarten Südafrika bereits seit 1847 tätig gewesen waren. Die Stadt Hünfeld wies den Missionsoblaten ein geeignetes Grundstück zu auf dem der Bau des Klosters und einer Kirche in den Jahren 1896 bis 1900 vollzogen wurde. Die ersten Hünfelder Oblaten waren während der Bauzeit im Rathaus von Hünfeld untergebracht. Das St. Bonifatiuskloster entwickelte sich gut und eine philosophisch-theologische Hochschule sowie eine Ausbildungsstätte für die Novizen der Hünfelder Oblaten wurde angegliedert. Zeitweise lebten und arbeiteten an die 100 Studenten und 50 Patres und Brüder dort. 1930 wurde der Gebäudekomplex erweitert. 1941 wurde das Kloster enteignet und die Angehörigen des Ordens vom Gelände verwiesen. Erst 1946 kehrten die Hünfelder Oblaten dorthin zurück. 1971 wurde die Hochschule der Hünfelder Oblaten geschlossen und fortan als Exerzitien- und Tagungshaus genutzt. Seit der Mitte der 1970er Jahre befindet sich das Noviziat, seit 1983 ein Alterssitz und eine Pflegeeinrichtung für Angehörige des Ordens im St. Bonifatiuskloster. Seit 2003 ist im Kloster das OMI-Jugendbüro untergebracht, das die Jugendarbeit in der mitteleuropäischen Ordensprovinz koordiniert, die von Mainz geleitet wird. Im Jahr 2011 gehören 37 Oblatenpatres und -brüder, 2 Novizen und 4 Postulanten zum St. Bonifatiuskloster in Hünfeld. Es gilt als ein Geistliches Zentrum und hat jährlich über 10.000 Tagungsgäste. Die Oblaten-Patres sind in der Pfarr-, Krankenhaus-, Gefängnis- und Exerzitienseelsorge im Bistum Fulda tätig, die Oblaten-Brüder sind in den klostereigenen Werkstätten und im Tagungshaus tätig.
Internetseite des St. Bonifatiuskloster der Oblaten M.I.:
www.bonifatiuskloster.de
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