Windhoek (Afrika-Verlag Der Kreis), von Karl Ferdinand Lempp

Windhoek, von Karl Ferdinand Lempp. Afrika Verlag Der Kreis. Windhoek, Südwestafrika 1964

Windhoek, von Karl Ferdinand Lempp. Afrika Verlag Der Kreis. Windhoek, Südwestafrika 1964

Dies ist ein 1964 von Karl Ferdinand Lempp im Afrika-Verlag Der Kreis herausgegebenes Porträt und Zeitaufnahme der Stadt Windkoek.

Karl Ferdinand Lempp  

Windhoek - rund 40 000 Einwohner, eine der kleinsten Hauptstädte der Erde, Zentrum eines unglaublich dünnbevölkerten Landes, in einem halbariden Landstrich gelegen, fern den Verkehrszentren des mondänen Europas, geschäftigen Amerikas, wimmelnden Asiens! Windhoek - Hauptstadt eines afrikanischen Landes mit weissen, hellbraunen, schokoladebraunen und pechschwarzen Bewohnern, knapp über eine halbe Million an Zahl, mit zwanzigerlei Zungen redend, afrikaans, deutsch, englisch, otjiherero, nama, einigen Ovambo-Dialekten, einigen Buschmann-Dialekten und mit Sprachen, wie sie am Okavango, dem nordöstlichen Grenzfmss, im Schwange sind! Windhoek—Stadt der ärmsten Analphabeten, aber auch gebildeter, feinsinniger Künstlernaturen, eine Stadt der wunderbaren Erfahrungswelt für alle Fremden! Sie ist so kontinental, sagen die Besucher aus der Republik Südafrika und meinen damit nach englischem Sprachgebrauch, dass sie europäische Atmosphäre ausstrahle. Sie ist noch so deutsch, sagen die Gäste aus Deutschland. Sie ist so gemütlich, sagen die englischsprachigen Einwohner und verwenden dabei das deutsche Wort für eine Art von Gemütlichkeit, die gefährlich nahe am Spiessigen liegt! Sie ist so voller Hast, klagen die Farmer vom flachen Land, wenn sie in die Hauptstadt kommen, mit uralten oder hypermodernen Erzeugnissen der Autobranche, den Verkehrsfluss hemmend, ohne dessen gewahr zu werden, während ihre Damen vom Fahrzeug aus die Ladenauslagen mustern! Ein schwarzer Kellner in der „Kaiserkrone" stand kürzlich an einen Pfeiler gelehnt und flötete die Wacht am Rhein vergnügt vor sich hin. Stadt der Gegensätze und doch unser vertrautes Windhoek! Wo heute Windhoek steht, war vor rund einem Jahrhundert buchstäblich nichts, das heisst, es breitete sich ein Talkessel in 1700 Meter Meereshöhe zwischen Gebirgen bis zu 2500 Metern im Osten, Süden und Westen aus, die man später Eros- und Auasberge und Khomas-Hochland nannte. Entfernte man sich auch nur ein wenig von den heissen Quellen und ihren Morästen, so gab es weithin nur Dornbusch, Steine und Sand und erbarmungslose mittägliche Glut. Im Winter aber und bis in den Frühsommer hinein, also von Mai bis September, erschauerten die menschenleeren Hügel und Hänge unter nächtlichem Frost, der bis 15 Grad reichen konnte. Er soll der Gegend den Namen Winterhoek - Kälteloch - von den streunenden Hottentotten eingetragen haben, die vom Kap der Guten Hoffnung und seinem Hinterland die holländische Sprache mitgebracht hatten. Aus Winterhoek soll durch falsche Deutung der heutige Name der Stadt entstanden sein. Nach anderer Lesart soll Jonker Afrikaner, der Hottentottenhäuptling, der Stadt den Namen Winterhoek gegeben haben nach einem gleichnamigen Berg in der Kapprovinz, woher er einstmals gekommen. Jonker Afrikaner, sein Name ist jedem, der sich mit der alten Geschichte Südwestafrikas befasst, so vertraut, als wäre er einer der unsrigen. Er war aber ein uns unbegreiflicher Namafürst, mit wenig fürstlichem Nimbus, verschlagen und grausam und trotzdem auch wieder, wenn ihn die Stimmung überfiel, milde und christlich gesinnt. Diese Christlichkeit hatte nichts mit der ernsten Frömmigkeit europäischer Mystiker oder Pietisten gemein, sie war überhaupt nicht von der Tiefe der mittelalterlichen Glaubenskraft, und doch würde man nicht der Sache gerecht, wollte man Jonkers Glauben rundweg unterschätzen oder als heuchlerisch abtun. Auch hier waren merkwürdige Gegensätze durchaus miteinander vereinbar. Wie jahrhundertelang zwischen Deutschen und Franzosen Tau gezogen wurde, bis sich ihre vermeintlichen Gegensätze auf höherer, europäischer Ebene ausglichen, so waren die Jahrzehnte von 1820 bis 1890 in Südwestafrika gekennzeichnet durch die Gegensätze zwischen den vom Kap zurückflutenden Nama und den von Norden vorgestossenen Hereros, die Krieger und Nomaden waren. Im Zentrum dieses Hin und Her lag die Stelle des späteren Windhoek. Als Jager Afrikaner, der Vater Jonkers, mit seiner Horde auf der Flucht von Süden den Oranje überschritt und seinen Brüdern im heutigen Südwestafrika, der sogenannten Roten Nation, zu Hilfe kam, wandte sich das Blatt gegen die weit vorgedrungenen Hereros. Jonker folgte seinem Vater 1823 und trieb den Feind bis nördlich Okahandjas zurück. Windhoek, an strategischem Ort zwischen den Gebirgen, wurde endlich sein Wohnsitz. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Windhoek (Afrika-Verlag Der Kreis), von Karl Ferdinand Lempp.

Titel: Windhoek
Herausgeber: Karl Ferdinand Lempp
Verlag: Afrika-Verlag Der Kreis
1. Auflage. Windhoek, Südwestafrika 1964
Original-Kunstledereinband mit originalem Schutzumschlag, 20 x 25 cm, 212 Seiten, zahlreiche sw- und Farbabbildungen, dreisprachiger Text (deutsch, englisch, afrikaans)

Lempp, Karl Ferdinand im Namibiana-Buchangebot

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