Unser Kamerun von heute Eva Mac Lean

Unser Kamerun von heute: Ein Fahrtenbuch, von Eva MacLean. Fichte Verlag Paul Wustrow. Erstauflage, München 1940. Ansicht des grünen Leinenbandes.

Unser Kamerun von heute: Ein Fahrtenbuch, von Eva MacLean. Fichte Verlag Paul Wustrow. Erstauflage, München 1940. Ansicht des grünen Leinenbandes.

Unser Kamerun von heute (Autorin: Eva MacLean, 1940) Ansicht des seltenen Original-Schutzumschlages.

Unser Kamerun von heute (Autorin: Eva MacLean, 1940) Ansicht des seltenen Original-Schutzumschlages.

Kamerun-Karte mit der Reiseroute Eva MacLeans, die sie in ihrem Reisebericht "Unser Kamerun von heute" (1940 erschienen) beschrieben hat.

Kamerun-Karte mit der Reiseroute Eva MacLeans, die sie in ihrem Reisebericht "Unser Kamerun von heute" (1940 erschienen) beschrieben hat.

Eva Mac Lean, über die wir leider nicht viel in Erfahrung bringen konnten, bereiste Kamerun und Südwestafrika in den 1930er Jahren. Von deutsch-nationaler Gesinnung, waren Ihre Reiseberichte auch von ihren Beobachtungen der Auslandsdeutschen in Afrika geprägt. Unser Kamerun von heute: Ein Fahrtenbuch ist ihr bekanntester Beitrag.

Küstengespräche: Statt einer Vorrede

Hinter einem Bild, das an der weißen Verandawand des Tropenhauses hing, kam ein fingerlanger Gecko hervorgeschlichen, schnellte plötzlich aus ein ahnungsloses Insekt zu und verschlang es, ohne viel zu schlucken. Vom 'Schaukelstuhl aus verfolgte ich die ausregende Jagd an der Hauswand, die täglich bei schwindendem Sonnenlicht begann und bis tief in die Nacht hinein im Schein der elektrischen Lampen fortgesetzt wurde. Wieder war ein Tag zu Ende, fuhr es mir durch den Kopf, ein Tag des Schauens und des Planens, randgefüllt mit neuem Erleben, aber auch voll einer unruhigen Erwartung. Es war der siebte Tag meines Aufenthaltes in Duala, eine Woche war es her, daß ich mit Sack und Pack den Dampfer „Wangoni" verlassen hatte und über das Fallreep nach Afrika gekommen war, eine Woche wartete ich darauf, endlich in den Busch von Kamerun zu kommen. „Was wollen Sie bloß in Kamerun?" hatte der Kapitän beim Abschied gesagt. „Eine Frau so ganz allein im Busch!" Er schüttelte bedenklich den Kopf. „Was wollen Sie eigentlich in Kamerun?" fragte schon etwas eindringlicher ein „alter Afrikaner", 'der in Duala an Bord des Schiffes kam. „Ich will wissen, was die Deutschen machen", antwortete ich. „Dazu hätten Sie nicht zu kommen brauchen", brummte er ärgerlich, „ich lebe seit dreißig Jahren hier und kenne das Land wie meine Westentasche. Wer was wissen will, braucht mir nur eine Postkarte zu schreiben." „Was führt Sie nach Kamerun?" hatte sich in verborgener Unruhe der französische Einwanderungsbeamte erkundigt, dem ich am ersten Morgen den notwendigen Besuch in seinem Büro machte. „Ich möchte einen Gorilla kaufen", sagte ich wahrheitsgemäß, denn auch das war ein Grund, weswegen ich gekommen war, und außerdem hielt ich in diesem Augenblick die Beschäftigung mit Affen für den unverfänglichsten Reisegrund. Der Beamte lächelte verbindlich, schien nicht im mindesten überrascht, und ich hatte geradezu das Gefühl, als säßen hier täglich Frauen vor ihm, die wegen eines Gorillaexportes nach Kamerun gekommen waren. Zwei schwarze Kerle auf Rädern, die mich von da ab ständig in Duala verfolgten und beobachteten, welche photographischen Aufnahmen ich machte, ließen mich indessen erkennen, daß meine Erklärung kein gläubiges Herz getroffen hatte. „Wissen Sie, was Sie in Kamerun wollen?" schleuderte mir wochenlang später in einer düsteren Nachtstunde ein vollständig betrunkener griechischer Händler entgegen, „Spionage treiben wollen Sie, und wenn Sie da wären, wo Sie hingehören, dann säßen Sie jetzt im Gefängnis." „Sie wollen also tatsächlich nach Kamerun?" Der Direktor einer der großen deutschen Pflanzungsbetriebe am Kamerunberg saß in seinem Kontor in Hamburg und hob bedenklich die Augenbrauen. „Ich möchte Ihnen nicht abraten, aber es ist kein Reiseland. Die Unterkunftsmöglichkeiten fehlen — und überdies find Sie eine Frau —, so was bringt Unruhe in den Betrieb." Mein Schaukelstuhl auf der Veranda des weißen Hauses in Duala wippte auf und nieder. Die Geckojagd an der Wand ging weiter. Das kleine Tierchen, das wie eine Eidechse aussah, hatte einen hellen, fast durchsichtigen Leib. „Also, was wollen Sie eigentlich in Kamerun?" dröhnte eine Stimme an mein Ohr, und in mein Gesichtsfeld schob sich die Gestalt des Hausherrn, in zerknittertem Anzug mit verschwitztem Gesicht, eine Atmosphäre von guter Laune verbreitend, wie es so oft diese starken und fülligen Menschen tun, denen das Wohlwollen auf dem Gesicht geschrieben steht. „Sehen will ich was!" gab ich zurück. „Menschen? Tiere? Städte? Gegend?" — „Alles." — „Das ist ziemlich viel. Dann gehe ich erst mal baden." Herr Marting verschwand im Baderaum, und die Dusche brauste. Mein Blick schweifte zwischen den rundbogigen Pfeilern der Veranda nach draußen, zu den weißen Häusern Dualas unter den wiegenden Palmenkronen hin, zu den hellroten Straßenbändern, über die rastlos Autos rollten.  […]

Dies ist ein Textauszug aus: Unser Kamerun von heute. ein Fahrtenbuch, von  Eva Mac Lean.

Titel: Unser Kamerun von heute
Untertitel: Ein Fahrtenbuch
Autorin: Eva Mac Lean
Herausgeber: Reichskolonialbund
Verlag: Fichte Verlag Paul Wustrow
Erstauflage, München 1940
Original-Leineneinband, Original-Schutzumschlag, 20 x 26 cm, 158 Seiten, 1 Karte, zahlreiche sw-Abbildungen, Frakturschrift

Mac Lean, Eva im Namibiana-Buchangebot

Unser Kamerun von heute

Unser Kamerun von heute

Sehr interessante Reiseeindrücke einer Deutschen aus der früheren deutschen Kolonie Kamerun in den 1930er Jahren.