Traumland Südwest, von Hans Otto Meissner

Traumland Südwest, von Hans Otto Meissner. Mundus-Verlag, Stuttgart, 1979. ISBN 3768100189 / ISBN 3-7681-0018-9

Traumland Südwest, von Hans Otto Meissner. Mundus-Verlag, Stuttgart, 1979. ISBN 3768100189 / ISBN 3-7681-0018-9

In dieser Ausgabe des Mundus-Verlages sind gegenüber dem Original-Traumland Südwest, die sich ändernden gesellschaftlichen Verhältnisse beschrieben.

Hans-Otto Meissner  

Ein Jahr hätte kaum ausgereicht, um all jene Farmer zu besuchen, die mich freundlicherweise wissen ließen, ich wäre ein gerngesehener Gast. Dabei kannte ich vorher nicht einen von ihnen, jedenfalls nicht persönlich. Es genügt vollkommen, daß man zu Hause irgend jemanden kennt, der einen Südwester kennt. Man wird dann im vorhinein angekündigt und im Lande selber mit absoluter Sicherheit aufgespürt. Wo man zu erreichen ist, das spricht sich herum. In meinem Fall bedurfte es nicht einmal der Empfehlungen von daheim, ich erhielt die meisten Einladungen von Lesern meiner Bücher. Wobei ich nur hoffe, daß niemand von der leibhaftigen Erscheinung des Autors zu sehr enttäuscht wurde. Wenn die Durchsicht meiner Notizen ergibt, daß ich Gast auf siebzehn Farmen gewesen bin, scheint das viel zu sein. Aber keinen Südwester würde es wundern, hätte ich hundert besucht und wäre noch immer auf der Achse, um von Farm zu Farm zu rollen. Jede Einladung, der man folgt, löst ihrerseits eine Kettenreaktion von gastfreien Angeboten aus, denen nachzukommen ganz unmöglich ist. Wer gar nichts anderes zu tun hat und sich nicht scheut, die Gastfreiheit des Landes auszunutzen, kann ohne weiteres den Rest seines Lebens auf Südwester Farmen verbringen. Es gibt Leute, die das tun, und manchen geht es recht gut dabei. Ein Fremder mit passablen Umgangsformen, der viel gesehen hat und davon munter zu plaudern versteht, spielt von Farm zu Farm so ungefähr die gleiche Rolle wie ein fahrender Sänger des Mittelalters. Er dient zur Unterhaltung, verbreitet amüsante Geschichten und wird von einem zum anderen Nachbarn weitergereicht. Wenn er sich hin und wieder neue Erzählungen ausdenkt, braucht die Runde seiner Besuche niemals ein Ende zu nehmen. Nur ist es leider nicht so einfach, beim ersten Besuch jede Farm auch zu finden. Sich von den Angaben einer Karte leiten zu lassen verspricht nur wenig Aussicht auf Erfolg. Lediglich die Hauptstraßen auf den bunten Blättern stimmen im großen ganzen mit der Wirklichkeit über ein. Es fehlen aber fast überall die Wegweiser an den Abzweigungen. Die muß man erraten, denn an Ort und Stelle erfragen kann man sie nicht, weil es Passanten so gut wie gar nicht gibt. Auch sucht der Reisende meist vergeblich nach einem Haus in der Nähe oder nach einer Tankstelle, wo Auskunft erteilt wird. Hat man durch Glück und Zufall die richtige Nebenstraße erwischt, so ist noch lange nicht gesagt, daß man sein Ziel noch vor Anbruch der Dunkelheit erreicht. Denn nun gilt es, alle paar Kilometer ein schief hängendes Gatter aus verbeultem Eisenrohr zu öffnen. Es trennt nicht nur ein Farmgebiet von dem anderen, sondern auch die Einzäunungen innerhalb der Farmen. Die sind nämlich ihrerseits in Quadrate aufgeteilt, damit sich diese oder jene Altersklasse der »Beester« nicht zu einer anderen verläuft. Zwanzig solcher Gatter auf zwölf Meilen sind keine Seltenheit, es können mitunter noch mehr sein. Bei jedem Tor muß man zweimal aussteigen, fürs Öffnen und fürs Zumachen. Das nimmt nach und nach beträchtliche Zeit in Anspruch. Das Reisetempo sinkt auf einen Bruchteil der normalerweise gewohnten Geschwindigkeit. Beginnt wieder eine neue Farm, so kann es sein, daß ihr Besitzer den eigenen Namen oder den Namen seines Besitzes auf ein Stück Blech gemalt hat, das am Farmtor hängt. Oft haben Wind und Wetter die Aufschrift längst verwischt, noch öfter ist kein Schild mehr vorhanden. Also rollt man weiter und hält dabei Ausschau nach einer Oase grüner Bäume, die mit Sicherheit die Lage eines Farmhauses verraten. Meist ist das eine hohe, weithin sichtbare Baumgruppe, denn sie soll ja das Haus beschatten. Ob es das gesuchte Haus ist, bleibt jedoch abzuwarten. Immerhin leben dort Weiße, und falls jemand zu Hause ist, kann man sie nach dem richtigen Weg fragen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Traumland Südwest, von Hans Otto Meissner.

Buchtitel: Traumland Südwest
Autor: Hans Otto Meissner
Verlag: Mundus-Verlag
Stuttgart, 1979
ISBN 3768100189 / ISBN 3-7681-0018-9
Original-Leinenband mit Schutzumschlag, 18x24 cm, 351 Seiten, zahlreiche Farbfotos

Meissner, Hans-Otto im Namibiana-Buchangebot

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