Südwester Eulenspiegelei, von Hubertus Graf zu Castell-Rüdenhausen
Südwester Eulenspiegelei. Erlebtes, Erlauschtes, Erdachtes und Erlogenes vom heiligen Hubertus, dem Farmer, Jäger, Fremdenführer und Autor in Südwestafrika, Hubertus Graf zu Castell-Rüdenhausen.
Hubertus Graf zu Castell-Rüdenhausen
I. Originale und Originelles aus Südwest. Die Geschichte vom Treckochsen
Der Treckochse war beileibe kein wirklicher Ochse, er war ein Relikt aus der alten deutschen Zeit und seinerzeit wohlbestallter Sergeant bei der damaligen Landespolizei. Mit wirklichem Namen hieß er Grumbach. Jetzt war er betagt, aber immer noch gut beieinander, so daß er den Verwalterposten für Eirup auf der landwirtschaftlich bewirtschafteten Farm Klein-Nabas-Ost am Auob, wo er einst selber im Gefecht gelegen hatte, recht und schlecht wahrnehmen konnte. Seinen Spitznamen aber hatte er schon in seiner Dienstzeit weggehabt, denn er hatte eine mächtige Wamme am Hals, so eine Art Kropf, die hin und her wabberte, wenn er erregt gestikulierte, und das war häufig der Fall. Ihm zur Seite stand seine Frau Anna, eine kleine untersetzte Person, die im Laufe der Jahre beträchtlich aus dem Leim gegangen war, und die nun bedächtig dahergewatschelt kam, wie eine übermästete Pekingente. Jedoch sie war voller Güte und immer darauf bedacht, ihren etwas cholerischen Gatten zu beruhigen. Sie hatte eben ein gutes Herz. Im alten Treckochsen lebte aber immer noch der vorschriftsmäßig ausgebildete Sergeant und Soldat. So herrschte bei ihm eine musterhafte Ordnung und er erheischte Respekt von den ihm unterstellten Jungs. Da verstand er keinen Spaß! Eines Tages war ich mit der großen Lorry nach Nabas gefahren, mit dem Auftrag, das Korn abzufahren, das in Osterode gemahlen werden sollte. Ich traf den Treckochsen voller Wut in heller Aufregung an. Er schnaufte und fauchte, daß die Haarbüschel aus seiner Nase zitterten und die Wamme Wellen schlug. Da mußte etwas vorgefallen sein! Wutschnaubend berichtete der Treckochse, und seine Augen funkelten vor Weißglut. Er berichtete: Unterhalb des Hauses war terrassenartig ein schöner, großer Weingarten angelegt. Hunderte von Weinstöcken standen dort in Reih und Glied und hingen voll der schönsten Trauben aller Sorten. Diese begannen jetzt zu reifen. Als aufmerksamem Polizisten war dem Treckochsen natürlich nicht entgangen, daß hier Diebe am Werk waren, die nächtens die besten und größten Trauben wegstibitzten. Das war doch unerhört! Ihm, dem geschulten Polizisten! Grumbach schnaubte, wie ein annehmender Stier, als er dies erzählte. Er hatte sofort den richtigen Verdacht, daß die Diebe nur seine eigenen Hottentotten sein könnten. Na, wartet nur, dachte er bei sich, Euch verdammte Schlingel wird der alte Grumbach schon kriegen! Die Zeit war günstig, es war ja gerade Vollmond. Also holte Grumbach seine Flinte aus dem Schrank, nahm ein paar Schrotpatronen und bereitete diese vor, indem er die Schrote ausgoß und statt dessen grobes Viehsalz einfüllte. So, jetzt werde ich Euch zeigen, was es heißt dem Grumbach Weintrauben zu stehlen! Als die Sonne sank, begab er sich auf seinen Ansitz. Als solcher bot sich ihm das Plumpsklo bestens an, das in üblicher Entfernung vom Wohnhaus, genau oberhalb des Weingartens einsam stand und eine gute Übersicht bot. Es bestand aus den üblichen 4 Wellblechplatten, deren vorderste zugleich die Türe war. In deren Mitte war ein Herz ausgestanzt. Gespannter Sinne und gespannter Flinte setzte sich der Treckochse nun auf den Sitz über dem Kübel, steckte den Lauf seiner Flinte durch das Herz und wartete der Dinge, die da kommen sollten. Es dauerte jedoch eine lange Zeit. Der Mond stand hoch am Himmel und Anna war längst zu Bett gegangen, als auf einmal ein Wispern und Rascheln zu vernehmen war. Siehe da, die Hottentotten-Gesellschaft schlich mit Eimerchen und Säckchen zwischen den Weinstöcken umher und begann diese nach Herzenslust zu plündern. Jetzt war der Augenblick gekommen, dachte Grumbach voll Genugtuung, und er faßte die Flinte fester. Aber dem altgedienten Polizisten stand das Dienstreglement deutlich vor Augen. Du darfst auf keinen Menschen schießen, ehe Du ihn nicht angerufen hast! So lautete die Vorschrift. Also brüllte der Treckochse, so laut er nur konnte, durch das Herz: „Halt! Wer da!" [...]
Dies ist ein Auszug aus: Südwester Eulenspiegelei, von Hubertus Graf zu Castell-Rüdenhausen.
Titel: Südwester Eulenspiegelei
Untertitel: Erlebtes, Erlauschtes, Erdachtes und Erlogenes vom heiligen Hubertus
Autor: Hubertus Graf zu Castell-Rüdenhausen
Illustrationen: Hubertus Graf zu Castell-Rüdenhausen
Verlag: Kuiseb-Verlag
Windhoek, Südwestafrika 1989
ISBN 0949995452 / ISBN 0-94-999545-2
Original-Kartoneinband 15 x 23 cm, 108 Seiten, zahlreiche Farbillustrationen
Castell-Rüdenhausen, Hubertus Graf zu im Namibiana-Buchangebot
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