Postadresse Südatlantik, von Hans-Jürgen Rogge

Postadresse Südatlantik, von Hans-Jürgen Rogge. Nordwest Media Verlagsgesellschaft mbH. Grevesmühlen, 2010. ISBN 9783937431673 / ISBN 978-3-93-743167-3

Postadresse Südatlantik, von Hans-Jürgen Rogge. Nordwest Media Verlagsgesellschaft mbH. Grevesmühlen, 2010. ISBN 9783937431673 / ISBN 978-3-93-743167-3

Postadresse Südatlantik: Hans-Jürgen Rogge erzählt von einem Auswandererleben und 20 Jahren Leben unter Segeln, das in Südwestafrika beginnt und auf die Weltmeere führt.

So lange ich zurückdenken kann, hatte ich immer den Traum, einmal die Welt zu bereisen, mit fremden Menschen zusammenzukommen und Abenteuer zu bestehen. Exotische Pflanzen und Tiere übten schon in meiner Kindheit eine große Anziehung auf mich aus, und so ist es nicht verwunderlich, dass dieser kleine Gedankenspross langsam größer wurde und mehr, erst mein Denken und schließlich auch mein Handeln bestimmte. Bücher waren die Nahrung meiner Träume und Vorstellungen. Mit Karl Mays Winnetou streifte ich durch die Prärien Nordamerikas und mit Jim Hawkins landete ich auf Stevensons Schatzinsel. Später las und verschlang ich die Erlebnisberichte und Biografien der großen Entdecker und Reisenden. Bei einem von ihnen muss ich noch einen Moment verweilen. Er, der von seinem Fürsten ins ferne Persien gesandte Reisende Adam Olearius (1603-1671) hat im Vorwort seiner Reisebeschreibungen einen wundervoll treffenden Satz geschrieben, den ich hier wiedergebe: „Ich halte, dass es eine von den größten Glückseligkeiten sei, die in dieser Welt einem Menschen widerfahren können, wenn es sich mit ihm begibt, dass er mit guter Gelegenheit ferne Reisen tun, die Welt durchwandern, fremde Länder und Leute sehen und ihrer Beschaffenheit erkunden und betrachten kann." Dieser Satz drückt meine Lebenseinstellung aus, und so habe ich ihn, neben einem Bildnis des großen Reiseschriftstellers, auch an den Beginn meines Buches gestellt. Auf den Spuren großer Entdecker zu wandern war nicht mein Ziel. Den Weg wollte ich mir selbst suchen. Die Schulzeit ging zu Ende. Da ich ein guter Sportler bin, lag es nahe, diese Stärke zu meinem Beruf zu machen. Ich wurde Sportlehrer und hatte viel Freude an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Mein Arbeitsfeld war in Lüneburg an der Kopernikus Schule, später in Osnabrück an der Schule am Heiligenweg. Abends gab ich noch Vereinsunterricht in drei nahe gelegenen Gemeinden. Trotz meiner Freude am Sportunterricht lockte mich das Abenteuer, und das lag nicht vor meiner Haustür, sondern irgendwo weit hinter dem Horizont. Frei wollte ich sein wie der Albatros, der mit seinen großen Flügeln mühelos die südlichen Ozeane spielerisch überfliegt. Dass ich diesen stolzen Vogel in den darauf folgenden Jahren immer wieder beobachten konnte, lag nicht am Zufall, sondern an der Verbissenheit, mit der ich meine Vorsätze wahrmachte. Einen Fingerzeig gab mir das Schicksal in Form einer kleinen Anzeige einer Zeitschrift [Anm: das war 1965]. Ein einziger, kurzer Satz erregte sofort meine Aufmerksamkeit: „Sportlehrer gesucht in Lüderitz, Südwestafrika". Lüderitz war mir ein Begriff, der irgendwie mit der Kolonialzeit zusammenhing. Und ich wusste, es lag in Südwestafrika. Ein Ort, eingerahmt auf der einen Seite vom Atlantik, auf den anderen von der Namib-Wüste. Eine gute Position, fand ich, und schon ging meine Phantasie auf Reisen. Diese kleine Annonce öffnete mein inneres Kästchen mit Träumen von Abenteuer und Weite. Noch am selben Abend schickte ich eine Bewerbung ab und belauerte an den folgenden Tagen den Briefträger. Alles, was ich an Informationen über den Ort und das Land bekommen konnte, saugte ich auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Nach 18 endlosen Tagen kam ein Schreiben mit bunten Briefmarken bei mir an. Kein Zweifel, dass dies die erwartete Antwort war, wohl aber Zweifel ob Zusage oder Absage. Ich zögerte nicht, öffnete den Brief und ein langes Schreiben sagte mir, dass es keine Absage sein konnte. Nachdem ich den Brief zwei- oder dreimal gelesen hatte, war alle Unruhe von mir abgefallen und wurde durch Freude ersetzt: Ich hatte die Stelle bekommen! Nun gab es kein Halten mehr. Die Schule wurde benachrichtigt, die Vereine, und traurig ließen sie mich ziehen. Alles nahm zwar seine Zeit, aber ich blickte nur noch nach vorne. Auf einem Frachter der Afrika-Linie hatte ich eine Schiffspassage gebucht, und dann kam noch die aufreibende Zeit der Behördengänge und der Wohnungs-auflösung und der Abschied von Eltern, Freunden und Bekannten. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Postadresse Südatlantik, von Hans-Jürgen Rogge.

Titel: Postadresse Südatlantik
Autoren: Hans-Jürgen Rogge
Verlag: Nordwest Media Verlagsgesellschaft mbH
Grevesmühlen, 2010
ISBN 9783937431673 / ISBN 978-3-93-743167-3
Gebunden, 17 x 24 cm, 240 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen, 34 Farbabbildungen

Rogge, Hans-Jürgen im Namibiana-Buchangebot

Postadresse Südatlantik

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Postadresse Südatlantik: Erinnerungen eines Auswanderers an Südwestafrika und zwanzig Jahre Unterwegssein mit einer Segeljacht.