Perle Afrikas. Impressionen aus Uganda, von Andreas Klotz

Perle Afrikas. Impressionen aus Uganda, von Andreas Klotz.

Perle Afrikas. Impressionen aus Uganda, von Andreas Klotz.

Uganda wird wegen seiner Schönheit auch die Perle Afrikas genannt. Von einer Reise zu den seltenen Berggorillas in den Nebelwäldern Ugandas haben Andreas Klotz und seine Begleiter starke Impressionen mitgebracht.

Andreas Klotz  

Ruwenzori:

Am Beginn des Stanley Gletschers legten wir Steigeisen an und bildeten zu viert eine Seilschaft. Die Überschreitung des Gletschers stellte keine großen Ansprüche, aber die Höhe machte natürlich allen zu schaffen. Wir bewegten uns langsam, wirklich sehr langsam, auf die 5.000-Meter-Marke zu. Nach kurzer Felskletterei ging es auf dem Margherita Gletscher weiter. Es wurde steiler. Inzwischen waren wir immer öfter von Wolken umschlossen - wenn sie in kurzen Momenten aufrissen, boten sich beeindruckende Blicke ins Tal und zu vielen anderen Gipfeln. 50 Meter vor dem Margherita-Gipfel muss eine Schlüsselstelle, eine etwa 10 bis 12 Meter hohe, fast senkrechte Steilwand, durchklettert werden. In dieser Höhe eine echte Anstrengung und Herausforderung. Es gibt am Anfang eine kurze Leiter und Fixseile - die allerdings stark vereist waren. Danach sind es nur noch wenige Meter über einen Grat bis zum höchsten Punkt der Mondberge. Jede Nacht bilden sich Raureifkaskaden, die tagsüber in blendendem Weiß auf den dunklen Felsen erstrahlen. Bei Berührung zerbrachen sie sofort in tausend kleine Reifkristalle, die vom Wind schnell davongetragen wurden. Der Lohn für unsere Mühen: Kurz rissen die Wolken auf, Albert- und Alexandra-Spitze erschienen zum Greifen nah - und verschwanden sofort wieder im Nebel. Noch am gleichen Tag stiegen wir ab zur Kitandara Hut. Die „schönste Ecke" des Ruwenzori ist zweifellos das Kitandara Valley. Nach Überwindung des Scott Elliott Pass mit seinen riesigen, schwarzen, von schmierigen Flechten bewachsenen Felsblöcken spazierten wir relativ gemütlich (im strömenden Regen ...) über verhältnismäßig stabile Wege aus Geröll durchs obere Kitandara Tal. Ganz nah an den pechschwarzen, steil aufragenden Wänden des Mount Baker entlang. Alle paar Meter schössen Wasserfälle an den Felsen herunter. Noch immer bewegten wir uns in einem Hochgebirge in Regionen oberhalb 4.000 Metern, doch rechts und links des Weges war der Boden komplett von dichten Moosen bedeckt. Die Farben reichten von strahlendem Gelb über verschiedene Orangetöne bis zu einem satten Grün. So weit das Auge reicht stehen große Lobelien und Senezien in der Landschaft, an denen das Moos von unten emporwächst, teilweise sind die Stämme bereits komplett überwuchert.

Fast immer waberte ein gespenstischer Nebel um die Pflanzen und erzeugte eine verwunschene, oft sogar unheimliche Stimmung. Sofort mussten wir an eine mystische Märchenwelt mit unbekannten Fabelwesen denken. Kleine Schmetterlinge flatterten vor unseren Füßen - ob das in Wirklichkeit vielleicht Feen waren? Nach einem kurzen Aufstieg auf ein kleines Plateau lag das untere Kitandara Tal vor uns. Die Riesensenezien bilden hier teilweise hohe und dichte Wälder, auf deren Boden kaum Licht fällt. Wie kleine Käfer oder Gulliver auf seiner Reise ins Land der Riesen fühlten wir uns darin. Vor uns das Ziel der Etappe: Die beiden herrlichen Kitandara-Seen leuchteten tief dunkelgrün inmitten eines üppig bewachsenen, canyonartigen Talkessels. Der Weg führte oberhalb des ersten Sees entlang - dass es hier matschig war, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber - Nebel waberte in Schüben über den unteren Kitandara-See und kroch auch schon mal unter der Tür durch bis in die Kitandara Hut, die direkt am Seeufer liegt.

Auf dem weiteren Weg musste zunächst wieder ein hoher Pass überwunden werden. Der Blick zurück, vom Freshfield Pass hinunter zu den Kitandara-Seen, belohnte uns für die Strapaze hier hoch geklettert zu sein. Es gibt keinen anderen Weg, sofern man nicht den Hinweg zurücklaufen möchte (was wirklich nicht zu empfehlen ist ...). Von hier oben gut zu sehen: Das Wasser fließt aus dem unteren See als mäandernder Butawu River bis weit in den Kongo hinein - irgendwann verliert sich der Fluss im Dickicht. Die malerisch auf einem riesigen Moosteppich verteilten Riesenpflanzen scheinen hier oben noch zahlreicher zu sein als irgendwo sonst auf dem zentralen Rundkurs. Wir hatten diesmal Wetterglück - meistens war das ganze Szenario überhaupt nicht zu sehen. Der Nebel kann hier so dicht sein, dass man die Hand vor Augen fast nicht erkennt. Wir betraten einen düsteren Wald, etwas unbestimmbar Abweisendes ging von ihm aus. Es herrschte eine unheimliche Stille. Der Wald besteht aus Erikabäumen und Johanniskraut. Bei uns in Europa erreichen diese Pflanzen nur eine Größe von wenigen Zentimetern.

Hier in den Mondbergen wachsen sie zu riesigen Bäumen heran, größer als 20 Meter. Dicke Lianen hängen von den Spitzen bis auf den Boden herunter. Zentnerschwere rote Moospolster, die von bunten Orchideen und Farnen bewachsen sind, umhüllen die Äste. Wie Schwämme saugen sie das Wasser auf. Bei jeder Berührung lief es uns direkt in die Ärmel der inzwischen völlig durchnässten Regenjacken - war jetzt auch schon egal. Die Guy Yeoman Hut liegt ein paar Meter abseits des hier noch recht kleinen Mubuku River, durch den wir vorher kilometerweit laufen mussten - immer noch besser als im weglosen Gelände neben seinen Ufern im Matsch zu versinken. Wenn das Wasser zu tief war und es sich doch mal nicht vermeiden ließ, glichen unsere Bewegungen eher denen von Betrunkenen, während unsere Führer und Träger scheinbar ohne Mühe über den unsicheren Untergrund „schwebten".  [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Perle Afrikas. Impressionen aus Uganda, von Andreas Klotz.

Buchtitel: Perle Afrikas
Untetitel: Impressionen aus Uganda
Autor: Andreas Klotz
Verlag: Tipp 4 Medienproduktion
Rheinbach, 2009
ISBN 978-3-9812944-0-8
Gebundene Ausgabe mit Schuber, 24x32 cm, 208 Seiten, über 300 Fotos

Klotz, Andreas im Namibiana-Buchangebot

Perle Afrikas. Impressionen aus Uganda

Perle Afrikas. Impressionen aus Uganda

Uganda wird wegen seiner Schönheit auch die Perle Afrikas genannt. Die starken Impressionen dieses Bandes stammem von einer Reise zu den seltenen Berggorillas in den Nebelwäldern Ugandas.

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