Namibia erlebt und skizziert, von Hannah Schreckenbach
Hannah Schreckenbach im Vorwort zu Namibia erlebt und skizziert: Wenn ich heute über meine fünf unvergesslich schönen und erlebnisreichen Reisen durch Namibia schreibe, stelle ich fest, dass das Land meiner Kindheitsträume jetzt das Land meiner ungestillten Sehnsucht geworden ist, an das ich mein Herz verloren habe.
11.-19.06.1992: Der „inoffizielle" Teil, Urlaubsfahrt in den Westen Namibias
Über den Gamsberg-Pass nach Swakopmund
Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir am 11. Juni nach einem gemütlichen Frühstück und Tanken los und aus Windhoek raus nach Südwesten auf der C 26 in Richtung Gamsberg-Pass. Zum ersten Mal erlebte ich das berauschende Gefühl, unter einem riesigen klaren und blauen Himmel durch eine großartige Landschaft zu fahren, die ihresgleichen sucht. Es war mild draußen. Wir fuhren mit teilweise geöffneten Fenstern. So konnten wir tief durchatmen und die frische Luft richtig „schmecken". Das Khomas-Hochland lag rechterhand von uns. Windhoek liegt in etwa 1700 m Höhe auf einem Hochplateau, das sich von Süden nach Norden durch das ganze Land erstreckt. Dadurch erscheinen einem die Berge, die man unterwegs sieht, nicht sehr hoch. Dieses „visuelle" Empfinden einer für mich völlig neuen Umgebung musste ich erst richtig einordnen. Das ist mir eigentlich bis heute noch nicht ganz gelungen. Ich habe immer noch kein richtiges „Höheempfinden", wenn ich in Namibia „auf Päd", d.h. unterwegs bin. Es begann eine wunderschöne Fahrt. Zunächst ging es über den Kupferbergpass. Wir hielten oft an, um die herrliche Aussicht zu genießen. Die Sandpiste war in einem guten Zustand. Das Veld (Land) zeigte zwar die typisch gelbbraunen namibischen Winterfarben, dazwischen verteilte sich jedoch noch viel Grün. In der Regenzeit von Januar bis April 1992 hatte es einigermaßen gut geregnet. Vor uns erstreckte sich - immer gut sichtbar - der Gamsberg, ein riesiger Tafelberg von 2332 m Höhe und der dritthöchste Berg Namibias. Das Massiv überragt das umliegende Plateau um 450 m und fällt, da im Bereich der Großen Randstufe gelegen, etwa 1100 m tief bis zur Namib-Wüste ab. Wir hatten erfahren, dass noch ein kleines Teleskop auf dem Berg steht, zurückgelassen vom Max-Planck-Institut, welches in den neunzehnhundertsiebziger Jahren die südliche Milchstraße von dort oben erkundet hat. Keinerlei Luft- oder Lichtverschmutzung beeinträchtigt hier das Betrachten des südlichen Sternenhimmels. Wie überwältigend schön der ist im Vergleich zum nördlichen, hatten wir bereits in Windhoek „entdeckt". Vom Gamsberg-Pass aus sieht man dann den Steilabbruch. Wir haben fast in jeder Pass-Schleife gehalten und die atemberaubend schönen Ausblicke in uns aufgenommen - viele Bergzebras und Kudus haben wir gesehen. Noch lange, als wir schon in Richtung Kuiseb-Rivier (Fluss, Trockenfluss) fuhren, haben wir oft angehalten und das immer kleiner werdende Bergmassiv und seine Umgebung bewundert. Wir bogen kurz vor dem Kuiseb-Pass auf die C 14 nach Westen ein: in Richtung Walvis Bay und Swakopmund. Der zweite Tageshöhepunkt war dann die Fahrt über diesen Pass. Da wir auf der „Durchfahrt" bis nach Swakopmund waren, hatten wir leider keine Zeit, uns im Trockenflusstal des Kuiseb, das wir auf einer Brücke durchfuhren, länger umzusehen. Wir hielten hinter der Brücke aber an, um einige der berühmten Anabäume (Faedherbia albida) zu bewundern, mächtige Bäume, die im Winter ein volles, bläulichgrünes Blätterdach haben. Der Kuiseb ist ein natürlicher Grenzfluss der Namib nach Norden hin. Vor dem Pass sahen wir zum ersten Mal Namibsand und Verwehungen bis an die Bergränder. Der Fluss entspringt im Hochland in der Nähe von Windhoek und versandet, bevor er das Meer erreicht. Während guter Regenzeiten kann er allerdings gewaltig „abkommen" (fließen). Im Jahr 2000 ist der Kuiseb wieder bis zum Ozean durchgebrochen. Ein solches „Abkommen" hat Henno Martin in seinem Buch „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste" recht packend beschrieben. Er und Hermann Korn, zwei deutsche Geologen, versteckten sich 2 1/2 Jahre lang gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in den Schluchten des Kuiseb-Canyons, um der drohenden Internierung durch die südafrikanische Armee zu entgehen. Das sehr lesenswerte Buch gehörte ebenfalls zu meiner Vorbereitungsliteratur vor Antritt der Reise. Nach dem Überqueren der Brücke über den Fluss führte die kurvenreiche, staubige und steinige Straße entlang vieler Schluchten durch eine wahre Mondlandschaft. Um uns war eine von tiefen Einschnitten durchfurchte, steinige und unwirtliche Landschaft. Wir ließen den Abbruch des Hochlands hinter uns. [...]
Dies ist ein Auszug aus: Namibia erlebt und skizziert, von Hannah Schreckenbach.
Titel: Namibia erlebt und skizziert
Autorin: Hannah Schreckenbach
Genre: Kunstband, Reisebericht
Verlag: Klaus Hess Verlag
Göttingen, 2005
ISBN 9783933117328 / ISBN 978-3-933117-32-8
Kartoneinband, 21 x 29 cm, 240 Seiten, durchgängig illustriert
Schreckenbach, Hannah im Namibiana-Buchangebot
Namibia erlebt und skizziert
Landschaften, Orte, Ereignisse und Menschen Namibias aus fünf intensiv erlebten Reisen, skizziert Hannah Schreckenbach in einem wunderschönen Kunstband.
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