Namibia. Begegnungen mit Menschen, Landschaften und Tieren, von Carmen Rohrbach

Namibia. Begegnungen mit Menschen, Landschaften und Tieren, von Carmen Rohrbach. Frederking & Thaler. München, 2005. ISBN 9783894056452 / ISBN 978-3-89405-645-2

Namibia. Begegnungen mit Menschen, Landschaften und Tieren, von Carmen Rohrbach. Frederking & Thaler. München, 2005. ISBN 9783894056452 / ISBN 978-3-89405-645-2

Ein Namibia-Reisebericht: Begegnungen mit Menschen, Landschaften und Tieren, von Carmen Rohrbach

Die Walfischbucht

Ein mächtiges Dünenmeer stemmt sich den Wassermassen des Südatlantiks entgegen. Kälte trifft auf Hitze. Nebel kondensiert und berieselt den weiten Küstensaum. Erst dieser Nebeltau macht Leben in der Namib möglich. Weltweit gibt es nur noch zwei andere dieser Nebelwüsten, die Atacama in Chile und die Baja California in Mexiko. Ebenso schnell wie der Küstennebel verschwunden ist, kann er die Sicht wieder verhüllen, wenn die von der See kommenden feuchtwarmen Winde über den kalten Benguela-Strom streichen. Dann kühlt die Luft augenblicklich ab. In diesem Zustand kann sie weniger Feuchtigkeit speichern und kondensiert zu feinen Tröpfchen - dem Nebel. Der junge Staat Namibia leitete seinen Namen von der Namib-Wüste ab. Dabei frage ich mich, ob den Namensgebern die ursprüngliche Bedeutung für Namib, also »Nichts«, bewusst war? Das »Nichts« beginnt in der Kap-Provinz von Südafrika und erstreckt sich über 2000 Kilometer nordwärts bis Angola. Im Gegensatz zu ihrer Länge ist die Wüste erstaunlich schlank. Vom Antiantik reicht sie weniger als 120 Kilometer landeinwärts. Vor allem als Biologin reizt es mich, diesen extremen Lebensraum kennen zu lernen - eine Wüste, die den Pflanzen und Tieren spezielle Überlebenskünste abverlangt. Mit 50.000 Quadratkilometern ist die Namib das viertgrößte Naturschutzgebiet der Erde. Nur mit einer Genehmigung, die man sich vorher in Windhoek oder Swakopmund besorgt, können einige ausgewiesene Gebiete besucht werden, dabei dürfen die vorhandenen Pisten nicht verlassen werden, und man muss an festgelegten Plätzen übernachten. Außerdem wird erwartet, dass sich die Besucher ausreichend mit Wasser, Nahrungsmitteln und Brennstoff versorgen. Ohne weiteres bekomme ich mein permit, das mir eine junge Schwarze mit Zöpfchenfrisur lächelnd über die Theke schiebt. In einem Gemisch aus Englisch und Deutsch ruft sie mir warnend hinterher: »Leave nothing but foot prints - manchmal sind auch Fußspuren schon zu viel.« Die Vorschriften sind vernünftig, damit das empfindliche Ökosystem nicht zerstört wird. Ein einziges Auto abseits der Piste vernichtet unzählige Lebensformen: bodenbrütende Vögel, Insekten, Echsen und andere Tiere, die sich hauptsächlich auf ihre Tarnung verlassen und nicht flüchten. 300 Quadratmeter Flechten werden pro Kilometer von den Rädern eines Autos zerstört, haben Wissenschaftler herausgefunden. Was von verantwortungslosen Fahrern in wenigen Minuten vernichtet wird, braucht 200 Jahre und mehr, um wieder zu gedeihen. Der Autoverleiher besteht auf einer einstündigen Lektion in Sachen Fahrpraxis und Sicherheit auf Namibias Schotterstraßen, den sogenannten Pads, bevor er mir den Wagen übergibt. Seine gut gemeinten Ratschläge halte ich für etwas übertrieben, aber eine spätere Begebenheit sollte mir auf tragische Weise zeigen, wie Recht er mit seiner Warnung hatte. Vollgepackt mit Nahrungsmitteln und Wasser für zwei bis drei Wochen, breche ich am frühen Morgen von Swakopmund auf. Zuerst geht es auf einer asphaltierten Straße südwärts nach Walvis Bay. Rechts der Straße brandet der Atlantik an die Küste, links reichen die Dünen bis an den Straßenrand und manchmal über ihn hinweg. Es sind die Ausläufer des großen Sandmeers, das sich weiter im Süden befindet. Ich denke, mir geht es wie den meisten Reisenden, die aus Swakopmund kommen und erwartungsvoll nach Walvis Bay hineinfahren. Die enttäuschende Ansammlung gesichtsloser Gebäude und das fehlende Zentrum lassen einen die Stadt auf kürzestem Weg und ohne Bedauern wieder verlassen. Der portugiesische Seefahrer Bartolomeo Diaz war der erste, der in der »Walfisch-Bucht« vor Anker ging, bevor er 1488 das Kap der Guten Hoffnung umsegelte. Seine Entdeckung reizte niemanden zur Besiedlung der nebligen Küste mit ihren unüberwindbaren roten Sanddünen. Erst 300 Jahre später rückte das Land wieder ins Bewusstsein - diesmal in das der Holländer, die sich inzwischen in Südafrika angesiedelt hatten. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Begegnungen mit Menschen, Landschaften und Tieren, von Carmen Rohrbach.

Titel: Namibia
Untertitel: Begegnungen mit Menschen, Landschaften und Tieren
Autorin: Carmen Rohrbach
Verlag: Frederking & Thaler
München, 2005
ISBN 9783894056452 / ISBN 978-3-89405-645-2
Kartoneinband mit Schutzumschlag, 14 x 22 cm, 224 Seiten, 28 Farbfotos, 1 Karte

Rohrbach, Carmen im Namibiana-Buchangebot

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Carmen Rohrbach beschreibt Begegnungen mit Menschen, Landschaften und Tieren, die sie während einer Namibiareise kennengelernt, beobachtet und erlebt hat.

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