Mit Feuer und Flamme für Südwest! Tagebuch des Oberleutnants Eugen Stuhlmann in Deutsch-Südwestafrika 1904/05, von Peter Spätling

Mit Feuer und Flamme für Südwest! Tagebuch des Oberleutnants Eugen Stuhlmann in Deutsch-Südwestafrika 1904/05, von Peter Spätling. docupoint Verlag. Barleben, 2018. ISBN 9783869121390 / ISBN 978-3-86912-139-0

Mit Feuer und Flamme für Südwest! Tagebuch des Oberleutnants Eugen Stuhlmann in Deutsch-Südwestafrika 1904/05, von Peter Spätling. docupoint Verlag. Barleben, 2018. ISBN 9783869121390 / ISBN 978-3-86912-139-0

Der folgende interessante Auszug aus Eugen Stuhlmanns Tagebuch "Mit Feuer und Flamme für Südwest!" stammt aus der Zeit vom 24.10 bis 09.11.1904, als sich seine Einheit auf dem Rückmarsch von Epikiro nach Windhuk befand.

[...] In der Unterhaltung mit den Kolonnen-Herren fällt mir wieder auf, was ich auch sonst schon gemerkt: Die Unterschätzung der alten Schutztruppe, etwas, was mich besonders ärgert, denn meine sämtlichen Dienstgrade und ein großer Teil meiner Mannschaften bestehen aus solchen und ich kann so recht den Unterschied gegen die neuen Truppenteile beobachten. Letzteren fehlt neben der Erfahrung, wie schon oft erwähnt, so ganz jede Selbstständigkeit des einzelnen Mannes. Sie brauchen immer Anweisungen, und man hört dauernd ein fortgesetztes Befehlen und Schimpfen von Seiten der ebenso frischen Vorgesetzten. Folgen sind die Unselbstständigkeit der jungen Truppen, wenn der eine oder andere vor den kleinsten Entschluss gestellt wird - und das ist hier in der Kolonie oft der Fall - und Unzuverlässigkeit, wenn sie nicht dauernd beaufsichtigt werden, - etwas was sich bei der Pflege der Pferde einschneidend bemerkbar macht. Oft genug haben Kompaniechefs mir gegenüber geäußert: „Ich kann die Pferde nachts nicht auf die Weide lassen, da die Leute zu unzuverlässig sind". Kompanie Wehle hat sich so im Süden ihre ganzen Tiere (etwa 250) stehlen lassen und hat sie sich nicht wieder geholt. Wann wäre das je einem alten Truppenteil bei seinen dauernden Kriegszügen zugestoßen. Als Franke - oder war es Ludwig von Estorff? - einige Pferde gestohlen wurden, mussten die Mannschaften an 50 Stunden durchmarschieren, bis sie sich dieselben wieder geholt hatten. Und wie glänzend ist die Pflege der Tiere, deren jedes seinem Reiter ans Herz gewachsen! Bei den jungen Truppen habe ich selbst von Unteroffizieren oft gehört: „Wenn nur der elende Schinder erst tot wäre!" Wenn allerdings die Dienstgrade so wenig für die Pferde sorgen, wie soll da der Untergebene, der gelernte Infanterist, mit Lust und Liebe dafür erzogen werden? Und das Geschreie und Getobe bei ihnen, sei es beim Satteln im Lager oder sonst. Schon von weitem weiß ich, ob das Lager alte oder neue Truppen beherbergt. Bei mir brauchen die Mannschaften z.B. für Satteln und Schirren der Batterie oder zum Übergehen zur Ruhe die Hälfte der Zeit wie die neuen Truppenteile und dabei wird kaum ein Wort verloren. Und nun erst im Gefecht! Diese Bombenruhe, diese Überlegung im Aussuchen der Ziele und für Abfeuern des Schusses! Es ist eine Freude, das zu beobachten. Dabei fallen von ihnen weniger als neue, da sie ganz anders jede Deckung ausnutzen. Kolonne Deimling hat kolossale Marschleistungen mit jungen Truppen aufzuweisen, aber mit welchen Opfern an Mann und Tier! Kolonne Estorff hat dieselben Märsche mit erfolgreicheren Gefechten (und das ist doch das ausschlaggebende Moment für Beschleunigung der Märsche) bei unendlich viel geringeren Ausfällen. Bei Berthold von Deimling befinden sich in den Kompanien noch etwa 30 Pferde (von 250), bei Estorff sind noch alle Leute (etwa 150) beritten, dabei haben sie schon den Süd-Orlog hinter sich und hatten nur ganz geringen Pferdeersatz (etwa 10 Stück pro Kompanie) erhalten. Hätte Estorff so auf das Material losgewütet wie Deimling, wäre er in dem Herero-Feldzug mit null Tieren und wenig felddienstfähigen Leuten eingetreten! Das sind Tatsachen, die nicht einmal das Hauptquartier und die Generalstäbler in demselben anerkennen. Wenn auch selbst neu, so sollten sie doch über den Parteien stehen und gerecht urteilen. Na! Überhaupt die Generalstäbler! Mit ihren deutschen Anschauungen ohne eine Ahnung der hiesigen Verhältnisse und der in vielen früheren Kriegszügen gemachten Erfahrungen! Ohne sie wäre es mindestens ebenso gut gegangen, wahrscheinlich unter der Oberleitung eines Estorff, Franke, Heydebreck viel besser.

Einzelheiten über „Waterberg"

Warum sperrte nicht Fiedler mit seinen zwei Kompanien und zwei Geschützen den Omuwerume-Pass und warum ging nicht Deimling von Okateitei auf Hamakari? Dann wären bei Hamakari statt 180 Gewehre 700 in Tätigkeit getreten. Es wäre dann hier ein wirklicher Erfolg errungen worden, während so der Kampf der Abteilung Mühlenfels so wenig ausschlaggebend war, dass seitens dieser nicht mal eine Verfolgung eintreten konnte. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Mit Feuer und Flamme für Südwest! Tagebuch des Oberleutnants Eugen Stuhlmann in Deutsch-Südwestafrika 1904/05, von Peter Spätling.

Titel: Mit Feuer und Flamme für Südwest!
Untertitel: Kommentiertes und illustriertes Tagebuch des Oberleutnants Eugen Stuhlmann über seine Erlebnisse in Deutsch-Südwestafrika 1904/05
Autor: Peter Spätling
Verlag: docupoint Verlag
Barleben, 2018
ISBN 9783869121390 / ISBN 978-3-86912-139-0
Broschur, 15 x 21 cm, 368 Seiten, zahlreiche Fotos und Illustrationen

Stuhlmann, Eugen und Spätling, Peter im Namibiana-Buchangebot

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Auf nach Südwest! basiert auf dem Tagebuch von Erich von Gilsa aus den Jahren 1904-1905 in Deutsch-Südwestafrika.

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