Lüderitzbucht 1908-1914. Historische Erinnerungen eines Diamantensuchers an die Zeit von 1908-1914 in Lüderitzbucht Südwestafrika, von Max Ewald Baericke
Der folgende Text stammt aus Max Ewald Baerickes Memoiren "Lüderitzbucht 1908-1914. Historische Erinnerungen eines Diamantensuchers an die Zeit von 1908-1914 in Lüderitzbucht Südwestafrika": Die Sage vom Hottentotten-Paradies ist uralt, wie sie entstanden ist weiß niemand. Sie war einfach da, stand mitten unter uns und wurde von Weißen und Eingeborenen weitererzählt. Dieser Sage nach sollte mitten in der Namib eine Oase liegen, mit grünen Bäumen, frischem Wasser und dicken Diamanten.
Die erste Nachricht vom Vorhandensein von Diamanten in der Namib brachte im Jahre 1907 die „Berliner Illustrierte Zeitung" nach einem Bericht des Missionars Tönjes vom Ovamboland. Der Bericht könnte aus dem Jahre 1902 oder früher stammen, ehe die Staatseisenbahn von Swakopmund nach Windhuk dem Verkehr übergeben wurde. Missionar Tönjes war mit 2 Ochsenwagen vom Ovamboland nach Walvis Bay unterwegs, um für seine Missionsstation Proviant und Handelsgüter zu holen. Dicht vor Walvis Bay, in der Nähe des Eingeborenendorfes Scheppmannsdorf, ließ er die Ochsen ausspannen, damit sie in dem mit Gras bestandenen Kuisebtal weiden konnten. Während der Rast kam ein eingeborener Viehwächter angelaufen und meldete dem Missionar, dass unweit der Ausspannstelle ein Weißer tot in der Wüste liege. Der Missionar begab sich an den bezeichneten Ort, wo der Weiße mit einem Buschmannspfeil im Rücken tot am Boden lag. Er ließ den Giftpfeil herausschneiden und gab dem Weißen ein christliches Begräbnis. Im Besitz des Weißen fand der Missionar einen leeren Wassersack, eine leere Feldflasche, ein Notizbuch und in den Zipfel seines Taschentuches eingeknotet einige winzig kleine Diamanten. In dem Notizbuch waren in Geheimschrift einige Notizen gemacht, die nicht entziffert werden konnten. Da der Leichnam auf englischem Gebiet gefunden worden war, übergab der Missionar die bei dem Toten gefundenen Gegenstände dem englischen Administrator von Walvis Bay. Wie sich herausstellte, war der Tote ein ehemaliger Angestellter der Firma Mertens & Sichel in Walvis Bay, der vor vielen Monaten in die Wüste gegangen war, um das Hottentotten-Paradies zu suchen. Soweit der Bericht aus der Berliner Illustrierten Zeitung vom Jahre 1907, den ich persönlich gelesen habe. Ein Jahr nach der Veröffentlichung dieses Artikels wurden in Lüderitzbucht die ersten Diamanten entdeckt. Die Sage vom Hottentotten-Paradies lebte wieder auf und spukte in den Köpfen vieler Diamantensucher. Flugzeuge, die das Geheimnis hätten aufklären können, gab es damals noch nicht, also musste die Suche nach dem sagenhaften Paradies in der wasserlosen, sonnendurchglühten und von Sandstürmen heimgesuchten Wüste entweder zu Fuß, oder mit Reittieren durchgeführt werden. Kamelkarawanen durchstreiften die Wüste, aber keine fand das sagenumwobene Paradies. Auf einer solchen Reise verscholl der deutsche Diamantensucher Groenefeldt mit seiner ganzen Karawane, und Jahre später wurden von anderen Diamantsuchern seine von der Sonne gebleichten Gebeine gefunden. Wir schrieben das Jahr 1910. Ich war Geschäftsführer der Firma Alfred Berger in Kuibis an der Lüderitzbucht-Eisenbahn. Im Juni desselben Jahres war der Farmer Klinge aus Swartmodder am Zarisgebirge nach Kuibis gekommen, wo er sich mit dem Professor Dr. Kaiser von der Gießener Universität treffen und über Mineralfunde sprechen wollte. Auf einer Ochsenkarre hatte Klinge vier Kisten voll Gesteinsproben mitgebracht, die er auf seinen Prospektionsreisen in der Namib gesammelt hatte und die nun auf meinem Ladentisch ausgebreitet lagen. Ein alter hochgewachsener Hottentot betrat meinen Laden und fragte: „Baas, is jy Prospektor?" „Ja, warum fragst du?" antwortete ich. „Baas, ich bin der Traugott Fredericks. Mein Bruder ist der Kapitän Paul Fredericks von Bethanien. Deine beiden Diener Eisib und Kidamab, die mit Dir auf Handelszug im Bersebaer Land waren, haben mir viel von Dir erzählt. Sie sagten, du seiest ein guter Baas, der uns Hottentotten nicht betrügt wie die anderen und deshalb komme ich zu Dir." „Was willst Du von mir?" „Baas, ich habe jetzt ein Jahr lang in Kolmanskuppe gearbeitet und Diamanten sortiert und habe gesehen, wie die weißen Menschen hinter den Diamanten her sind und die ganze Wüste durchgraben. Aber sie finden nur kleine Steine. Ich aber, der Traugott Fredericks, ich weiß, wo die großen Diamanten liegen." [...]
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Lüderitzbucht 1908-1914. Historische Erinnerungen eines Diamantensuchers an die Zeit von 1908-1914 in Lüderitzbucht Südwestafrika, von Max Ewald Baericke
Buchtitel: Lüderitzbucht 1908-1914
Untertitel: Historische Erinnerungen eines alten Diamantensuchers aus der deutschen Diamantenzeit in Südwestafrika zwischen den Jahren 1908 und 1914
Autor: Max Ewald Baericke
Verlag: Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft
ISBN 9991640266 / ISBN 99916-40-26-6
Windhoek, Namibia 2001
Broschur, 15 x 21 cm, 189 Seiten, 79 sw- und Farbfotos, 1 Faltkarte
Baericke, Max Ewald im Namibiana-Buchangebot
Naulila. Erinnerungen eines Zeitgenossen
Max Ewald Baericke war Teilnehmer der Strafexpediton gegen Naulila unter Franke und hat seine Erinnerungen mit hochinteressanten Nachforschungen in einem Manuskript hinterlassen.
Lüderitzbucht 1908-1914. Historische Erinnerungen eines Diamantensuchers an die Zeit von 1908-1914 in Südwestafrika
Historische Erinnerungen eines Diamantensuchers an die Zeit von 1908-1914 in Lüderitzbucht, Südwestafrika, stammen aus der Feder von Max Ewald Baericke.