Lebensader Orange River. Wasser und Frieden im Süden Afrikas, von Thomas Kruchem

Lebensader Orange River. Wasser und Frieden im Süden Afrikas, von Thomas Kruchem.

Lebensader Orange River. Wasser und Frieden im Süden Afrikas, von Thomas Kruchem.

Alltag, Kultur und Geschichte der Menschen am Fluss: Vor diesem Hintergrund erzählt Thomas Kruchem von der großen Herausforderung, dem Süden Afrikas sein Wasser für morgen und damit den Frieden zu sichern.

Thomas Kruchem  

Aus den Bergen Lesothos schlängelt sich der Orange River, der in Lesotho Senqu heißt, über 2200 Kilometer durch atemberaubend schöne Landschaft zum Atlantik. Er speist das größte Industriegebiet und eine der ertragreichsten Agrarlandschaften Afrikas. Doch die mehr als 20 Millionen Menschen im Einzugsgebiet des grenzüberschreitenden Flusses stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Wasser wird immer knapper am Orange - weil die Wirtschaft und Bevölkerung wächst, weil bis heute vielerorts Wasser in großem Stil verschwendet wird, weil der Klimawandel Regenfälle immer unberechenbarer macht. Auch die Qualität des Wassers ist bedroht: Bodenerosion in den Bergen Lesothos, Dünger und Abwässer aus Industrie und Gewerbe sowie von Millionen privaten Haushalten belasten den Orange und seine Nebenflüsse; im Bergbaugebiet um Johannesburg treten saure Minenabwässer voller Schwermetalle aus dem Untergrund; Mangel an Geld und qualifiziertem Personal lässt Kläranlagen kollabieren. Diese gewaltigen Herausforderungen, die die Menschen und Länder im südlichen Afrika gemeinsam zu meistern suchen, greift das Buch auf.

Es verknüpft die einzigartigen Schicksale der Menschen, ihre vielfältigen Kulturen und ihre lehrreiche Geschichte in bestechend eindrücklicher Erzählform. Auf einer faszinierenden regionalen Weltbühne gewinnt eine große Herausforderung Konturen: die Mammutaufgabe, dem Süden Afrikas sein Wasser für morgen und damit den Frieden zu sichern. Gemeinsam versuchen die Bürger und Regierungen von Botsuana, Lesotho, Namibia und Südafrika, Wasser zu sparen und Gewässer nachhaltig zu schützen. Ihre erfolgreiche Zusammenarbeit könnte zum weltweiten Modell avancieren. Die beigelegte englischsprachige DVD Orange-Senqu River Awareness Kit bietet ein Füllhorn vertiefender Informationen - zu Wasserfragen im Südlichen Afrika; zu politischen, sozialen und kulturellen Themen. Reiches Video- und Audiomaterial sowie hunderte Dokumente und wissenschaftliche Publikationen machen diese DVD zu einer Fachbibliothek.

2. Lesotho -Land der Berge und des Wassers

Der Blick fällt von der Terrasse auf einen still daliegenden See, auf steil aus dem See aufragende Flanken karg begrünter Hänge, auf ein Dorf aus stroh- und wellblechbedeckten Rundhütten, zwischen denen Schafe und Ziegen weiden. Eine immer gleiche Uferlinie, die sich wild dahin schlängelt - hier entlang einer Bucht, dort um eine Landzunge herum. In die Stille pfeift der Wind, ballt Wolken zu dunklen Gebirgen, lässt dann wieder die Sonne durchbrechen; das Wasser des Sees changiert zwischen tiefblau und grün-schwarz.

Lesotho, der Morgen des 22. Januar 2011. Nach einem Tag endloser Passfahrt bei sintflutartigem Regen schaue ich an diesem Morgen von einer Lodge im Dörfchen Katse aus auf den Katse-See: Zwei Milliarden Kubikmeter Wasser, gehalten von einem 185 Meter hohen Staudamm, der das Wasser des - hier Senqu genannten - Orange River und einiger Nebenflüsse staut. Ein Damm von existentieller Bedeutung für Lesotho und seinen großen Nachbarn Südafrika; er verkörpert die große Chance für Lesotho, bald nicht mehr zu den ärmsten Ländern der Welt zu zählen. Lesotho ist ein Land atemberaubender Berge; ein Land der Acker, Viehherden und Gehöfte selbst an steilsten Hängen; der in bunte Decken gehüllten Männer mit ihren Ponys, der über Bergpfade Wasser balancierenden Frauen. Ein, indes, bitterarmes und sehr kleines Land: 30.000 Quadratkilometer Gebirge, zwei Millionen Einwohner.

Bis Ende des 16. Jahrhunderts siedelten nur San und Khoi in der rauen Landschaft Lesothos, wo es im Winter oft schneit. Erst während der Mfecane, der großen Not zur Zeit des Zulu-Herrschers Shaka, flohen tausende Bantu in die Berge, vereinigten sich um 1820 unter König Moshoeshoe I. zum Volk der BaSotho. Deren Königreich Basutoland vermied es in der Folge, sich in Kriege rundum hineinziehen zu lassen; 1868 stellte es sich unter den Schutz der britischen Krone; 1966 wurde es unabhängig. Lesotho ist von Südafrika umschlossen; Männer von hier suchten schon während des Diamanten- und Goldbooms Ende des 19. Jahrhunderts Arbeit jenseits der Grenze.

Bis heute schuftet jeder dritte Mann im Bergbau Südafrikas; den größten Teil ihres Geldeinkommens erarbeiten die Bürger Lesothos im Nachbarland. Doch die Jobs dort werden knapper - weil die Unternehmen den Bergbau zunehmend mechanisieren und weil sie zuerst Südafrikanern Arbeit geben. Es gibt etwas Industrie, Textilfabriken zum Beispiel, in Lesotho; es gibt Diamantenbergbau. Auch hier jedoch finden nur wenige Menschen Beschäftigung. Und so arbeiten bis heute 86 Prozent der im Lande erwerbstätigen Bevölkerung in der Subsistenzlandwirtschaft, die gerade 7,1 Prozent des Sozialprodukts erwirtschaftet. Diese absurd niedrige Produktivität der Landwirtschaft beleuchtet grell das, neben der HIV-Aids-Pandemie, größte Problem des Landes. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Lebensader Orange River. Wasser und Frieden im Süden Afrikas, von Thomas Kruchem.

Buchtitel: Lebensader Orange River
Untertitel: Wasser und Frieden im Süden Afrikas
Autor: Thomas Kruchem
Herausgeber: GIZ - Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
Verlag: Brandes & Apsel
Frankfurt a. M., 2012
ISBN 978-3860997154
Kartoneinband, 15x21 cm, 272 Seiten, zahlreiche Fotos, 1 Multimedia-DVD

Kruchem, Thomas im Namibiana-Buchangebot

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