Kolonialrecht und Provenienzforschung, von Robin Leon Gogol

Kolonialrecht und Provenienzforschung, von Robin Leon Gogol. Beiträge zu Grundfragen des Rechts, Band 41. Vandenhoeck & Ruprecht, Unipress. Göttingen, 2023. ISBN 9783847116301 / ISBN 978-3-8471-1630-1

Kolonialrecht und Provenienzforschung, von Robin Leon Gogol. Beiträge zu Grundfragen des Rechts, Band 41. Vandenhoeck & Ruprecht, Unipress. Göttingen, 2023. ISBN 9783847116301 / ISBN 978-3-8471-1630-1

Kolonialrecht und Provenienzforschung: Diese Arbeit von Robin Leon Gogol wurde im Wintersemester 2022/2023 von der Juristischen Fakultät der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover als Dissertation angenommen.

Robin Leon Gogol  

Einleitung

Wer sich mit dem Kolonialrecht befasst, kommt um eine Reflexion heutiger internationaler Zusammenhänge nicht herum. Die Auswirkungen der Kolonialzeit reichen bis in die heutige globale Gesellschaft. Die Interessierten werden vielleicht zu ähnlichen Folgerungen gelangen, wie Max Frisch sie aus den Vorlesungen des Philologen Bernhard Fehr gezogen hat:

»Dann geht man ihm nach durch merkwürdige Gefilde, wo er uns dantische Strophen liest und manchmal stehen bleibt, um uns einen Ausblick zu zeigen auf unsere Gegenwart, einen ganz überraschenden Ausblick, wo wir uns plötzlich selber sehen und anders sehen als sonst. Noch kaum habe ich soviel Eigenartiges, Überdenkenswertes, Anregendes, Aufrüttelndes über unsere Gegenwart vernommen wie in dieser Vorlesung.«

Eine Betrachtung der deutschen Kolonialzeit vermag ebenfalls eine solche intertemporale Sichtweise auf unsere Gegenwart zu gewähren. Doch nur selten wird dieser Ausblick von dantischer Schönheit geprägt sein oder gar Anregendes bereithalten. Vielmehr wird die Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialzeit Eigenartiges, Überdenkenswertes und Aufrüttelndes zum Vorschein bringen und den an heutigen globalen Dynamiken Interessierten eine Sensibilität für Machtasymmetrien vermitteln. Ein Umstand, der damit zusammenhängt, dass der Geschichte des Kolonialismus stets ein nationales Überlegenheitsdenken inhärent war. [...]

I. Problemaufriss und aktueller Bezug - Kolonialrevisionismus als Grundlage für eine neue Ethik globaler Beziehungen

Als Emmanuel Macron, der junge Staatspräsident Frankreichs, in der Universität Ouagadougou in Burkina Faso im September 2017 in einer geschichtsträchtigen Rede versprach: »Ich möchte, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre die Voraussetzungen für zeitweilige oder endgültige Restitutionen des afrikanischen Erbes an Afrika geschaffen werden.«, brachen die Dämme der Zurückhaltung im Diskurs um offene Fragen bezüglich des kolonialen Erbes Europas. Letztlich ist für ein breites Meinungsspektrum die Restitution kolonialen Sammlungsguts ein entscheidender Faktor, damit eine kritische Aufarbeitung der Kolonialgeschichte beginnen kann. Auf den globalen Westen rauschte eine neue, eine emotionalere Welle der kolonialen Auseinandersetzung zu. Macron beauftragte im »Rapport sur la restitution du patrimoine culturel africain« die Kunsthistorikerin Benedicte Savoy sowie den Ökonomen und Schriftsteller Felwine Sarr, die Parameter für eine Rückgabe zu erarbeiten. Der wenig später veröffentliche Bericht »Zurückgeben« polarisiert die Restitutionsdebatte bis heute. Die Wirkung der Rede und des Berichts war enorm und löste in Deutschland ein mediales Erdbeben aus, zumal schon vor der »Ouagadougou-Zeitrechnung« Kritik am Umgang Deutschlands mit der Auseinandersetzung seines kolonialen Erbes geäußert wurde. Ein weiteres mediales Leuchtfeuer stellte insofern die Diskussion um das Berliner »Humboldt Forum« dar, ein 600 Millionen Euro teures Projekt im »neuen, alten Stadtschloss«, in welchem eine ethnologische Ausstellung in einer Rekonstruktion des Hohenzollern-Schlosses präsentiert wird. Ein Projekt, aus dessen Expertenbeirat eben jene vom Staatspräsidenten Frankreichs beauftragte Benedicte Savoy im Juli 2017 zurücktrat. Zwischen dem Verständnis von einem klassischen Konzept eines europäischen »Museumstempels« und dem Ansatz der Restitutionsdebatte besteht scheinbar Mediationsbedarf. Tatsächlich wird vielerorts die Debatte um die Restitution afrikanischer Objekte auch als eine Debatte über den Umgang mit dem kolonialen Erbe Europas verstanden. Selten wurde ein Diskurs auf gesellschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Ebene derart emotional geführt. Umso beachtlicher, wird berücksichtigt, dass die Restitutionsdebatte bereits zum zweiten Mal kontrovers ausgefochten wird. Schon in den 70er-Jahren entwickelte sich zum ersten Mal eine umstrittene Restitutionsbewegung um die Objekte Afrikas. Insofern hat der Diskurs um die Restitution afrikanischer Kulturgüter erneut Konjunktur. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Kolonialrecht und Provenienzforschung, von Robin Leon Gogol.

Titel: Kolonialrecht und Provenienzforschung
Untertitel: Untersuchung einer kamerunischen Federkrone
Autor: Robin Leon Gogol
Reihe: Beiträge zu Grundfragen des Rechts, Band 41
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht, Unipress
Göttingen, 2023
ISBN 9783847116301 / ISBN 978-3-8471-1630-1
Gebunden, 16 x 24 cm, 217 Seiten, 3 Abbildungen

Gogol, Robin Leon im Namibiana-Buchangebot

Kolonialrecht und Provenienzforschung

Kolonialrecht und Provenienzforschung

Kolonialrecht und Provenienzforschung: Abstrakte Beispiel und ein historisches, anhand der Untersuchung einer kamerunischen Federkrone.