Japans Außenpolitik in der frühen Meiji-Zeit 1868-1894, von Wieland Wagner

Japans Außenpolitik in der frühen Meiji-Zeit 1868-1894. Die ideologische und politische Grundlegung des japanischen Führungsanspruch in Ostasien. Wieland Wagner. Beiträge der deutschen Kolonial- und Überseegeschichte, Band 48. Franz Steiner Verlag. 1990. ISBN 3515055711 / ISBN 3-515-05571-1 / ISBN 9783515055710 / ISBN 978-3-515-05571-0

Japans Außenpolitik in der frühen Meiji-Zeit 1868-1894. Die ideologische und politische Grundlegung des japanischen Führungsanspruch in Ostasien. Wieland Wagner. Beiträge der deutschen Kolonial- und Überseegeschichte, Band 48. Franz Steiner Verlag. 1990. ISBN 3515055711 / ISBN 3-515-05571-1 / ISBN 9783515055710 / ISBN 978-3-515-05571-0

Der folgende Text aus 'Japans Außenpolitik in der frühen Meiji-Zeit 1868-1894' stammt aus der Einleitung des Autoren Wieland Wagner.

Die westliche Sicht des modernen Japan ist geteilt: Wird einerseits der Aufstieg des fernöstlichen Landes zur zweitgrößten Industriemacht bewundert, so rufen andererseits japanische Außenhandelspraktiken, vor allem gegenüber den asiatischen Nachbarn, Kritik hervor. Verstärkt wird dieses westliche Befremden durch regelmäßige Presseberichte über die Unfähigkeit der Japaner, die Vergangenheit, den Zweiten Weltkrieg, zu bewältigen. Aus der Reihe negativer Schlagzeilen lauten einige der jüngeren Beispiele: Im Sommer des Jahres 1985 stattete das japanische Kabinett dem "Yasukuni-Schrein", in dem die sterblichen Überreste der Hauptkriegsverbrecher des Landes aufbewahrt werden, erstmals einen offiziellen Besuch ab. Ein Jahr später mußte Kultusminister Fujio Masayuki ausländischem Druck weichen, als er behauptete, die Koreaner hätten sich die Invasion und die Besetzung ihres Landes durch Japan selbst zuzuschreiben. Im Frühjahr 1988 sah sich der Minister für Raumordnung, Okuno Seisuke, wegen einer ähnlichen, diesmal auf China gemünzten Bemerkung gedrängt, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Zu Beginn des Jahres 1989 verweigerte schließlich Ministerpräsident Takeshita Noboru im Parlament das Eingeständnis der japanischen Kriegsschuld im Zweiten Weltkrieg mit dem Hinweis, daß die Historiker über diese Frage noch nicht eindeutig befunden hätten. In allen Fällen riefen sowohl die japanischen Äußerungen als auch die dadurch ausgelösten Proteste insbesondere Chinas und Koreas die Tatsache in Erinnerung, daß das Verhältnis zwischen den ostasiatischen Ländern auch heute noch durch die historische Vergangenheit belastet wird. Die beiden genannten Aspekte des gegenwärtigen Japan, Exporterfolge und ein Mangel an selbstkritischer Geschichtsbetrachtung, werfen die grundsätzliche Frage nach der Struktur der Beziehungen zwischen dem fernöstlichen Inselland und der Außenwelt auf. Wo liegen die WurzeIn jenes japanischen Expansionismus, der bis 1945 mit militärischen Mitteln erfolgte und in der Gegenwart auf wirtschaftlicher Ebene fortsetzt wird? Fällt der Blick zunächst auf die unmittelbare Vergangenheit und den Zweiten Weltkrieg, so muß der Versuch, die Besonderheiten des außenpolitischen Denkens im modernen Japan zu erkunden und zu analysieren, tiefer greifen. Die Untersuchung der modernen japanischen Außenbeziehungen hat bereits in der Mitte des vorigen Jahrhunderts anzusetzen, als das Land sich nach über zweihundertjähriger Abschließung wieder der Außenwelt öffnete und seinen Aufstieg zur Industrienation begann: Die Geburt des modernen Japan erfolgte mit der Meiji-Restauration von 1868. In dem auch als Revolution bezeichneten Umsturz wurde die Dynastie der Tokugawa-Shögune, eine Art Militärherrschaft, beseitigt und durch eine Zentralregierung mit dem Meiji-Tennö als göttlichem Symbol ersetzt. Das bisherige Regime hatte sich als unfähig erwiesen, die Krise des Landes zu meistern, das 1853 unter dem Druck amerikanischer Kriegsschiffe geöffnet und zu ungleichen Zoll- und Handelsverträgen gezwungen worden war. Im Zeichen äußerer Bedrohung und innerer Zerrüttung ergriffen reformorientierte Vertreter der japanischen Kriegerkaste, der Samurai, und des Hofadels das Ruder des Staatsschiffes. Unter dem Motto "Reiches Land - Starke Armee" öffneten sie das Inselreich, um es durch Reformen nach westlichen Vorbildern zu einer starken Militärmacht zu erheben. Grob vereinfacht lassen sich die Anfänge des modernen Japan sowohl zeitlich als auch inhaltlich mit jener Entwicklung vergleichen, die 1871 mit der Einigung des Deutschen Reiches durch Bismarck begann. Die vorliegende Arbeit untersucht die Anfänge der modernen japanischen Außenpolitik zwischen der Meiji-Restauration und dem Ausbruch des ersten großen neuzeitlichen Krieges Japans, den das Land 1894/95 siegreich gegen China führte. In dieser Phase wurde das Fundament für die japanische Expansionspolitik in Ostasien gelegt, welche 1941 zum Überfall auf Pearl Harbor führen sollte und nach der katastrophalen Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg mit einer Exportoffensive fortgesetzt wurde. Da es sich bei der frühen Meiji-Zeit um eine Übergangsperiode von der Feudalzeit zur Modernisierung nach westlichen Vorbildern handelt, sollen Kontinuitäten und Wandlungsprozesse der japanischen Außenpolitik am Beispiel jener ostasiatischen Länder aufgezeigt werden, zu denen das Kaiserreich bereits seit Jahrhunderten Beziehungen unterhielt. In diesem Sinne bezieht sich das Thema vornehmlich auf China, [...]

Dies ist ein Auszug aus: Japans Außenpolitik in der frühen Meiji-Zeit 1868-1894, von Wieland Wagner.

Japans Außenpolitik in der frühen Meiji-Zeit 1868-1894
Untertitel: Die ideologische und politische Grundlegung des japanischen Führungsanspruch in Ostasien
Autor: Wieland Wagner
Reihe: Beiträge der deutschen Kolonial- und Überseegeschichte, Band 48
Verlag: Franz Steiner Verlag
Stuttgart, 1990
ISBN 3515055711 / ISBN 3-515-05571-1
ISBN 9783515055710 / ISBN 978-3-515-05571-0
Originalbroschur, 362 Seiten, 15 x 23 cm, 3 Karten

Wagner, Wieland im Namibiana-Buchangebot

Japans Außenpolitik in der frühen Meiji-Zeit 1868-1894

Japans Außenpolitik in der frühen Meiji-Zeit 1868-1894

Japans Außenpolitik in der frühen Meiji-Zeit 1868-1894 und die ideologische und politische Grundlegung des japanischen Führungsanspruches in Ostasien.