Eine Reise in die Vergangenheit, von Herta Haberland-Devers

Eine Reise in die Vergangenheit, von Herta Haberland-Devers. Privatdruck, ohne Orts- und Jahresangabe.

Eine Reise in die Vergangenheit, von Herta Haberland-Devers. Privatdruck, ohne Orts- und Jahresangabe.

Aus Herta Haberland-Devers' Reisebericht "Eine Reise in die Vergangenheit" beschreibt dieser Auszug die Ankunft am 28.8.1961 in Mombasa.

Herta Haberland-Devers  

[...] Nun sind wir schon viereinhalb Tage in Afrika, und ich habe sehr viel nachzuholen. Nachdem wir das Kap Guardafui in der Nacht vom Sonnabend (19.8.1961) zum Sonntag (20.8.1961) umschifft hatten, empfing uns eine vom Südwest-Monsun wild bewegte See, "a heavy rough sea", wie es im Tagesbericht hieß; der Sturm verstärkte sich während des folgenden Tages, und gegen Mittag erreichte uns die Nachricht, daß am Kap Guardafui ein englischer Frachter im Sinken begriffen sei; die Warwick-Castle bot daraufhin sofort ihre Hilfe an, die aber nicht angenommen wurde, weil ein näher befindliches Schiff bereits herbeieilte. Wir schrieben an diesem Montag Tagebuch und Briefe für Mombasa. Am Dienstag flaute der Monsun etwas ab, und ich war fast den ganzen Tag damit beschäftigt, alle Koffer bis auf einen umzupacken, weil wir zwei Koffer mit dem Schiff direkt bis Daressalam durchgehen lassen wollten. Abends gab es einen Film in der Lounge, dessen militärischer Inhalt uns nach deutschen militärischen Begriffen recht seltsam anmutete. Vom Schlußbild eines jeden Films, der Queen hoch zu Roß, bei dem die Nationalhymne gesungen wird, war diesmal nichts zu sehen, weil die Zuschauer vorzeitig die Lounge verliessen und dabei die Leinwand verdunkelten. Otto sagte mir nachher, daß ein Teil des Pferdes sich auf meiner Bluse befunden hätte. Am Mittwoch, dem 23.8.1961 früh, unserem Ankunftstag in Mombasa, war mir recht seltsam zumute, und es dauerte einige Zeit, ehe ich darüber hinweg war. Vormittags packte ich die letzten Sachen und ging dann noch einmal zum Friseur. Zwischen Mittagessen und Kaffee kam die Küste in Sicht, aber es dauerte bis 5 Uhr p.m., ehe wir am Kai angelegt hatten. Die Einfahrt nach Mombasa-Kilindini war sehr reizvoll; die alte heimatliche ostafrikanische Küstenlandschaft mit ihren Kokospalmen, Eingeborenenhütten und Affenbrotbäumen umgab mich plötzlich wieder, als lägen nicht 40 Jahre dazwischen. Die Gangway wurde am Schiff montiert aber abgesperrt; die Passagiere durften noch nicht an Land, bis sämtliches Gepäck derjenigen, die hier das Schiff verliessen, aus dem Hold und dem anderen Gepäckraum ans Tageslicht befördert war. Inzwischen hatten die Behördenvertreter sich im Salon der l. Klasse niedergelassen und kontrollierten die Papiere der Passagiere, die in Mombasa einreisen wollten; jeder bekam einen Visumstempel in seinen Pass. Im Rauchsalon hatten inzwischen Vertreter der Zollbehörde, der Banken, der Reisebüros und der Omnibuslinien Posten bezogen. Wir erkundigten uns, ob der Weg von Mombasa nach Tanga trotz der Regenfälle befahrbar sei und liessen für den nächsten Vormittag drei Omnibusplätze buchen. Sicherheitshalber schlossen wir uns mit unserem Gepäck bereits an diesem Abend den Passagieren an, die ihr Gepäck im Zoll kontrollieren liessen weil sie sofort nach Beendigung dieser Prozedur mit dem Sonderzug, der schon auf sie wartete, nach Nairobi und in das weitere Hinterland fuhren. Das Gepäck wurde direkt in den Zollschuppen befördert, die Passagiere mußten von der letzten Stufe der Gangway direkt in einen Omnibus steigen, der uns ebendahin brachte, ein Schmuggel war ausgeschlossen; man durfte den kurzen Weg nicht zu Fuß zurücklegen. Im Zollschuppen war alles erstklassig organisiert: das Gepäck der Passagiere war nach den Anfangsbuchstaben sortiert, jeder fand das Seine fein säuberlich auf einem Haufen vor der Stelle des langen Kontrolltisches, die seinem Anfangsbuchstaben zugeteilt war. Ein halbuniformierter Eingeborener ergriff unsere Gepäckstücke und stellte sie auf den Tisch, sobald eine Lücke frei war. Unsere englische Nachbarin, eine unserer Tischgenossen vom Schiff, die in Nairobi angestellt war, mußte sämtliche Koffer öffnen und durchwühlen lassen. Bei uns wurde nichts aufgemacht. Wir erhielten an allen Gepäckstücken das Kontrollzeichen und waren in Gnaden entlassen. Das Gepäck wurde auf einen Karren geladen und zur Gepäckaufbewahrung gefahren, wo wir es am nächsten Morgen abholten. Mit einer Tasche, in der sich unser Nachtzeug befand, kehrten wir an Bord zurück, diesmal zu Fuß, und schliefen noch einmal in unserer Koje. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Eine Reise in die Vergangenheit, von Herta Haberland-Devers.

Titel: Eine Reise in die Vergangenheit
Autorin: Herta Haberland-Devers
Genre: Reisebericht
Privatdruck
Ohne Orts- und Jahresangabe
Broschur, 15 x 21 cm, 87 Seiten

Haberland-Devers, Herta im Namibiana-Buchangebot

Eine Reise in die Vergangenheit

Eine Reise in die Vergangenheit

Reisebericht von einer 1961 unternommenen "Heimwehreise" in die Vergangenheit einer Deutsch-Ostafrikanerin in das damalige Tanganijka.