Durst und Dornen: So lebte ein Pionier, Schutztruppler und Südwester, von Ilse Liepsch.

Durst und Dornen: So lebte ein Pionier, Schutztruppler und Südwester, von Ilse Liepsch. Verlag: Peter's Antiques. Swakopmund, Namibia 1997. ISBN 062006062X / ISBN 0-620-06062-X

Durst und Dornen: So lebte ein Pionier, Schutztruppler und Südwester, von Ilse Liepsch. Verlag: Peter's Antiques. Swakopmund, Namibia 1997. ISBN 062006062X / ISBN 0-620-06062-X

Victor Stubenrauch im Alter.  Geboren am 27.06.1891 zu Neu-Zittau, Kreis Potsdam, gestorben am 20.08.1981 in Otjiwarongo, Südwestafrika.

Victor Stubenrauch im Alter. Geboren am 27.06.1891 zu Neu-Zittau, Kreis Potsdam, gestorben am 20.08.1981 in Otjiwarongo, Südwestafrika.

Die Erinnerungen des Pioniers, Schutztrupplers und Südwesters Victor Stubenrauch hat Ilse Liepsch unter dem treffenden Titel 'Durst und Dornen' im Selbstverlag herausgegeben.

[...] In Deutsch-Südwest gab es mehrere Zeitungen, da waren die „Unabhängige Zeitung Südwest", der „Windhuker Anzeiger", die „Windhuker Nachrichten", die „Lüderitzbuchter Zeitung" und „Der Südwestbote". All diese Zeitungen waren sehr gefragt und auch die Schutztruppler, die ja meistens irgendwo im Land in Einsatz waren, begehrten sie heiß. So fand Victor Stubenrauch einen Bericht über „Den Sieger von Naulila" in der Dienstag Ausgabe vom 12. Januar 1915. Er riß ihn sofort vorsichtig heraus und bewahrte ihn in seiner Uniformtasche auf. Im „Südwester" stand da gedruckt:

Der Sieger von Naulila, Herr Major Franke, ist gestern in Windhuk eingetroffen. Auf Anordnung des Herrn Gouverneurs hatten sämtliche öffentlichen Gebäude Flaggenschmuck angelegt und in der Stadt liess die schwarz-weiß-roten Farben im Winde flattern, wer da wußte, wem die Ehrung galt. Auch Omaruru und Karibib hatten übrigens zu Ehren Major Frankes geflaggt.

Victor Stubenrauch wurde von Schmerzen gequält, sein zerschossener Fuß ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er sah, wie die gesunden Kameraden sich in selbstloser Hingabe um die Verwundeten und angeschossenen Reiter kümmerten. Besonders rührend empfand er die Sorge seines Kompanie-Kameraden, des Unteroffiziers Wilhelm Mattenklodt. Vicco konnte ja selbst nicht aufsitzen und so hob der ihn bei jeder Rast aus dem Sattel und dann wieder hinauf. Und dabei oblag ihm auch noch die Sorge um die stark gelichteten Gespanne der Ochsenwagen. Sie mußten durch ungelernte Ovambo-Ochsen ergänzt werden. Eine wahrhaft sehr schwere Aufgabe! Ab und zu versank Vicco in Ohnmacht. Aber er merkte doch, daß sie zwei bis drei Tage bis nach Okaukuejo treckten. Dort war in einem riesigen Zelt ein richtiges Lazarett aufgebaut. Es stand unter dem Kommando des Stabsarztes Schmid. Viele Kameraden, und auch Victor Stubenrauch, hatten zusätzlich Hungertyphus bekommen. Der Stabsarzt untersuchte Viccos Fuß und erklärte, er müsse unbedingt amputiert werden, er würde sonst Brand im Bein bekommen. Vicco weigerte sich entschieden. Er wollte den Fuß nicht amputieren lassen und dann als Krüppel sein Leben lang herumstolpern. Die Typhus- und Ruhrkranken durften keine feste Nahrung zu sich nehmen, und so quälten sie sich auch noch mit Hunger ab. Da half Major Franke wieder. Er brachte bei seinen täglichen Besuchen stets Flaschen mit Fruchtsaft und Fruchtkonserven mit. Eines Tages, als Vicco gerade aus dem Fieberdelirium erwachte, aber die Augen noch geschlossen hatte, stand Major Franke mit dem Stabsarzt an seinem Bett. Franke fragte, wie es mit Vicco stünde und der Stabsarzt antwortete, daß Vicco Weihnachten nicht mehr überleben würde. Es war wenige Tage vor Weihnachten. Wie lange er in Okaukuejo lag, wurde ihm nicht bewußt. Eines Tages fand er sich im rumpelnden Ochsenwagen wieder. Er lag unter dem Zelldach und angenehm weich gebettet auf der Kattel. Er schaute sich um. Vorn, auf der Vorkiste des Wagens, sassen ein leicht verwundeter Unteroffizier und zwei Reiter. Sie droschen Skat. Vicco fiel wieder zurück ins Fieberdelirium und so, im „Sich-nicht-bewußt-sein", stand er auf und sprang aus dem Wagen. Er erlitt keine zusätzlichen Schäden, denn er fiel in weichen, tiefen Sand. Aber niemand hatte es bemerkt und nun lag er mit weit aufgerissenen Augen in der prallen Sonne. So lag er eine ganze Zeit. Die Skatspieler merkten anfangs nichts. Aber schließlich fiel ihnen doch auf, daß da hinten im Wagen etwas nicht stimmte. Sie erschraken sehr, als der Kranke nicht mehr an Bord war. Sie hatten ihn verloren! Schleunigst kehrten sie um. Ein recht langes Stück mußten sie fahren, bis sie ihn im Sand liegen sahen. Sie sammelten ihn auf und legten ihn wieder auf sein Lager. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Durst und Dornen: So lebte ein Pionier, Schutztruppler und Südwester, von Ilse Liepsch.

Titel: Durst und Dornen
Untertitel: So lebte ein Pionier, Schutztruppler und Südwester
Autorin: Ilse Liepsch
Verlag: Peter's Antiques
Swakopmund, Namibia 1997
ISBN 062006062X / ISBN 0-620-06062-X
Broschur, 14 x 20 cm, 100 Seiten, einige sw-Fotos

Liepsch, Ilse im Namibiana-Buchangebot

Durst und Dornen: So lebte ein Pionier, Schutztruppler und Südwester

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Durst und Dornen: Die Biographie des Pioniers, Schutztrupplers und Südwesters Victor Stubenrauch.