Die Landfrage und Landreform in Namibia, von Axel Woeller

Die Landfrage und Landreform in Namibia, von Axel Woeller. Beiträge zur Politikwissenschaft, Band 5. Herbert Utz Verlag, 2005. ISBN 3831605556 / ISBN 3-8316-0555-6 / ISBN 9783831605552 / ISBN 978-3-8316-0555-2

Die Landfrage und Landreform in Namibia, von Axel Woeller. Beiträge zur Politikwissenschaft, Band 5. Herbert Utz Verlag, 2005. ISBN 3831605556 / ISBN 3-8316-0555-6 / ISBN 9783831605552 / ISBN 978-3-8316-0555-2

Die Landfrage und Landreform in Namibia, von Axel Woeller. I. Einleitung:

Die Landfrage ist ein zentrales politisches Problem in Afrika. Vor allem im südlichen Afrika ist Land von vitaler Bedeutung für die zukünftige Entwicklung dieser Region. Namibia, das als eines der letzten Staaten seine Unabhängigkeit gegen Ende des 20. Jahrhunderts erhalten hat, ist durch seine Geschichte und seine geographische Lage davon besonders betroffen. Eines der entscheidenden Merkmale der kolonialen Entwicklung im südlichen Afrika ist die gewaltsame Wegnahme des Landes von den bis dato dort lebenden Menschen. Durch Krieg, Besetzung und Vertreibung wurde in Namibia, Südafrika und Zimbabwe Platz für weiße Siedler geschaffen. Auch andere heutige Staaten in der Region, wie etwa Lesotho oder Swaziland, waren von der Landnahme betroffen. Eine ständige Teilung des Landes anhand von ethnischen bzw. rassistischen Kriterien etablierte sich aber vor allem in den weißen Siedlerkolonien. In Namibia und Zimbabwe hat sich die Landbesetzung fast parallel im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts ereignet. Innerhalb der folgenden vierzig Jahre wurden systematisch die dort lebenden Einheimischen in andere, meist weniger fruchtbarere Regionen des Landes gebracht und eine weiße kommerzielle Farmwirtschaft aufgebaut. Mitte des 20. Jahrhunderts befanden sich ca. 50 Prozent der für Agrarwirtschaft nutzbaren Fläche Namibias im Eigentum weißer Siedler, während schwarze Farmer sich mit ca. 25 Prozent an eher kargem Boden zufrieden geben mußten. In Zimbabwe sicherte das Land Apportionment Act von 1930 ca. 51 Prozent der besseren Landesteile wenigen tausend Weißen, welche zu diesem Zeitpunkt etwa 5 Prozent der Bevölkerung ausmachten. Den Einheimischen wurde der Landbesitz in diesen Gebieten untersagt. Die flächenmäßig größte Landnahme fand in Südafrika statt. Unter dem Native Land Act von 1913 wurden etwa 87 Prozent des Landes in das Eigentum von Weißen transferiert. Das Ergebnis dieser Entwicklung ist bis heute sichtbar, da der Zugang zu Land und dessen Besitz nach wie vor deutlich von Hautfarbe und Abstammung abhängen. In diesem Zusammenhang ist die Landfrage allerdings nur als ein - wenn auch besonders deutliches - Zeichen der Ungerechtigkeit anzusehen, welches zum Symbol für Benachteiligung und der ungleichen Verteilung von Chancen, Freiheit und Wohlstand wurde. Als ein Symbol auch vor allem deshalb, weil es so viele verschiedene Facetten des Unrechts der Vergangenheit bis auf den heutigen Tag bewahrt hat bzw. sichtbar macht. Landbesitz wird nach wie vor auch immer mit Reichtum oder als dessen Quelle assoziiert. Reichtum hingegen war ein Privileg der weißen Minderheit. Die Landfrage ist nebenbei auch mit verschiedenen anderen Formen der kolonialen Vergangenheit verknüpft. In Namibia beispielsweise mit dem System der Vertragsarbeiter, durch welches Mitglieder traditioneller Gemeinschaften, meist aus dem Norden stammend, auf den kommerziellen Farmen im Süden des Landes Dienst tun mußten. Bis heute spielt daher die Situation der Farmarbeiter und die Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse eine wichtige Rolle. Mit der kolonialen Landnahme ging im südlichen Afrika ebenfalls ein teilweiser Verlust traditioneller Eigentumsformen einher, sodaß heute der Privatbesitz westlich-europäischer Prägung unterschiedlichen Typen traditionellen Eigentumsrechten gegenübersteht. Der größte Teil der Fläche Namibias befindet sich daher entweder innerhalb der kommerziellen Gebiete, wo Land als Individualeigentum existiert oder innerhalb der kommunalen Gebiete, in denen Land Gemeinschaftseigentum ist. Fraglich ist, welche Arten von Eigentum oder Besitz eigentlich sinnvoller sind und wie deren rechtliche Ausgestaltung aussehen könnte. Dabei gehen die Meinungen weit auseinander und reichen von Privatisierung der kommunalen Gebiete bis hin zum Gegenteil der Kommunalisierung der kommerziellen Farmen. Ähnliche Diskussionen gibt es über die Möglichkeiten einer sinvollen Bewirtschaftung des Landes, auf dem heute ebenfalls traditionelle und westliche Wirtschaftsweisen parallel existieren. Landnutzung allerdings hängt wiederum nicht unerheblich von der Art des Grundeigentums ab. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Die Landfrage und Landreform in Namibia, von Axel Woeller.

Titel: Die Landfrage und Landreform in Namibia
Autor: Axel Woeller
Reihe: Beiträge zur Politikwissenschaft, Band 5
Verlag: Herbert Utz Verlag
München, 2005
ISBN 3831605556 / ISBN 3-8316-0555-6
ISBN 9783831605552 / ISBN 978-3-8316-0555-2
Broschur, 15 x 21 cm, 275 Seiten

Woeller, Axel im Namibiana-Buchangebot

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