Der Prospektor. Eine illustrierte Erzählung rund um den Brandberg in Namibia, von Wolfgang Bauer

Der Prospektor. Eine illustrierte Erzählung rund um den Brandberg in Namibia, von Wolfgang Bauer. Benguela Publishers. Windhoek, Namibia 2008. ISBN 9991682600 / ISBN 99916-82-60-0

Der Prospektor. Eine illustrierte Erzählung rund um den Brandberg in Namibia, von Wolfgang Bauer. Benguela Publishers. Windhoek, Namibia 2008. ISBN 9991682600 / ISBN 99916-82-60-0

Der Prospektor. Eine realistische Erzählung um das Suchen nach wertvollen Rohstoffen, Edelsteinen und Schätzen rund um den Brandberg in Namibia. Ein Roman von Wolfgang Bauer.

[...] Die diensttuende Tagesschwester kam herein. Sie wollte nachschauen, wie es dem neuen Patienten ginge und seine Personalien aufnehmen. Bei den Daten „Pieter de Bruin, Alter 71 Jahre, Beruf Wagenbauer und Prospektor" stutzte ich. Hatte ich recht gehört? Nachdem die Schwester gegangen war, sprach ich den Alten an, Verzeihung, ob ich seinen Namen richtig gehört hätte, de Bruin? Ein schmales wettergebräuntes Gesicht mit einer Hakennase, wie sie das Alter oft übermäßig betont, wandte sich mir zu. Ja, er heiße de Bruin, warum frage der Nachbar? Eine Erinnerung durchzuckte mein Gedächtnis. Ob er, de Bruin, vielleicht einmal - warte, das muss Mitte der fünfziger Jahre gewesen sein - auf der Brandberg-West Mine gewesen sei? Der Alte sah mich interessiert an, ja, er sei einmal für ein Dreivierteljahr auf der Mine gewesen; wann genau, das wisse er jedoch nicht mehr. Jetzt fixierte er mich scharf. Man sah es ihm an, es wetterleuchtete in seinem Gedächtnis, aber der Blitz des Erkennens kam ihm nicht. Ob der Nachbar ihn denn kenne? Das Gesicht käme ihm wohl bekannt vor, aber er wüsste nicht. In diesem Augenblick kamen zwei Schwestern. Sie holten den alten Mann mitsamt seinem Bett zu einer Untersuchung. Ich hatte mich aufgesetzt und sah zu, wie sie ihn hinausrollten. Als die Tür ins Schloss fiel, ließ ich mich zurückfallen, verschränkte die Arme unter dem Kopf und überließ mich Erinnerungen an lang vergangene Zeiten. Pieter de Bruin! Der Prospektor, Schürfer, Schatzsucher! Wie ein neuzeitlicher Vortrekker war er damals, nach Öffnung der sogenannten „Roten Linie", auf der Brandberg-West Mine erschienen. Nicht mit einem Ochsenwagen, nein, mit einem klapprigen, bis über das Dach beladenen Lastwagen aus alten Armeebeständen. Wie sich später herausstellte, barg dieses Fahrzeug den gesamten Haushalt der de Bruins, die Familie, den Herd, das Zelt, einen Hund und ein paar Hühner, einen Bambusen, Möbel und sonstige Lebensutensilien, kurz, alles zu einem einfachen Leben Notwendige. De Bruin hatte sich bei der Minenleitung um eine Anstellung bemüht und seinen Beruf zunächst mit „Prospektor" angegeben. Ihm sei zur Zeit das Geld ausgegangen. Als ihm erklärt wurde, man benötige keinen Prospektor, nannte er seinen erlernten Beruf: er sei Wagenbauer. Nun, eigentlich bestand auch kein Bedarf für einen Wagenbauer, aber: Schütteltische werde er wohl reparieren können, deren Decks ja auch aus Holz und Metall bestünden? Oh ja, das könne er, er wisse allerlei von Schütteltischen. Aber er müsse oft sonntags arbeiten, weil man nur dann die Wartungsarbeiten in der Erzaufbereitung mache. Ob er dazu bereit sei? Natürlich, natürlich, das verstehe er vollkommen. Er sei ja zum Geldverdienen auf die Mine gekommen und nicht zum Feiern. Jantzen, mein Kollege in der Aufbereitung, hatte sich für de Bruins Anstellung verwendet, sehr zur Freude seines Schlossers. Nun brauchte der nicht länger die Schütteltische zu reparieren, eine ihm unliebsame Arbeit. Seine Freude wurde später noch größer, als er, ein sich den Dreißigern nähernder Junggeselle von freundlichem, aber zähflüssigem Geblüt, erfuhr, dass die de Bruins eine Tochter hatten. Sie war ein geschmeidiges junges Ding von vielleicht 13 oder 14 Jahren mit kecker Zunge und aufreizenden Bewegungen. Es bestand also selbst hier in der Wüste die Möglichkeit, seinem Junggesellendasein endlich den Garaus zu machen. So schienen sich die Dinge für alle Beteiligten zum Besten zu entwickeln. Da kein Haus zur Verfügung stand, waren die Neukommer zufrieden, in ihrem eigenen Zelt zu leben. Nachdem sie sich häuslich niedergelassen hatten, gaben sie uns beiden Vorleuten und dem Schlosser ein fürstliches Einstandsessen nach altväterlicher Weise. Wir saßen dabei unter dem Vordach des großen Hauszeltes. Alkoholische Getränke waren tabu. Im de Bruinschen Hause trank man keinen Alkohol. Nach dem Essen und dem Dankgebet, welches de Bruin bedächtig und gläubig gesprochen hatte, wurde Kaffee ausgeschenkt, jedoch nur in Henkeltöpfen. Der Hausherr zündete sich eine Pfeife an. Es musste starker Tobak sein, den er rauchte. Er roch aufdringlich und knisterte angsteinflößend im Pfeifenkopfe. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Der Prospektor. Eine illustrierte Erzählung rund um den Brandberg in Namibia, von Wolfgang Bauer.

Titel: Der Prospektor
Untertitel: Eine illustrierte Erzählung rund um den Brandberg in Namibia
Autor: Wolfgang Bauer
Verlag: Benguela Publishers
Windhoek, Namibia 2008
ISBN 9991682600 / ISBN 99916-82-60-0
Oringialbroschur, 15 x 21 cm, 296 Seiten, etliche sw- und Farbfotos

Bauer, Wolfgang im Namibiana-Buchangebot

Der Prospektor. Eine illustrierte Erzählung rund um den Brandberg in Namibia

Der Prospektor. Eine illustrierte Erzählung rund um den Brandberg in Namibia

Sachverständig und spannend geschriebener Roman über das harte Leben als Schürfer am Brandberg in Namibia.