Damals in Afrika. Erinnerungen und Erfahrungen, von Hilla von Flotow

Damals in Afrika. Erinnerungen und Erfahrungen, von Hilla von Flotow. Frieling & Huffmann. Berlin, 1991. ISBN 890092020 / ISBN 3-89009-202-0

Damals in Afrika. Erinnerungen und Erfahrungen, von Hilla von Flotow. Frieling & Huffmann. Berlin, 1991. ISBN 890092020 / ISBN 3-89009-202-0

Damals in Afrika. Erinnerungen und Erfahrungen, von Hilla von Flotow. Als sie im Frühjahr 1939 aus Abenteuerlust eine Schiffsreise nach Südwestafrika bucht, ahnt die junge Deutsche nicht, daß sie dort eine neue Heimat finden wird.

„Schwester, Schwester, helfen Sie mir doch, ich kann einfach nicht mehr!" Südwestafrika im August, einer kalten Zeit, besonders nachts. Und trotzdem lag Mara schweißgebadet auf der schmalen Pritsche und kämpfte gegen die immer stärker werdenden Wehen. Mittags war sie mit dem Lastwagen von der 70 Kilometer entfernt liegenden Farm des Schwagers zur nächsten Entbindungsstation in der Kreisstadt gebracht worden, wo deutsche Ordensschwestern in Krankheitsfällen und bei Geburten halfen. Das kleine Krankenhaus war vorbildlich und mit Liebe eingerichtet, die Einzelzimmer mit Couch, kleinen Sesseln und Tischchen ausgestattet, Blumen in zwei Vasen, frisches Trinkwasser auf dem Nachttisch, ein paar freundliche Bilder an den Wänden. Nachdem Mara abends um sechs Uhr angekommen war, sich hingelegt und beruhigt hatte, brachte die Schwester ein Schäl-chen Obstsalat, fragte nach ihrem Befinden und bat sie dringend darum, zu klingeln, und verschwand. Mara las einen Unterhaltungsroman, konnte sich aber nicht konzentrieren - immer wieder fühlte sie das kleine Wesen in sich. Sie mußte wohl leicht eingenickt sein, denn plötzlich riß sie ein stechender Schmerz aus ihren Träumen. Auf ihr Klingeln hin rührte sich nichts - noch einmal betätigte sie den Alarmknopf - nichts. Minuten wurden zu Stunden - dann endlich hörte Mara den leicht schlurfenden Schritt der wohl müden Schwester, die glaubte, unnötig herbeigerufen zu werden. Gekrümmt vor Schmerzen erreichte Mara den Entbindungsraum. Um zwölf Uhr hatten die Wehen eingesetzt, jetzt war es halb zwei. In immer kürzeren Abständen krümmte und wand sich die junge Frau bis zum erlösenden Durchbruch. Das Herz hämmerte, das Haar war schweißnaß, ein Aufseufzen ging durch den ganzen Körper. Diese totale Überanstrengung war so abrupt durch die Geburt des Kindes unterbrochen worden, daß die junge Frau nun wie ausgepumpt dalag, zu keinem Gedanken fähig, zu keiner Reaktion imstande, bis die Schwester wie von weit her meldete: „Ein kräftiges, kleines Mädchen!" Ein Mädchen, du hast ein gesundes kleines Mädchen, ging es Mara immer wieder durch den Kopf. Jetzt war es drei Uhr nachts, um sieben Uhr wollte ihr Mann, der mit dem Farmauto unterwegs war, hereinschauen und nach ihr sehen. Bis dahin wäre sie allein. Schon hörte sie die Schwester sagen: „Nun schlafen Sie schön, um halb acht machen wir Sie fertig, dann kommen Sie wieder in Ihr Zimmer!" Und damit blieb sie allein. Wie sollte sie jetzt schlafen, sie war so aufgewühlt durch die letzten Ereignisse, sie war hellwach und hätte gern jemanden bei sich gehabt! Sie erinnerte sich: Bei der ersten Geburt vor sechs Jahren, einem kleinen Jungen, hatte ihr die Schwester im Rot-Kreuz-Krankenhaus heiße Milch mit Honig gegeben, und danach war ihr warm geworden, und sie schlummerte ein - es war aber auch Oktober gewesen! Immer wieder mußte sie sich umstellen von Europa auf Afrika; südlich des Äquators liegen die Jahreszeiten entgegengesetzt zu Europa. Jetzt fror sie jämmerlich unter der dünnen Decke und nach dem Blutverlust, nach der Aufregung und den Schmerzen. Die Pritsche war schmal und hart - Mara wurde immer wacher. Langsam zogen ihre Kindheit und Jugend in Gedanken an ihr vorbei. Wie gut konnte sie sich an das geräumige Haus in Berlin-Zehlendorf erinnern, an den großen Garten mit Rasen und Rosen, mit den riesigen Kastanien, die im Halbkreis standen, und an den weiß gestrichenen Tisch darunter, an dem zehn bis zwölf Personen sitzen konnten. Auf der anderen Seite der Kastanien befand sich der große Spielplatz mit Turngeräten, feinem Sand in einer Kiste und einem großen Erdhaufen, wo man herrlich bauen konnte; daneben die geräumige Laube, die für unbeständiges Wetter gedacht war. Was hatte sie mit dem Bruder Sigi und den Nachbarskindern alles gespielt! [...]

Dies ist ein Auszug aus: Damals in Afrika. Erinnerungen und Erfahrungen, von Hilla von Flotow.

Titel: Damals in Afrika
Untertitel: Erinnerungen und Erfahrungen
Autorin: Hilla von Flotow
Genre: Namibia-Memoiren
Verlag: Frieling & Huffmann
Berlin, 1991
ISBN 890092020 / ISBN 3-89009-202-0
Originalbroschur, 12 x 19 cm, 208 Seiten, einige sw-Fotos

von Flotow, Hilla im Namibiana-Buchangebot

Damals in Afrika. Erinnerungen und Erfahrungen

Damals in Afrika. Erinnerungen und Erfahrungen

Damals in Afrika. Erinnerungen und Erfahrungen von Hilla von Flotow an und in Südwestafrika.