Jutta Dinter

Helena Jutta Dinter, geborene Schilde, (1871-1949) war die Ehefrau, Assistentin und Begleiterin des Botanikers Kurt Dinter (1868-1945), in Südwestafrika. Die Aufnahme (um 1937) zeigt das Ehepaar in Neukirch (Lausitz).

Helena Jutta Dinter, geborene Schilde, (1871-1949) war die Ehefrau, Assistentin und Begleiterin des Botanikers Kurt Dinter (1868-1945), in Südwestafrika. Die Aufnahme (um 1937) zeigt das Ehepaar in Neukirch (Lausitz).

Helena Jutta Dinter, geborene Schilde, (1871-1949) war die Ehefrau, Assistentin und Begleiterin des Botanikers Kurt Dinter (1868-1945) in Südwestafrika.

Helena Jutta Schilde wurde am 11.05.1871 als Tochter des Entomologen Johannes Gustav Schilde (1839-1888) und dessen Ehefrau Emilie Friedericke Mühlpfordt in Dresden geboren. Über ihre Kindheit und Jugend ist uns derzeit nichts Näheres bekannt. Ob sie ihren späteren Ehemann, den ersten Gouvernementsbotaniker Deutsch-Südwestafrikas, Moritz Kurt Dinter (1868-1945), schon kannte oder erst kennenlernte, als es zwischen ihr und ihm im Jahr 1905 zu einer Begegnung in Bautzen kam, ist uns ebenfalls nicht bekannt. Es liegt auf der Hand, daß Kurt Dinter, der sich zu der Zeit auf Urlaub in Deutschland aufhielt, um ihre Hand anhielt und sich mit ihr verlobte, denn am 16.04.1906 reiste ihm Helena Jutta Schilde auf dem Dampfer 'Erna Woermann' nach Deutsch-Südwestafrika nach, wo sie 16.05.1906 von Dr. Heinrich Vedder in Swakopmund getraut wurden und daraufhin nach Okahandja zogen, wo Kurt Dinter seit 1903 seine Versuchspflanzungen durchführte. Jutta Dinter erwarb sich in der Rolle als botanische Assistentin und Begleiterin ihres Ehemannes bald beachtliches Fachwissen und fand sich in der neuen Heimat und ihren Aufgaben gut zurecht. Erstmals wieder im Jahr 1910 und danach im Jahr 1914, weilte das Ehepaar auf Urlaub in Deutschland, als durch den beginnenden Ersten Weltkrieg eine Rückreise nach Südwestafrika unmöglich wurde. Erst 1922 konnte zunächst Kurt Dinter zurückkehren, die Lage an der alten Wirkungsstätte sondieren und wieder botanische Sammelaufträge gewinnen, dann kam Jutta Dinter 20.06.1923 mit dem Dampfer 'Tanganjika' der Hamburg-Amerika Linie (Afrika-Dienst) über Lüderitzbucht nach. 1925 erhielt Kurt Dinter die Ehrenprofessur einer deutschen Universität, die mit einer kleinen Pension verbunden war. Im selben Jahr kehrten Jutta und Kurt Dinter nach Deutschland zurück. Ob es der Wunsch nach wirtschaftlicher Sicherheit des inzwischen 57-jährigen Kurt oder der 52-jährigen Jutta Dinter war, ob es formale Gründe für die Realisierung der Ehrenprofessur oder der Pension, ob es keine reellen Arbeitsaussichten in der inzwischen von Südafrika beherrschten ehemaligen deutschen Kolonie für den Botaniker gab oder ob die jahrelangen Strapazen auf Sammelreisen ihren Tribut zollten und zu dieser Entscheidung führten, wissen wir derzeit nicht. Die Literatur läßt keinen Zweifel daran, daß die Dinters Südwestafrika und ihre Arbeit liebten, dort Freunde gewonnen hatten und allseits Ansehen genossen. Kurt Dinter sollte es noch zweimal vergönnt sein, Südwestafrika zu besuchen. Er führte 1928-1929 und 1933-1935 botanische Reisen, diesmal ohne die Begleitung von Jutta Dinter durch, die zu Hause in Bautzen blieb. 1937 zog das Ehepaar von Bautzen in den nahen Ort Neukirch (Lausitz) wo sie ein Häuschen in der Nähe des Bahnhofs bewohnten und unter beengten und bescheidenen Verhältnissen lebten. Dort verstarb Kurt Dinter am 16.12.1945. Jutta Dinter folgte ihm am 02.05.1949 nach und wurde am 05.05.1949 auf dem ev.-luth. Friedhof in Neukirch (Lausitz) bestattet. Leider wissen wir wenig über die letzten Lebensjahre des Ehepaares Dinter, deren Ehe kinderlos geblieben war. Es ging ihnen wirtschaftlich nicht sonderlich gut und sie arbeiteten mit nachlassenden Kräften an botanischen Dokumentationen. Da der Tod ihres Ehemannes, wenige Monate nach Kriegsende, der Fachwelt nicht bekannt wurde, dürfte Jutta Dinter den erstmals 1947 in der englischsprachigen Fachpresse erschienen Nachruf noch zur Kenntnis genommen, möglicherweise sogar initiert haben. Sechs Jahre nach ihrem Tod, im Jahr 1955, schrieb der sächsischer Botaniker und Lehrer Dr. Friedrich Alwin Schade (1881-1976) eine Gedächtnisschrift zu Ehren Kurt Dinters. Jutta Dinter ist als rückhaltlose und begeisterte Unterstützerin ihres Ehemannes und als versierte Pflanzenkundige, Assistentin und Entdeckerin etlicher Spezies in Südwestafrika in die Geschichte der Botanik und in die Landesgeschichte Namibias eingegangen. Nach ihr ist die Gattung 'Juttadinteria Schwant.' der Pflanzenfamilie der Mittagsblumengewächse (Aizoaceae) benannt.

Autor: Ulrich Ender

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