Anton Lubowski

Anton Theodor Eberhard August Lubowski (1952-1989) war ein Jurist mit deutsch-afrikaansem Hintergrund und führender SWAPO-Aktivist in Namibia.

Anton Theodor Eberhard August Lubowski (1952-1989) war ein Jurist mit deutsch-afrikaansem Hintergrund und führender SWAPO-Aktivist in Namibia.

Anton Theodor Eberhard August Lubowski (1952-1989) war ein Jurist mit deutsch-afrikaansem Hintergrund und führender SWAPO-Aktivist in Namibia.

Anton Lubowski wurde am 03.02.1952 als zweites Kind von Wilfried Franz und Molly Lubowski in Lüderitzbucht, Südwestafrika, geboren. Er wuchs mit Deutsch und Afrikaans zweisprachig auf, war jedoch mehr von der burischen Afrikanerkultur seiner Mutter geprägt. Als seine Eltern ihr Gewerbe in Lüderitzbucht verkauften und auf die Farm der Familie bei Aus im südlichen Landesteil zogen, war Anton Lubowski acht Jahre alt. Fünf Jahre später wurde er auf das Paul Roos Gymansium in Stellenbosch, Südafrika, geschickt und leistete ab 1971 seinen Wehrdienst in der South African Defence Force ab. Er studierte danach Rechtswissenschaft an der konservativen Stellenbosch University und später an der liberaleren University of Cape Town, wo er, als sich seine politischen und weltanschaulichen Ideen allmählich ausbildeten, gleichgesinnte Kommilitonen kennenlernte. Am 26.06.1976 heiratete er seine Jugendfreundin aus Lüderitzbucht, Gabriele Schuster, die ebenfalls in Kapstadt studierte, und legte noch im selben Jahr seine Anwaltsprüfung ab. Das Paar zog 1978 nach Windhoek, wo Anton Lubowski für die Anwaltskanzlei Lorenz & Bone arbeitete. Für die Ausrichtung seines weiteren Lebens sollten die Einflüsse dieses Jahres prägend sein. Als Anwalt inhaftierter SWAPO-Aktivisten erhielt er Einblick auf Mißhandlungen, die sich hinter den Kulissen des Justiz-, Polizei- und Gefängniswesens ereigneten und bewogen ihn endgültig, sich offen und zielgerichtet für gesellschaftliche Gerechtigkeit und für die Veränderung des damaligen politischen Systems einzusetzen. Als erste Konsequenz in einer langen Ereignisreihe von gesellschaftlicher Ausgrenzung, die in den folgenden Jahren das Leben der Lubowskis bestimmen sollte, verlor seine Frau ihre Arbeitsstelle als Lehrerin. 1984, unbeeindruckt von der anwachsenden gesellschaftlichen Ausgrenzung, setzte Anton Lubowski seinen politischen Zielen nach, reiste nach Frankreich um dort den Exilpäsidenten der SWAPO, Sam Nujoma, kennenzulernen, sich von dessen politischen Lauterkeit überzeugen zu lassen und der SWAPO beizutreten. Der im selben Jahr im sambischen Lusaka abgehaltenen Friedenskonferenz wohnte er als Delegierter der SWAPO bei und rief, nach seiner Rückkehr nach Namibia, seine weißen Landsleute auf, ebenfalls der SWAPO beizutreten und deren Ziele zu unterstützen. In der Folge sah sich Lubowski Schmähungen, offener Ablehnung und Gewaltandrohungen ausgesetzt und wurde in den Jahren mehrfach tage- und wochenweise in Haft genommen. Bis 1989 beteiligte sich Anton Lubowski im internationalen politischen Reigen um die angestrebte Unabhängigkeit Namibias, traf hochrangige Politiker im Ausland, baute Netzwerke mit einflußreichen Organisationen aus und mobilisierte Kräfte der namibischen Gewerkschaften. 1986 verteidigte er, als Sprecher der SWAPO, die Organisation in zahlreichen Pressegesprächen gegen die von dem deutschen Geistlichen Siegfried Groth erstmals öffentlich gemachten Fakten über die Folter- und Exekutionslager der SWAPO in Südangola und Sambia, indem er Folteropfer und Zeugen schlicht als Lügner bezeichnete. Auch öffentlich gestellte Fragen von Vertretern von Opfern und Angehörigen, dem sogenannten Eltern-Komitee, nach dem ungklärten Verbleib von damals hunderten Vermißten im militärischen Operationsgebiet der SWAPO, bügelte er als "Quatsch" und "Propaganda" ab. 1987 wurde er als Direktor der NAMLAW, die mit der Planung einer Nachfolgeverwaltung der südafrikanischen Administration für Zeit nach einer Unabhängigkeit beauftragt war, benannt, und setzte in den nächsten zwei Jahren viel Energie daran, den SWAPO-Präsidenten Sam Nujoma mit einflußreichen Persönlichkeiten Namibias zusammenzubringen. 1988 erhielt er in Wien den Bruno-Kreisky-Preis für seinen Einsatz für Menschenrechte. Im selben Jahr wurde seine Ehe geschieden. Der mit der Implementierung der UN Security Council Resolution 435 gestartete Umsetzungsprozeß zur Unabhängigkeit Namibias war ein Höhepunkt der politischen Arbeit Anton Lubowskis, der sich nun in die Wahlkampfkampagne für die SWAPO stürtzte und, als Mitglied der SWAPO-Delegation, die heimkehrende Exil-Elite am Flughafen empfing. Sam Nujoma, dessen Ankunft in Namibia für die dritte Woche des November 1989 geplant war, konnte er nicht mehr willkommen heißen. Anton Lubowski wurde am 12.09.1989 in Windhoek erschossen. Ein bis heute unbekannter Schütze gab mehrere Feuerstöße aus einem Sturmgewehr auf Lubwoski ab, als dieser abends sein Haus in der Sanderburg Street (Nr. 7) betreten wollte. Die Beisetzung seiner Urne auf dem Friedhof von Katutura am 16.09.01989 wurde von zahlreichen Trauergästen begleitet. Der tags zuvor in Namibia eingetroffene SWAPO-Präsident hielt eine Grabrede für den ersten auf dem Friedhof von Katutura beerdigten Weißen. Weitere prominente Trauergäste waren Theo-Ben Gurirab und Kobus Venter. Während der Feierlichkeiten spielte der Organist Axali Doeseb ein eigenes Stück, dessen Melodie 1991 für die neue Nationalhymne Namibias übernommen wurde. In den folgenden Zeit wurden Untersuchungen und Befragungen, vor allem aber zahllose Spekulationen über die Hintergründe des Mordes an Anton Lubowski angestellt, die den Bogen der Verdächtigungen von der SWAPO als Auftraggeber bis hin zum Civil Cooperation Bureau des südafrikanischen Geheimdienstes spannten. Weitere Theorien ranken sich um vermutete geheimdienstliche Tätigkeiten Lubowskis, um seine Kontakte zu internationalen Konzernen und, indirekt damit, zum organisierten Verbrechen. Abgesehen von der Benennung einer Windhoeker und Swakopmunder Straße nach seinem Namen, ist die Identifikation der SWAPO mit ihrem prominenten und einzigem weißen Führungsmitglied der Vor-Unabhängigkeitszeit, bis heute verhalten geblieben. Seine Hinterbliebenen haben ihrem Bedauern darüber mehrfach öffentlich Ausdruck verliehen.

Literatur über Anton Lubowski:

  • Molly van der Vyver; Marita Lubowski: Anton Lubowski, Paradox of a Man (1992)
  • Riaan Labuschagne: South Africa’s Secret Service. An undercover agent’s story (2003)
  • Bernhard Jaumann: Die Stunde des Schakals (Roman, 2010)
  • Gabriele Lubowski: On solid ground (2011)
  • Evelyn Groenink: Incorruptible. The story of the murders of Dulcie September, Anton Lubowski and Chris Hani (2018)

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