Oskar Hintrager

Der Geheime Regierungsrat Dr. Oskar Hintrager war ein deutscher Verwaltungsbeamter und Vertreter dreier Gouverneure in Deutsch-Südwestafrika und Autor. (Aufnahme von 1920)

Der Geheime Regierungsrat Dr. Oskar Hintrager war ein deutscher Verwaltungsbeamter und Vertreter dreier Gouverneure in Deutsch-Südwestafrika und Autor. (Aufnahme von 1920)

Der Geheime Regierungsrat Dr. Oskar Hintrager (1871-1960) war ein deutscher Verwaltungsbeamter und Vertreter dreier Gouverneure in Deutsch-Südwestafrika und Autor.

Oskar Hintrager wurde am 11.10.1871 als Sohn eines Kaufmanns in Reutlingen geboren. Er besuchte das evangelischen Seminar Maulbronn und das humanistische Gymnasium in Reutlingen, leistete bis Ende September 1890 seinen Militärdienst beim 1. Württembergischen Feldartillerie-Regiment in Ulm ab und studierte daraufhin Rechswissenschaften und Volkswirtschaft an den Universitäten Tübingen, Berlin und Leipzig. 1894 legte Oskar Hintrager die Höhere Justizdienstprüfung an der Universität Tübingen ab und unternahm hierauf eine zehnmonatige Studienreise in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er als Anwalt in der Kanzlei eines Verwandten erste Erfahrungen machte, das Land und die Sitten kennenlernte und dort lebende Familienmitglieder und Freunde besuchte. Am 01.05.1895 trat den Dienst als Justizreferendar am Amtsgericht Reutlingen an. Nach Ableistung der dreijährigen Referendarzeit dort, am Landgericht Hall und in einer Stuttgarter Rechtsanwaltsfirma, legte er im Frühjahr 1898 die 2. Höhere Justizdienstprüfung in Stuttgart ab, promovierte 1899 an der Universität Tübingen und wurde ab dem Herbst 1899 als stellvertretender Amtsrichter am Württembergischen Amtsgericht Riedlingen tätig. Bereits wenige Monate später bat er um seine Beurlaubung, um im Oktober 1899 ausgebrochenen Anglo-Burenkrieg als Freiwilliger auf Seiten der Buren und unter General Christiaan De Wet als Artilleriebeobachter gegen die Engländer zu kämpfen. Er kehrte im September 1900 nach Deutschland zurück, wo große Begeisterung für den Freiheitskampf der Buren herrschte und zahllose Vereine zur ihrer moralischen und finanziellen Unterstützung gegründet wurden. Oskar Hintrager hielt seinerseits Vorträge, unterstützte Geldsammlungen und war Mitglied des Vorstandes der Münchner Buren-Centrale. Nach seinem Wiedereintritt in den Württembergischen Justizdienst erhielt er nach unständiger Verwendung an den Amtsgerichten Schorndorf, Schwäbisch Gmünd und dem Landgericht Ulm, 1903 eine Anstellung als Amtsrichter im württembergischen Urach. Anläßlich des Herero-Aufstandes in Deutsch-Südwestafrika, bewarb sich Dr. Oskar Hintrager 1904 bei der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin, wurde zunächst für untergeordnete Arbeiten für das Ressort Deutsch-Südwestafrika angestellt und 1905 in die deutsche Kolonie entsandt um bis 1914 unter den Gouverneuren Dr. Friedrich von Lindequist, Bruno von Schuckmann und Dr. Theodor Seitz  das Referat für Besiedlung zu leiten und die Vertretung der Gouverneure wahrzunehmen. Der gut informierte und mit einflußreichen Persönlichkeiten vernetzte Oskar Hintrager erhielt bereits ab 1910 erste Hinweise auf politische Bestrebungen in Südafrika, Deutsch-Südwestafrika anzugreifen und zu annektieren. Der südafrikanische Politiker Jan Smuts trieb dieses Vorhaben bis zur Ausführungsreife voran und setzte es als Kriegsminister nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges um. Dr. Oskar Hintrager wurde von diesen Ereignissen während eines Urlaubes in Australien überrascht, konnte jedoch mit Hilfe des amerikanischen Generalkonsulats am 01.09.1914 eine Schiffspassage nach Kalifornien erlangen. Von dort gelang ihm, etliche Wochen später, die Rückkehr nach Deutschland. Als Leutnant der Reserve kam Hintrager mit der 4. Batterie des Württembergischen Landwehr-Feldartillerie-Regiments Nr. 1 im Oberelsaß zum Einsatz und fand im weiteren Verlauf des Krieges als Nachrichtenoffizier in der Abteilung Amerikanisches Heereswesen in Den Haag Verwendung. Nach Kriegsende wurde Oskar Hintrager im Reichsauswanderungsamt, der späteren Reichsstelle für das Auswanderungswesen in Berlin eingesetzt und heiratete dort 1920. Seiner Behörde stand er ab 1924 und bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1933 als Geheimer Regierungsrat und Direktor vor. Südwestafrika und besonders Südafrika, die er 1930 noch einmal dienstlich besuchte, blieb er stets verbunden. Seine Frau und er luden in Berlin lebende Südafrikaner, von Würdenträger bis einfachen Studenten, zu monatlich abgehaltenen Afrikaner-Abenden in ihr Haus in Berlin-Schlachtensee ein. Viele seiner späteren Freundschaften in aller Welt fanden auf diese Weise ihren Anfang, darunter die zu Dr. Gie, dem späteren südafrikanische Gesandten in Berlin, Dr. Wilcocks, langjähriger Rektor der Universität Stellenbosch, Dr. Bigalke, Direktor des Zoologischen Gartens in Pretoria, Dr. A. L. Geyer, der spätere Hohe Kommissar der Südafrikanischen Union in London, Dr. C. S. Grobbelaar, Dr. Engelbrecht, Dr. van Eck, Dr. Frichy Meyer, Prof. Dr. H. B. Thom, Rektor der Universität Stellenbosch, Dr. Jan Steyn, Gladys Steyn, Prof. Erica Theron, Dr. Verwoerd und vielen weiteren Südafrikanern, die später bedeutende Stellungen bekleiden sollten. Mit der Gewährung der Pensionierung im Jahr 1933 zog Oskar Hintrager in seine Heimat, nach Hirsau im Schwarzwald, zurück. Dort schrieb er über Jahre an seinem Buch Geschichte von Südafrika. Dieses Werk erwählte die Deutsche Bundesregierung als Festgabe zur Van-Riebeeck-Feier und anläßlich der Erhebung des deutschen Generalkonsulates in Pretoria zum Rang einer Gesandtschaft im Jahr 1952. Einer Einladung der südafrikanischen Regierung zu dieser Feier konnte Oskar Hintrager aus gesundheitlichen Gründen nicht nachkommen und bewirkte die Einladung des Major a.D. Gabler aus München, der das Tagebuch van Riebeecks ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht hatte. 1954 schrieb Oskar Hintrager auf Anregung des deutschen Gesandten in Pretoria, Dr. Holzhausen, das Buch Südwest-Afrika in der deutschen Zeit. Dr. Oskar Hintrager verstarb am 24.07.1960 in Hirsau und fand seine letzte Ruhestätte in Reutlingen. Er hinterließ seine Ehefrau Hedwig, geborene Haueisen, (* 27.02.1888 in Stuttgart / + 23.12.1967 in Tübingen) und seine Töchter Margarete und Elisabeth. In der zeitgenössischen und der modernen Literatur wurde Dr. Oskar Hintrager als hoher Verwaltungsbeamter und Vertreter des Gouverneurs ungezählte Male erwähnt, hauptsächlich im Zusammenhang mit bedeutenden Erlässen und Entscheidungen, die, entsprechend ihrer Wirkung und Interpretation, dort berichtet oder kommentiert wurden. Im Windhoeker Stadtteil Pioneer's Park ist die Hintrager Street nach ihm benannt.

Literatur von Dr. Oskar Hintrager:

  • Die Behandlung der im Auslande begangenen Delikte nach dem Rechte Großbritanniens unter Berücksichtigung des Rechts der Vereinigten Staaten von Amerika (in: Zeitschr. f. intern. Privat- und Strafr. IX, 1899)
  • Amerikanisches Gefängnis- und Strafenwesen (1900)
  • Wie lebt und arbeitet man in den Vereinigten Staaten? (1904)
  • Deutsche Mitarbeit an der Erforschung und Entwicklung Südafrikas (1932)
  • Mit General de Wet und Präsident Steyn (1949)
  • Geschichte von Südafrika (1952)
  • Südwestafrika in der deutschen Zeit (1955)
  • Dagboek van Oskar Hintrager: Saam met Christiaan de Wet. Mei tot September 1900 (Übersetzt durch J.J. Oberholster, 1973)

Hintrager, Oskar im Namibiana-Buchangebot

Geschichte von Südafrika

Geschichte von Südafrika

Die Geschichte von Südafrika von der ersten Besiedlung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Südwestafrika in der deutschen Zeit

Südwestafrika in der deutschen Zeit

Südwestafrika in der deutschen Zeit ist ein seltenes Geschichts- und Erinnerungsbuch des Ersten Referenten und Vertreter des Gouvernements, Dr. Oskar Hintrager.