Hertha Brodersen-Manns

Hertha Brodersen-Manns (1891-1959) war eine deutsche Stenotypistin und Kontoristin in Südwestafrika. (rechts, stehend, 1906)

Hertha Brodersen-Manns (1891-1959) war eine deutsche Stenotypistin und Kontoristin in Südwestafrika. (rechts, stehend, 1906)

Hertha Brodersen-Manns (1891-1959) war eine deutsche Stenotypistin und Kontoristin in Südwestafrika.

Hertha Brodersen soll im Jahr 1891 in Hamburg zur Welt gekommen sein. Um 1913 bis 1914 war sie als freiberufliche Stenotypistin tätig. Anläßlich einer Auftragsarbeit lernte sie den Autoren des Manuskripts 'Die Kaiserliche Bergverordnung für Deutsch-Südwestafrika', Dr. Erich Lübbert, kennen, und begeisterte sich beim Abschreiben der Vorlage am Gedanken, selbst in die deutsche Kolonie auszuwandern. Tatsächlich bot ihr der Jurist eine gut bezahlte Stelle in seiner Lüderitzbuchter Kanzlei an und bewog die 23jährige Hertha Brodersen, die noch bei ihren Eltern lebte, nach Deutsch-Südwestafrika zu auszureisen. Am 09.02.1914 legte sie mit dem Dampfer 'Prinzessin' der Deutschen Ost-Afrika-Linie in Hamburg ab und erreichte über die Häfen Boulogne-sur-Mer, Lissabon, Santa Cruz und Swakopmund, am 08.03.1914 schließlich Lüderitzbuch. Während der Passage hatte sie sich in ihren späteren Ehemann, den ebenfalls einwandernden Edmund Manns, verliebt, zu dem sie, aufgrund der bald darauf folgenden kriegerischen Ereignissen in der Hafenstadt, lange Zeit nur losen Kontakt halten konnte. Mit der Mobilmachung der deutschen Streitkräfte in Südwestafrika am 07./08.08.1914 verlor die Hamburgerin zwar ihren Arbeitsplatz, als ihr Arbeitgeber zur Schutztruppe eingezogen wurde, fand jedoch bei der Minenkammer bald eine neue Anstellung. Nach der Besetzung der unverteidigten Stadt durch ein südafrikanischen Expeditionskorps am 15.09.1914 herrschte in Lüderitzbucht der Ausnahmezustand, der von Aquirierungen privater Wohnungen und Häuser, von Plünderungen und Diebstahl und schließlich von Deportationen von deutschen Zivilisten nach Südafrika begleitet war. Hertha Brodersen-Manns wurde am 03.10.1914 mit über 300 weiteren Personen auf dem Viehtransporter 'Armadale Castle' eingeschifft und nach Kapstadt verbracht, wo sie am 05.10.1914 anlegten. Nach einer dreitägigen Fahrt mit der Eisenbahn erreichten die Gefangenen ihren Bestimmungsort, einen Lagerkomplex bei Pietermaritzburg, wo Hertha Brodersen-Manns bis zu ihrer Entlassung am 25.07.1915 interniert war. Nach ihrer Rückkehr nach Südwestafrika heiratete sie Ende Oktober 1915 den ebenfalls aus der Gefangenschaft entlassenen Edmund Manns in Windhoek. Die beiden ersten Kinder, Heinz Ernst Manns (1918-1945) und Irmgard Clara Manns (1920-2001), kamen wenige Jahre und in ruhigeren Zeiten zur Welt. 1921 kehrte Hertha Brodersen-Manns mit diesen nach Deutschland zurück und versuchte dort eine neue Existenz für ihre Familie aufzubauen. Sie trat als Partner in das Großhandelsgeschäft ihres Schwagers in Dresden ein, das fortan den Firmennamen Hurt & Manns trug und Jahre später, im Zuge der alliierten Bombardierung und Zerstörung Dresdens, am 13.02.1945 vernichtet wurde. Im Jahr 1926 kehrte die Familie, die sich in Deutschland nicht recht einleben konnte, nach Südwestafrika zurück, wo Edmund Manns als Elektriker in Kolmanskop arbeitete und Siegfried Manns (1926-2004) und Erich Edmund Manns (1929-1975) zur Welt kamen. In ihrer zweiten Lebenshälfte fand Hertha Brodersen-Manns zum gelegentlichen Dichten und Schreiben, wovon gelegentlich etwas in die damaligen Medien gelangte. 1957 verstarb ihr Gatte, sie zwei Jahre darauf, im Mai 1959. Hertha Brodersen-Manns ist neben ihrem Ehemann in Lüderitzbucht bestattet. Nach ihrem Tod bemühte sich die Tochter Irmgard, inzwischen eine verheiratete Salthammer, einen Verlag für die Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen der Mutter zu finden. 1991 publizierte die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft diese unter dem Titel 'Wie alles anders kam in Afrika: Südwester Erinnerungen aus den Jahren 1914/15'.


Brodersen-Manns, Hertha im Namibiana-Buchangebot

Wie alles anders kam in Afrika

Wie alles anders kam in Afrika

'Wie alles anders kam in Afrika': Hochinteressante Erinnerungen einer deutschen Einwandererin an Lüderitzbucht in der dramatischen Zeit von 1914 bis 1915.