Hans von Balluseck

Hans Hugo Philipp von Balluseck (1910-2002) war ein deutscher Gärtner, Pflanzer und Blumenzüchter in Ostafrika, Südafrika und Südwestafrika. Aufnahme aus den 1960er Jahren.

Hans Hugo Philipp von Balluseck (1910-2002) war ein deutscher Gärtner, Pflanzer und Blumenzüchter in Ostafrika, Südafrika und Südwestafrika. Aufnahme aus den 1960er Jahren.

Hans von Ballusecks Ehefrau aus erster Ehe, Irmgard Weule, mit dem gemeinsamen Sohn Alexander Claus von Balluseck. Aufnahme von 1938, Iringa (Tanganjika).

Hans von Ballusecks Ehefrau aus erster Ehe, Irmgard Weule, mit dem gemeinsamen Sohn Alexander Claus von Balluseck. Aufnahme von 1938, Iringa (Tanganjika).

Hans von Balluseck und Jutta Wriede heiraten am 30.11.1948 in der Lüneburger Johanniskirche.

Hans von Balluseck und Jutta Wriede heiraten am 30.11.1948 in der Lüneburger Johanniskirche.

In Okahandja ging Hans von Balluseck am 08.09.1956 mit Sybille Freiin von Zitzewitz seine dritte Ehe ein.

In Okahandja ging Hans von Balluseck am 08.09.1956 mit Sybille Freiin von Zitzewitz seine dritte Ehe ein.

Hans Hugo Philipp von Balluseck (1910-2002) war ein deutscher Gärtner, Pflanzer und Blumenzüchter in Ostafrika, Südafrika und Südwestafrika.

Hans von Balluseck wurde am 23.02.1910 als zweiter Sohn des Majors a. D. Hugo Manfred von Balluseck (1880-1934) und dessen zweiter Ehefrau, Margarethe Marie (geborene Lüders, 1886-1970), in Berlin-Friedenau geboren. Er besuchte in Potsdam die Privatschule und das Viktoriagymnasium, von 1921 bis 1923 das Gymnasium zu Nordhausen im Harz und von 1923 bis 1925 das im Jahr 1909 von Hugo Landmann gegründete Waldschulheim Stadtroda in Thüringen, wo, im Rahmen der sogenannten Waldpädagogik, nach einer waldbezogenen und nachhaltigkeitsorientierten Philosophie unterrichtet wurde. Fünfzehnjährig trat Hans von Balluseck im Jahr 1925 eine Gartenbau- und Landwirtschaftslehre auf Gut Kattenhof bei Kaltenkirchen in Schleswig-Holstein an, für die, wie zu der Zeit noch üblich, seine Eltern ein monatliches Lehrgeld zahlten. 1927 legte er, auf einem der Güter derer von Rantzau, vor den Prüfern der Landwirtschaftskammer Kiel die Befähigungsprüfung für Bewirtschaftung von Gütern bis zu 3000 Morgen ab. Danach erlernte er die Bedienung landwirtschaftlicher Traktoren, Geräte und Maschinen in der 1926 gegründeten DEULA Landkraftführerschule GmbH (DEULA-Kraft) in Zeesen bei Königswusterhausen, bestand die Abschlußprüfung mit der Note 'gut' und wurde danach als Lehrkraft angestellt. Hans von Balluseck nahm im selben Jahr ein Arbeitsangebot auf Gut Dallmin bei Westpriegnitz in Brandenburg, das dem Bruder seiner Großmutter väterlicherseits, Victor Adolf Theophil von Podbielski (1844-1916) gehört hatte und nun von dessen Sohn, Victor Ulrich Theophil Friedrich von Podbielski (1892-1945) bewirtschaftet wurde. Unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929, mußte dieser das Gut und ein weiteres aus dem Familienbesitz, Gut Kahrwe, zwei Jahre später versteigern lassen. Hans von Balluseck fand, trotz der hohen Arbeitslosigkeit, noch im selben Jahr Arbeit auf einem Bauernhof in Langen bei Pinneberg in Schleswig-Holstein. Die Lebensbedingungen dort waren karg und primitiv. Der junge Mann ernährte sich mit den anderen Knechten aus einem gemeinschaftlich genutzten Topf überwiegend von Buchweizengrütze und hatte nur eine Schlafstelle in der Knechtskammer. Durch die Auswanderung in die ehemalige deutsche Kolonie Ostafrika im Jahr 1930, hoffte er sein Glück zu machen. Seit 1922 offiziell unter der Mandatsverwaltung Großbritanniens, hieß das Land nun Tanganjika und stand deutschen Einwanderern, nachdem die Briten diese nach dem Ersten Weltkrieg des Landes verwiesen oder deportiert hatten, nun wieder offen. Im Dezember 1930 trat er seinen Dienst auf einer von einem Deutschen (v. Leiser) geführten Kaffeeplantage an und leitete 1931 die Farm Himbu als Verwalter. 1932 stellte die britische Mandatsverwaltung Hans von Balluseck für Aufgaben in der Forstwirtschaft und für das Projekt "Beautification of Townships" ein. Als nunmehr uniformierter Verwaltungsangestellter lebte er in Mbeya. Er vertiefte seine Kenntnisse in Englisch und Kisuaheli und legte 1933 vor dem britischen Distriktkommissar in Iringa eine Sprachprüfung ab, die ihn befähigte, als amtlicher Dolmetscher der Behörde den Verhandlungen der Gerichte von Mbeya und Iringa beizuwohnen. Als botanischer Experte wurde er zur Teilnahme an Forschungs- und Sammelexpeditonen nach Kamerun, Kenia, Kongo und Rhodesien freigestellt. Die botanischen Präperate wurden an Auftraggeber in den Niederlanden und in Deutschland (Gartenbaufirma Süptitz in Hamburg) versendet. Nebenberuflich schürfte Hans von Balluseck auf den südwestlich von Mbeya gelegenen 'Goldfields' von Lupa bei Chunya, wo er acht Claims besaß. Die über 40 km lange Strecke dorthin legte er in bis zu drei Stunden, an steilen Passagen rückwärts im kleinsten Gang fahrend, mit einem Traktor zurück. Am 28.07.1934 heiratete er die Tochter der Kaffeepflanzer Walter und Emma Weule, Irmgard Weule (1914-1983). Der aus Goslar stammende Glasbauingenieur Weule war 1906 nach Deutsch-Südwestafrika ausgewandert, wo er als Karakulfarmer tätig war und hatte 1927 mit dem Kauf der Kaffeeplantage in Ostafrika einen Neuanfang gewagt. Aus der am 01.04.1937 wieder geschiedenen Ehe von Hans und Irmgard Balluseck, ging Sohn Alexander Claus von Balluseck hervor, der am 13.07.1935 in Iringa (Tanganjika) zur Welt kam und 1938 mit der Mutter nach Deutschland zurückkehrte. Während des Abessinienkrieges von 03.10.1935 bis zum 09.05.1936 hegten von Balluseck und von Mutius, ein deutscher Landsmann, den Plan, auf Seiten der Abessinier gegen die angreifenden italienischen Truppen zu kämpfen, setzten das Vorhaben jedoch nicht in die Tat um. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges internierten die Briten in Tanganjika die Staatsbürger feindlicher Nationen, darunter auch Hans von Balluseck. In Mbeya, wo er interniert war, stellte er einen Antrag auf Ausweisung und Rücktransport nach Deutschland, der allerdings abgelehnt wurde. 1941 wurde er mit anderen Gefangenen per Schiff von Daressalam nach Durban und von dort mit der Eisenbahn nach Johannesburg verlegt, wo sie bei großer Kälte in Zelten untergebracht wurden. Die endgültige Verlegung ins Gefangenenlager Bavianspoort bei Pretoria erfolgte wenig später auf Lastkraftwagen. Fünf Jahre später wurde Hans von Balluseck nach England in das Kriegsgefangenenlager Norton bei Salisbury ausgeschifft, wo er zum Herbst des Jahres 1946 als Freigänger Leiter eines Gartenbetriebs war. 1947 wurde er mit der Masse der deutschen Kriegsgefangen nach Deutschland abgeschoben. Nach der Ausschiffung in Hamburg wurde er in das ehemalige Konzentrationslager Neuengamme überführt, einer Gesinnungskontrolle unterzogen und nach kurzer Zeit entlassen. In der Folge arbeitete er zunächst in der Hamburger Gärtnerei Süptitz, dann, durch Vermittlung des englischen Kommandanten von Lüneburg, mit dem Hans von Balluseck in Tanganjika gut bekannt war, als Dolmetscher der britischen Militärverwaltung in Lüneburg, die Räume im Haus eines Augenarztes requiriert hatte. Dort fand auch Hans von Balluseck Unterkunft, lernte im Jahr 1948 die Lüneburger Krankengymnastin Jutta Wriede (*1925) kennen und verlobte sich mit ihr. Das Paar heiratet am 30.11.1948 in der Lüneburger Johanniskirche, lebte eine kurze Zeit bei den Brauteltern im historischen Zentrum und zog dann in den Nachbarort Adendorf. Jutta und Hans von Balluseck betrieben dort Gemüseanbau und züchteten Hühner und Kaninchen. Am 17.06.1950 wurde ihr Sohn Götz von Balluseck und am 28.05.1952 ihr zweites Kind, Eva von Balluseck, geboren. Im selben Jahr erhielt die Familie von den südafrikanischen Einwanderungsbehörden die Einreise- und Arbeitsgenehmigung, um die sich Hans von Balluseck seit geraumer Zeit bemüht hatte, und wanderte nach Südafrika aus. Im Betrieb des deutschen Rosenzüchters Buss, den v. Balluseck während der Internierungszeit kennengelernt hatte, erhielt er seine erste Anstellung und arbeitete später in einem großen Blumenzuchtbetrieb in Cieling bei Pretoria. 1954 folgte er einem Angebot der Eisenbahngesellschaft, das ihn und seine Familie nach Okahandja in Südwestafrika führte, wo er Leiter der angeschlossenen Gärtnerei wurde. Zwei Jahre später, 1956, warb ihn die dortige Stadtverwaltung ab und setzte ihn als leitenden Stadtgärtner sein. In dieser Funktion sorgte er für die Verschönerung der Stadtanlagen und den Betrieb einer großen Handelsgärtnerei. Neben seinen Aufgaben im Einkauf, Verkauf und als Berater, machte sich Hans von Balluseck als versierter Pflanzenexperte einen Namen, wurden von Karl Ferdinand Lempp in dessen Afrika-Verlag Der Kreis publiziert, schrieb Fachartikel in der Allgemeinen Zeitung und hielt sonntags öffentliche botanische Vorträge. Im Jahr 1956 wurde seine zweite Ehe geschieden, der am 08.09.1956 die Hochzeit mit Sybille Freiin von Zitzewitz (1928-2011) in Okahandja folgte. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Yorck von Balluseck (*11.08.1957), Ingo von Balluseck (09.09.1958-22.07.2012) und Uta von Balluseck (*02.09.1959). 1967 entschied sich die Familie, wegen der Zunahme sozialer und politischer Unruhen in Afrika, zur Rückkehr nach Westdeutschland. Ein damals vom Wirtschaftsministerium initiiertes Förderprojekt begünstigte den Kauf einer Großgärtnerei in Emmerich am Niederrhein, wo die von Ballusecks neben Gemüseanbau, Rosenaufzucht und Instandsetzungen von Privatgärten betrieben. Durch die Vermittlung eines Gymnasiallehrers in Emmerich, erhielt Hans von Balluseck im Jahr 1970 die Lehrgenehmigung für den Biologieunterricht an zwei Gymnasien, während seine Frau, ein Gehilfe und eine Floristin den Gärtnereibetrieb und ein zwischenzeitlich eröffnetes Blumengeschäft fortführten. Zehn Jahre später, 1980, trat er in den Ruhestand, gab 1981 die Gärtnerei und Blumengeschäft auf und verkaufte das Grundstück im Jahr 1983, das später mit Wohnhäusern neu bebaut wurde. Hans von Balluseck verstarb am 19.09.2002, seine Ehefrau Sybille am 18.04.2011 in Emmerich. Beide sind dort auf dem Stadtfriedhof bestattet.

Wir suchen noch Details über die Zeit Hans von Ballusecks in Tanganjika, freuen uns aber auch über weitere Hinweise zu seinem Leben und seiner Arbeit in Süd- und Südwestafrika. Ferner suchen wir seine nachstehenden Schriften.

Autor: Ulrich Ender

Diese Kurzbiographie entstand unter der Mitwirkung der Kinder von Hans von Balluseck. Alex von Balluseck, Götz von Balluseck und Uta von Balluseck ist das Namibiana Buchdepot für ihre Beiträge, Recherchen und für die Beschaffung der Fotos zu besonderem Dank verpflichtet.

Literatur von Hans von Balluseck:

  • Botanik leicht gemacht: ein Handbuch für Jedermann mit praktischer Anwendung aller wichtigen botanischen Fragen. (J. Meinert, 1958)
  • Südwester Gartenjahr (Afrika-Verlag Der Kreis, 1961)
  • Praktischer Gartenbau in Suedwest (Afrika-Verlag Der Kreis)
  • Südwester Gartenjahr (Afrika-Verlag Der Kreis, 1962-1973)
  • Seltenheiten im Sortiment. Alternativen zu d. Massenkulturen (Thalacker, 1984/1987)

von Balluseck, Hans im Namibiana-Buchangebot

Seltenheiten im Sortiment: Alternativen zu den Massenkulturen

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Seltenheiten im Sortiment: Alternativen zu den Massenkulturen enthält 61 Pflanzenbeschreibungen und Kultur- wie Verwendungshinweise für südafrikanische Arten.

Wissenschaftliche Forschung in Südwestafrika

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Die Festschrift 'Wissenschaftliche Forschung in Südwestafrika' wurde 1962 von der S.W.A. Wissenschaftlichen Gesellschaft herausgegeben.