August Kuhlmann

August Karl Heinrich Kuhlmann (1871-1945) war ein deutscher Missionar der Rheinischen Mission in Südwestafrika.

August Karl Heinrich Kuhlmann (1871-1945) war ein deutscher Missionar der Rheinischen Mission in Südwestafrika.

Missionar August Kuhlmann mit seiner ersten Ehefrau Johanna Kuhlmann, geb. Braches. (um 1900/1901)

Missionar August Kuhlmann mit seiner ersten Ehefrau Johanna Kuhlmann, geb. Braches. (um 1900/1901)

August Karl Heinrich Kuhlmann (1871-1945) war ein deutscher Missionar der Rheinischen Mission in Südwestafrika.

August Kuhlmann wurde am 25.12.1871 im westfälischen Enger als Sohn eines Steinmetzen und einer frommen und missionsfreundlichen Mutter geboren. Als Kind nahm der an den populären Veranstaltungen und Feiern der Hereromission teil, erlernte dann den Beruf des Schuhmachers und verzog auf der Suche nach Arbeit nach Berlin. Dort schloß er sich einer religiös motiverten Jugendgruppe an und erwog 1889 Missionar der Gossner Mission, dann, dem Rat seiner Mutter folgend, der Rheinischen Mission zu werden. Nach einer sechsjährigen Ausbildung wurde er nach 1898 nach Südwestafrika entsendet, wo er, nach einer siebenmonatigen Einarbeitungszeit bei Missionar Olpp und nach dem Beschluß der Missionskonferenz, 1899 die Missionsstation von Okazeva im damaligen Hereroland im Distrikt Gobabis begründete und unter den Tjetjo-Ovaherero am Weißen Nossob in der Kalahari missionierte. Er heiratete in Otjimbingue die Missionarstochter Johanna Braches (*1874) die 1901, elf Tage nach der Geburt von Zwillingen im Kindbettfieber starb und an einem kleinen Hügel in der Nähe der Station bestattet wurde. Mit der Hilfe eines befreundeten Missionarsehepaares und der Herero konnte der Witwer seine beiden Söhne aufziehen und heiratete im Januar 1903 die älteste Tochter des Missionarsehepaares Auguste und Eduard Dannert, Elisabeth Dannert (1878-1965), und kehrte mit ihr nach Okazeva zurück. Seine zweite Frau war in Südwestafrika geboren, im Hereroland aufgewachsen und sprach fließend Herero. Als sich im Februar 1904 die Herero seines Wirkungsbereiches dem Hereroaufstand anschlossen, zogen August Kuhlmann, in seiner Funktion als Seelsorger, seine Frau und die kleinen Söhne mit den bewaffneten Herero ins Feld, erlebten den Verlauf und die Wirren des Herero-Deutschen Krieges sieben Wochen lang auf deren Seite und wurden, auf Veranlassung des Herero-Führers Samuel Maharero, der eigens Gouverneuer Theodor Leutwein anschrieb, und zu ihrer eigenen Sicherheit nach Okahandja geschickt. Unmittelbar nach seinem Eintreffen wurde Missionar Kuhlmann einem Verhör durch den kommandierenden Offizier des Städtchens, Oberst Dürr, unterzogen und erkannte darin das starke Mißtrauen seiner Landsleute an seiner Rolle und Haltung im Herero-Aufstand. Emotional stark seiner Herero-Gemeinde verbunden, war der Missionar ein Parteigänger der Interessen der Herero, erwies sich bald als kritischer Brief- und Berichtschreiber an seine vorgestetzen Stellen und prangerte, insbesondere nach dem Ausbruch der Herero am Waterberg und ihrem geplanten Rückzugsweg nach Botswana, deren Verluste und die Umstände ihrer weitgehend mißlungenen Flucht an. Er schrieb an den Kommandeur der Schutztruppe, Generalleutnant Lothar von Trotha, legte die ihm bekannten Gründe der Herero für den Aufstand dar und erhielt von diesem auf seine eigenen Vorschläge zur Wiederherstellung des Friedens, eine Absage. Lothar von Trotha hatte inzwischen Verfahrungsanweisungen für die Beendigung der militärischen Maßnahmen und seine Abberufung aus Berlin erhielten. August Kuhlmann, der stets zwischen seiner herzlichen Bindung als Geistlicher zu den Herero und seiner staatsbürgerlichen Pflichten hin- und hergerissen war, blieb auch nach dem Ende des Herero-Aufstands Gewährsmann und Vertrauensperson der Herero und unterstützte den Wunsch des Gouverneurs Friedrich von Lindequist, die in der Omaheke und den östlichen Landesteilen untergetauchten Herero mögen friedlich zurückehren und sich ergeben. Zu diesem Zweck wurden von der Rheinischen Missionsgesellschaft beaufsichtigte Sammellager eingerichtet, die der Erfassung und der Erholung der Rückkehrer dienten.  August Kuhlmann leitete von 1905 bis 1907 das  Sammellager bei Omburu nahe Omaruru. Weitere Sammelager waren  Otjihaenena (Okatumba), das von Missionar Diehl geleitet wurde, Otjosazu und Otjosongombe. Die hohe Sterberate unter den kranken und erschöpften Rückkehrern, insbesondere in den Lagern bei Swakopmund, Lüderitzbucht und auf der der Atlantikküste vorgelagerten Haifischinsel, bewog August Kuhlmann zu weiteren kritischen Berichten an seine Missionsleitung nach Deutschland, die eine Inspektionsreise zu den Missionsstationen der Rheinischen Mission in Deutsch-Südwestafrika auslösten. Der Inspektor für Afrika der Rheinischen Missionsgesellschaft (RMG) Johannes Carl Wilhelm Spiecker (1856-1920) traf bereits während der Schiffspassage nach Südwestafrika im Oktober 1905 zufällig auf Gouverneur von Lindequist und besprach die angeprangerten Mißstände mit diesem. Im Oktober 1907 wurde August Kuhlmann zur Unterstützung seines Schwiegervaters, Missionar Eduard Dannert, nach Omaruru versetzt. Während eines Heimaturlaubes um 1910/1911 schrieb August Kuhlmann sein zweibändiges Werk Auf Adlers Flügeln und stellte es, zusammen mit einem Lichtbildervortrag, in Dortmund vor. Darin kritisierte er Mißstände und Gewalttaten, die er gesehen oder die ihm berichtet worden waren, und insbesondere die Verwaltung und das militärische Vorgehen in der deutschen Kolonie. An seine Wirkungsstätte zurückgekehrt erwarb er das von dem finnischen Missionar Andreas (Antti) Piirainen errichteten Gebäude in Omaruru und und war dort bis 1939 im Missionsdienst tätig. Eine der Höhepunkte seiner geistlichen Tätigkeit war die Taufe des  Herero-Königs Christiaan Zeraua im Jahr 1934. Im Ruhestand übersetzte er das Alte Testament ins Herero. August Kuhlmann verstarb am 30.08.1945 im Krankenhaus zu Usakos, wurde dort beerdigt und später auf den Friedhof von Omaruru umgebettet. Sein Tod wurde unter den Herero weit betrauert und sein Grabmal, das heute noch vorhanden ist (Nr. 114)  ist, wurde in seiner Erlebnisgeneration noch lange von Mitgliedern seiner großen Gemeinde besucht. Mit seiner Frau Elisabeth hatte August Kuhlmann neun Kinder und die Zwillinge aus erster Ehe: Erich Kuhlmann, Werner Kuhlmann, Margarete Kuhlmann, Herbert Kuhlmann, Helmut Kuhlmann, Erika Kuhlmann, Irmgard Kuhlmann, Ingeborg Kuhlmann und Armin Kuhlmann.


Kuhlmann, August im Namibiana-Buchangebot

Auf Adlers Flügeln. Zweiter Teil

Auf Adlers Flügeln. Zweiter Teil

Im zweiten Teil der Kriegserinnerungen Auf Adlers Flügeln, berichtet August Kuhlmann von den Jahren des Herero-Aufstandes.

Auf Adlers Flügeln. Erster Teil

Auf Adlers Flügeln. Erster Teil

Dies ist der erste Teil der seltenen Erinnerungen von Missionar A. Kuhlmann, die unter dem Titel Auf Adlers Flügeln 1911 erschienen.