Artur Heye
Artur Heye (1885-1947) war ein deutscher Abenteurer und Weltreisender, Unteroffizier der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika und Schriftsteller.
Artur Heye wurde am 04.11.1885 als Sohn eines schottischen Studenten und eines deutschen Dienstmädchens in Leipzig geboren. Eine Heirat der Eltern kam nicht zustande, sein leiblicher Vater verließ die schwangere Mutter und reiste nach Südafrika, um dort sein Glück als Diamantenschürfer zu machen. Er soll dort bald in den Konflikten zwischen Buren und Zulus den Tod gefunden haben. Als Artur Heye vier Jahre alt war, heiratete seine Mutter einen Zimmermann, der die Familie in dauernde Existenznot und Elend brachte und der Frau und Kind schlug. Der Haß auf den Stiefvater, das fortwährende Plagen seiner chronisch kranken Mutter als Wäscherin und die Szenen häuslicher Gewalt sollten immer wieder als böse Erinnerung an seine Kinder- und Jugendtage in seiner Literatur auftauchen. 1899, im Alter von vierzehn Jahren, riß er, inspiriert von seinen Vorstellungen von einem abenteuerlichen und freien Leben, von zu Hause aus und gelangte über Irr- und Wanderwege nach Antwerpen und zur Seefahrt. Von Anfang an mußte Artur Heye feststellen, daß seine jugendlichen Träume von Freiheit und Abenteuer nichts mit der harten Wirklichkeit auf mittelloser Wanderschaft und der Härte und den Gefahren der Seefahrt zu tun hatte und zahlte seine Erfahrungen mit Gewalt, Kriminalität, Ausbeutung, Betrug, Diebstahl, Seuchenkrankheiten und einem Schiffsuntergang vor der Küste Westafrikas, mit reichlichem Lehrgeld und Leiden. Er war jedoch fähig, die Schattenseiten des selbsterwählten Leben zu akzeptieren und lernte schnell mit diesen umzugehen. Er fuhr weiter als Hilfsmatrose und Heizer zur See und lief neben Afrika, Indien, Südostasien, verschiedene Mittelmeerhäfen und die Vereinigten Staaten von Amerika an, wo er am 16.10.1902 in Hoboken abmusterte und die folgenden fünf Jahre als Gelegenheitsarbeiter, Tramp und neugierig Suchender den Kontinent durchzog. 1909 kehrte Artur Heye als Heizer eines Passagierschiffes nach Deutschland zurück, fand einen Verleger für sein erstes Buch und begab sich zum Ende des Jahres wieder auf Wanderschaft. Über Italien gelangte er nach Ägypten, wo Artur Heye drei Jahre wechselweise als Gast von Beduinen und Gelegenheitsarbeiter verbrachte. 1912 kehrte er für einige Monate nach Deutschland und zu seiner Mutter zurück und machte sich im Oktober erneut auf die Wanderschaft über die Schweiz, Italien, Sizilien nach Marokko und von dort, als Teilnehmer einer Karawane, über Algerien, Tunesien, Ägypten, Sudan, Jemen und Somalia in das Gebiet des heutigen Kenia, das damals, 1913, unter britischer Kolonialverwaltung stand. Seine Wanderung, bei der er sich auch als Reisekorrespondent über Wasser hielt und auf denen er zahlreiche Tierfotografien anfertigte, führte auch in den Kongo, nach Uganda und dann in das damalige Deutsch-Ostafrika. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges schloß er sich als Landsturmmann der vierten Schützenkompanie in Tanga an, um bald danach als Angehöriger und später als Unteroffizier der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, Gefechte und Guerillaeinsätze bis zu seiner Verwundung und Gefangennahme im April 1917 mitzumachen. Artur Heye wurde zwei Monate später nach Indien in das Gefangenenlager Ahmednagar verlegt, von wo aus er 1920, von Seuchen und Malaria gezeichnet, nach Deutschland zurückkehrte und seinen Lebensunterhalt mit Schreiben und Vorträgen verdiente. Bei der ersten Gelegenheit, im Jahr 1921, gab er dem erneut einsetzenden Reisefieber nach, durchreiste Italien, durchzog zwischen 1922 und 1923 für die Dauer von sieben Monaten Ägypten und hielt sich dann in der Schweiz und Italien auf. 1925 kehrte er nach Ostafrika, das er besonders liebte, zurück und war dort an einem Filmprojekt beteiligt, das über Jahre in Deutschland in den Kinos lief. 1926 kehrte Artur Heye, gesundheitlich schwer angeschlagen, wieder nach Deutschland zurück, wo er 1928 seine Sekretärin Ruth heiratete. Mit ihr und chronisch gallenkrank unternahm er von 1929 bis 1930 eine Reise nach Brasilien und von 1932 bis 1933 nach Alaska. Das kinderlose Ehepaar verlegte nach der Rückkehr den Wohnort dauerhaft in die Schweizer Stadt Ascona, wo Artur Heye am 01.11.1947 verstarb. Der von Artur Heye gewählte Lebensstil war geprägt von drängender Wanderlust, kurzer Entschlossenheit, großer Risikofreude und Neugierde an fremden Kulturen und Lebensweisen. Diese Einstellung ermöglichte ihm zeitlebens eine große Nähe zu Menschen in den von ihm durchstreiften Ländern, die ihn oft gastfreundlich für längere Zeit in ihrer Mitte aufnahmen oder ihm helfend begegneten. Andererseits geriet Artur Heye ebensooft in lebensgefährliche Situationen, hatte ungezählte gesundheitliche und finanzielle Krisen zu überstehen und erlebte, neben finanziellen Erfolgen durch seine zahlreichen Bücher, auch herbe Verluste an ideellen und an Sachwerten. Seine Reise- und Abenteuerbücher, die meistenteils seine eigenen Erlebnisse beschreiben, wurden in einige Sprachen übersetzt und waren zu seiner Zeit und noch einige Jahre nach Artur Heyes Tod sehr erfolgreich.
Ausführliche Internetseite über Artur Heye:
- www.reisegeschichte.de/geschich/heye.htm
Literaturauszüge:
Heye, Artur im Namibiana-Buchangebot
Im letzten Westen. Mit Trappern, Fischern, Goldsuchern in Alaska
Der Reisebericht "Im letzten Westen" handelt von Artur Heyes Leben mit Trappern, Fischern, Goldsuchern in Alaska (1932-1934).
Hinein nach Afrika: Erlebnisse in Nubien und Somaliland
Der dritte Band der Reiseerlebnisse Artur Heyes hat den Titel "Hinein nach Afrika: Erlebnisse in Nubien und Somaliland".
In Freiheit dressiert: Jugendjahre eines Abenteurers
Die Jugendjahre des Abenteurers Artur Heye in "In Freiheit dressiert", Band 1 der Reihe "Wilde Lebensfahrt".
Ewige Wanderschaft: Von Indien über Ostafrika nach Brasilien
Der Reisebericht "Ewige Wanderschaft" berichtet über drei Episoden: Artur Heyes Kriegsgefangenschaft in Ahmednagar, Indien, sein Filmprojekt in Ostafrika und seine Brasilienreise.
Die Wildnis ruft: Erlebnisse in Ostafrika
Artur Heyes Zeit von 1913 bis 1914 in Britisch-Ostafrika mit Freundschaft, Schriftstellerei, Jagd, Safari, Fotografie und Fieber.
Allahs Garten: Erlebnisse im Morgenland
"Allahs Garten: Erlebnisse im Morgenland" beschreibt die Wanderungen Artur Heyes von der Schweiz nach Venedig und in Ägypten von 1909 bis 1912.
Steppe im Sturm: Erlebnisse im Buschkrieg
Artur Heyes Kriegserinnerungen an Deutsch-Ostafrika von 1914 bis 1917: Steppe im Sturm. Erlebnisse im Buschkrieg.
Vitani. Kriegs- und Jagderlebnisse in Ostafrika 1914-1916
Vitani. Kriegs- und Jagderlebnisse in Ostafrika 1914-1916 war das erste von Artur Heye erschiene Buch über seine Zeit in der Schutztruppe von Deutsch-Ostafrika.
Hatako, der Kannibale
Hatako, der Kannibale ist eine Erzählung von zwiespältigen kulturellen Einflüssen in Ostafrika zur Zeit der britischen und deutschen Kolonisation.
Unterwegs. Die Lebensfahrt eines romantischen Strolches
Unterwegs: Die Lebensfahrt eines romantischen Strolches beschreibt Artur Heyes abenteuerliches Leben zwischen 1899 und 1909.
Pech! Afrikanische Zufälle
Pech! Afrikanische Zufälle beschreibt den zweiten Aufenthalt Artur Heyes im ehemaligen Deutsch-Ostafrika, 1925-1926.
Unter afrikanischem Großwild
Unter afrikanischem Großwild beschreibt Artur Heyes Zeit in Britisch-Ostafrika in den Jahren 1912 bis etwa 1914.