09.11.2014
Swakopmund, Namibia

Ausstellung in Namibia: Grafiken der DDR

Ausstellung in Namibia: Grafiken der DDR. Foto: Franz Irlich. Die Radierung „Affe“ von Hanns Georgi.

Ausstellung in Namibia: Grafiken der DDR. Foto: Franz Irlich. Die Radierung „Affe“ von Hanns Georgi.

Am 09.11.2014 jährt sich der Tag des Mauerfalls zum 25. Mal. Dies ist der Anlass für die Ausstellung „Grafiken der DDR“, die bereits am Tag zuvor in der Woermannhaus-Galerie Swakopmund, Namibia, eröffnet wird

In der Galerie werden bis zum 30. November mehr als 100 Stücke von 40 Künstlern gezeigt. Viele Werke stammen aus dem Privatbesitz von Franz Irlich - ehemaliger Lehrer in Swakopmund und Museumsleiter in Deutschland -, der nach eigenen Aussagen „großes Interesse an DDR-Kunst und -Grafik“ hat. „Es ist wahrscheinlich das erste Mal, dass in Namibia Grafiken der DDR ausgestellt werden“, hob er im AZ-Gespräch die Besonderheit der Ausstellung hervor. Weitere Werke bringt Klaus Hentschel mit. Der aus Grimma/Sachsen stammende Künstler war in den 1980er Jahren mit einem Berufsverbot als Grafiker belegt und arbeitete dann als freischaffender Plakatdesigner. Seit 1991 leitet er die Galerie der bekannten „Kulturbrauerei“ in Berlin. Warum lohnt es sich, die Ausstellung zu besuchen? Diese Frage beantwortete Hentschel im AZ-Gespräch wie folgt: „Um die Vielfalt der Grafiken zu sehen, die trotz der politischen Lage entstanden sind. Die Werke zeigen eine Vielfalt von Realismus bis zum Abstraktionismus, die in Deutschland so nicht existiert hat. Außerdem ist eine unheimliche Perfektion der grafischen Techniken zu sehen.“ Hentschel wird die Laudatio der Vernissage halten, die Eröffnung nimmt der deutsche Botschafter Onno Hückmann vor. Die Kunsthistorikerin Dr. Jördis Lademann (Dresden) schrieb über „Die Kunst der Grafik in der DDR anhand von Beispielen einer privaten Sammlung“ folgendes: „Die politische Instrumentalisierung der Kunst, die in den ersten beiden Jahrzehnten des Bestehens der DDR viel zu oberflächlich einen optimistischen, volksverbundenen „Sozialistischen Realismus“ anstrebte, verbot zwar zunächst das freie künstlerische Experiment unter dem Vorwand, es könne von der Arbeiterklasse nicht verstanden und als dekadent abgelehnt werden. (...) Um dennoch in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, bezogen viele Künstler allgemein humanistische Positionen: Landschaft, Stillleben, private Szenen oder aber die Auseinandersetzung mit der Literatur boten vielfältige Themenbereiche, mit denen neue ästhetische Gestaltungsprobleme erprobt werden konnten. (...) Die permanente staatliche Forderung nach realistisch gegenständlicher Darstellung provozierte bei vielen Künstlern der DDR das Verlangen, sich auch expressiv, surrealistisch oder in freien Abstraktionen zu äußern. Als sich Mitte der siebziger Jahre unter dem Schlagwort „Weite und Vielfalt“ eine Modifizierung in der Kulturpolitik der DDR durchsetzte, offenbarte sich das künstlerische Potenzial mit hohem intellektuellen Anspruch und dem starken Drang, gestalterisch Neuland zu erschließen. (...) Die Vielfalt der grafischen Ausdrucksformen explodierte nun geradezu und erreichte durch ungewohnte Mittel und Perspektiven rasch große öffentliche Aufmerksamkeit. In dem Maße, wie die gesellschaftlichen Spannungen im Lande wuchsen, fand man in der Grafik, durch ihren besonderen demokratischen Charakter, Möglichkeiten mit seismografischer Sensibilität die schwer aussprechbaren Befindlichkeiten und das immer stärker werdende Bedürfnis nach Veränderung auszudrücken.“

Termin: 09.11. bis 30.11.2014

Ort:
Woermannhaus-Galerie
Swakopmund, Namibia


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