Technisches und menschliches Versagen bei Wahlen in Namibia

Technisches und menschliches Versagen bei Wahlen in Namibia. Stundenlanges Warten war die Regel. Foto: Tanja Bause

In den meisten Teilen Namibias mussten Wähler stundenlang in Warteschlangen vor Wahllokalen stehen, da es immer wieder technisches Versagen bei den Wahlgeräten gab. Dennoch blieben die Menschen friedlich und geduldig. Andere kehrten allerdings um, ohne gewählt zu haben.

Wenn es dem indiskutablen Wahlablauf vom Freitag einen positiven Aspekt abzugewinnen gibt, dann ist es die Art und Weise wie Stimmberechtigte angesichts des unerhörten Totalversagens der Wahlkommision (Electoral Commission of Namibia ECN) die Fassung bewahrt haben. In keiner westlichen Demokratie würde ein Wähler länger als eine Stunde zur Stimmabgabe anstehen. Vor drei Tagen haben sie in Namibia mitunter über 14 Stunden vor den Wahllokalen ausgeharrt, um von ihrem demokratischen Recht Gebrauch zu machen. Eine derartige Geduldsprobe hätte anderswo zu Krawallen und Randale geführt. Und wie dankt die ECN diese Beherrschung der Wähler? Sie lässt sie in vielen Wahllokalen pünktlich zur Sperrfrist um 21.00 Uhr nach Hause schicken. Was das den Betroffenen antut zeigt das Beispiel einer alten Frau, die sich nach 14 Stunden des Anstehens mit einem geschlossenen Wahllokal konfrontiert sieht und weinend zu Boden fällt. Diesem Bild steht die Aussage eines Wahlbeamten gegenüber, wonach ausgesperrte Wähler selbst Schuld hätten, „weil sie sich nicht früher angestellt haben“. Der Satz verschlägt einem die Sprache und zeigt welche Mentalität innerhalb der ECN herrscht.

Marc Springer

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Technisches und menschliches Versagen bei Wahlen in Namibia.