20.02.2015

Regierungspartei Namibias verbiegt Landesgeschichte nach Belieben

Regierungspartei Namibias verbiegt Landesgeschichte nach Belieben. Bild: Bombenanschlag in Oshakati (1988, 28 Tote)

Regierungspartei Namibias verbiegt Landesgeschichte nach Belieben. Bild: Bombenanschlag in Oshakati (1988, 28 Tote)

Wie die Regierungspartei Namibias mit den Altkämpfern der SWATF (SWA Territorialmacht) und der Guerilla-Abwehr Koevoet umgeht, ist trotz der Politik Nationaler Aussöhnung ein Armutszeugnis. Auf politischer Ebene gibt es 25 Jahre nach der Unabhängigkeit keine sachliche Aufarbeitung der geschichtlichen Erinnerung an die Kampfjahre vor 1990, im Gegenteil, die SWAPO verbiegt Landesgeschichte nach Belieben.

Informationsminister Kaapanda hat gerade wieder „Gummistempel“ gespielt. Er wärmt Klischees der Regierung und seiner Partei auf, die leicht widerlegbar sind. Vorurteil und Falschinformation Nr. 1: die Kräfte unter südafrikanischem Befehl hätten gegen die Unabhängigkeit gekämpft. Tatsache ist, dass Südafrika sich seit April 1978 international verpflichtet hatte, das Mandatsgebiet in die Unabhängigkeit zu entlassen. Ob und inwiefern die SWAPO-Guerillas unter ihrer politischen Führung diesen Vorgang durch militärischen und Terroreinsatz gegen Zivilisten beschleunigt haben, das wird die Geschichtschreibung außerhalb der Partei noch ergründen. In der Praxis haben alle Verteidigungskräfte unter südafrikanischem Befehl dafür gesorgt, dass die politisch und diplomatisch erfolgreiche SWAPO am Tage der Unabhängigkeit ein völlig intaktes Staats- und Gemeinwesen mit einer funktionierenden Infrastruktur übernehmen konnte. Die SWAPO konnte sich, anders als Frelimo in Mosambik, MPLA in Angola und ZANU-PF in Simbabwe, in ein gemachtes Nest setzen, Stand 1990, natürlich mit bekannten Abstrichen des Vermächtnisses alter Apartheidsstrukturen. Vorurteil und Falschinformation Nr. 2.: Laut Kaapanda hätten Koevoet und SWATF die Bombe von Oshakati gelegt. Nach dem Attentat wurde ein SWAPO-Guerilla festgenommen, was an sich noch kein ausschlaggebender Beweis sein muss. Andere Faktoren spielen da noch eine Rolle. Es waren auch weiße Kunden und Angestellten in der Bank. Das Kabinett der Übergangsregierung (Mudge, Katjiuongua, De Wet etc.) ist noch am gleichen Freitag nach Oshakati geflogen. Die südafrikanische Luftwaffe hat nach dem Attentat Agriffe auf SWAPO-Lager in Südangola geflogen. Wie bei der Ermordung von Chef Kapuuo im März 1978 hat es nach Oshakati keine abschließende Untersuchung gegeben, außer, dass die Südafrikaner aus dem SWAPO-Befehlsstand von Cassinga unter anderen Vorzeigestücken einen Gratulationsbrief an Guerillas mitgebracht haben, dass sie Kapuuo, damals DTA-Präsident, beseitigt hätten. Bei dem zweifelhaften Wahrheitsgehalt von Kampfnachrichten steht es dem Informationsminister mangels fundierter Daten überhaupt nicht an, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Noch lächerlicher und naiver ist seine einseitige Anschuldigung, dass Koevoet und South West African Territorial Forces (SWATF) (nur) Gräuel begangen hätten!  Wer die Geschichte des Unabhängigkeitskampfes der SWAPO und ihrer Gegner auch nur oberflächlich kennt, fragt sofort: „Wer wirft hier denn den ersten Stein?“

Eberhard Hofmann
Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Regierungspartei Namibias verbiegt Landesgeschichte nach Belieben.

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