09.09.2015

Projekt Lilie zeichnet Lehrer in Namibia aus

Projekt Lilie zeichnet Lehrer in Namibia aus: Nicole Moormann (l.), Metti Daiber (u.) und Astrid Jakob (r.).

Projekt Lilie zeichnet Lehrer in Namibia aus: Nicole Moormann (l.), Metti Daiber (u.) und Astrid Jakob (r.).

Das Projekt Lilie strebt danch, das Ansehen des Lehrerberufes in Namibia aufzuwerten und Lehrkräfte zu ermutigen, diesen lebenswichtigen Beruf zu wählen. Die Förderung durch das Projekt Lilie geschieht seit 2005 in Form eines Gala-Abends, in dessen Mittelpunkt die Verleihung von Leistungs- und Motivationspreisen sowie wertvollen Plaketten steht.

Alle Schulen, die der Arbeits- und Fördergemeinschaft deutscher Schulvereine (AGDS) angeschlossenen sind, können Lehrkräfte aus ihrem Kollegium nominieren. Die Entscheidung über die Preisträger der drei Leistungspreise (Goldene, Silberne und Bronzene Lilie) sowie der drei Weißen Lilien als Motivationspreise für Junglehrer fällt ein unabhängiges Gremium. Das Preisgeld stammt aus dem Fonds des ehemaligen Schulvereins der Deutschen Privatschule Karibib (PSK). Der jährliche Gala-Abend wird aus den Einkünften des Vorjahres sowie von großzügigen Sponsoren finanziert. Das Kuratorium des Projekts Lilie - bestehend aus Vertretern des Schulvereins der PSK, der AGDS und des Deutschen Kulturrates - ist für die Organisation und Gestaltung des festlichen Abends verantwortlich. Hier folgt ein kleiner Auszug aus Kommentaren von Lehrern nach Bekanntgabe des Projekts vor 10 Jahren: „Als dieses Projekt ins Leben gerufen wurde, habe ich mich sehr gefreut: Endlich bekommen die Kollegen, die ihren Beruf als Berufung sehen und sich so vorbehaltlos einsetzen, eine Anerkennung für das, was sie jahrelang eingesetzt haben.“ / „Die Kategorie der Weißen Lilie ist auch besonders erfreulich, denn junge/weniger erfahrene Lehrkräfte haben niemals das Wissen und die Erfahrung, die solche haben, die schon länger im Beruf stehen. Sie tragen aber genau so viel zu dem täglichen Ablauf bei.“ Nach Vergabe der Lilien im Jahr 2014 habe ich drei Lehrerinnen gefragt, mir Erlebnisse aufzuschreiben, die ihnen in Erinnerung bleiben werden und die sie sich immer wieder vor Augen halten, warum sie den Beruf als Lehrerin gewählt haben.

Astrid Jakob, Gewinnerin der Bronzenen Lilie 2014:

So manch ein Lehrer hat sie - die Schatztruhe - auch ich. In einer ruhigen Minute öffne ich sie und finde, was sich so über Jahre angesammelt hat. Darunter auch das A4-Linienpapier, mit Buntstiften bemalt und den Worten drauf: „Danke, du bist eine coole Lehrerin.“ (Selbstverständlich haben solche kleinen Briefchen niemals Schreibfehler - zumindest erkenne ich sie nicht.) Ich grabe weiter durch die Schatztruhe: Auf einem kleinen rosa Herz steht: Du bist die beste. Und so gleiten unzählige Schnipsel, Figürchen und kleine Heftchen durch meine Hände. Die Worte und Phrasen berühren mich immer wieder aufs Neue, denn ich weiß: An jenem Tag, da sie geschrieben wurden, waren sie ernst gemeint. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht und ich verspüre eine tiefe Demut. Bis zum Boden der Truhe habe ich mich fast durchgerungen, inzwischen in nostalgischen Träumen versunken - da tut sich plötzlich ein Meer von Blumen auf - eine Wiese übersät mit den wunderschönsten Farben. Anfangs kann ich es nicht recht deuten - erst als ich hindurchlaufe und eine tiefe Zufriedenheit verspüre, weiß ich woher sie kommen und warum sie noch leben und niemals verwelkt sind. Jede einzelne Blume steht für ein kleines Lächeln, einen netten Gruß oder (wie man hierzulande zu sagen pflegt) einen Drükkie meiner Schüler. Über die Jahre häuften sie sich so an, dass nun diese unendliche Blütenpracht vor mir liegt. Jetzt macht es auch Sinn - wenn man mich nach der Berufszufriedenheit fragt, pflege ich stets zu sagen: Jeden Tag nehme ich einen Blumenstrauß mit nach Hause. (all meinen Schülern gewidmet)

Nicole Moormann, Gewinnerin einer Weißen Lilie 2014:

Seit fast sechs Jahren unterrichte ich an der DHPS Schülerinnen und Schüler, die Schwierigkeiten in den Bereichen Lesen und Rechtschreibung haben. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit sind die Motivation und die Steigerung des Selbstwertgefühls des Einzelnen. Es ist gar nicht so einfach, meine Schülerinnen und Schüler zu motivieren. Es liegt ja auf der Hand, dass man Dinge nicht gern tut, die man nicht gut kann. Mir bereitet es große Freude, immer wieder neue Materialien und Methoden zu entwickeln und auszuprobieren, damit Lesen und Schreiben auch Spaß machen können. In der Regel kommen alle Schülerinnen und Schüler gerne zum „LRS- Unterricht“, was mich sehr freut. Ein Erlebnis vor den letzten Maiferien ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Im Unterricht erzählte ich einer Gruppe von Viertklässlern, dass an dem kommenden Freitag die Ferien nach der 4. Stunde beginnen würden. Unser Unterricht in der 5. Stunde fiele dann aus. Daraufhin sagte Ines (10 Jahre): „Oh nein! Können wir die Stunde noch machen? Ich spreche mit Papa, er soll mich dann etwas später abholen.“ Man erwartet normalerweise, dass die Kinder sich auf die Ferien freuen und nicht dazu bereit sind, mehr zu arbeiten als notwendig. Genau diese Momente motivieren mich, mit vollem Elan diesen Beruf weiter auszuüben. Ich möchte mich ganz herzlich bei meinen Schülerinnen und Schülern, den Eltern, den Kolleginnen und Kollegen und dem Vorstand der DHPS bedanken.

Metti Daiber, Gewinnerin der Silbernen Lilie 2014:

Warum ich gerne Lehrerin bin? Die Antwort ist selbstverständlich: Ich arbeite gerne mit Kindern, ich liebe Kinder, ich habe Spaß mit Kindern, es ist meine Berufung und vieles mehr. Dies sind Antworten, die man von einer Lehrerin erwartet. Aber nach so vielen Jahren weiß ich, dass es um so viel mehr geht und es für mich noch immer eine neue Herausforderung ist, die jede Klasse, jedes Kind mit sich bringt. Zu Beginn des Jahres bekommt man eine neue Klasse, manchmal für ein Jahr oder auch für zwei Jahre. Man erkennt sofort, wer gut rechnen, lesen und schreiben kann. Auch welches Kind schüchtern, vorlaut, dominierend, liebevoll, humorvoll, introvertiert oder extrovertiert ist. Eigenschaften zu erkennen und diese zu fördern, darin sehe ich meine Aufgabe als Lehrerin. Geht es um die akademischen Leistungen? Schließlich sind es die, so meint man, die uns im Leben weiterhelfen, die uns durch die Schule bringen und uns auf das weitere Studium und letztlich auf einen Beruf vorbereiten. Aber, ist das wirklich alles? Und liegt meine Aufgabe nur darin, diese fördern? Nein, ganz bestimmt nicht. Es geht um viel mehr. Ich liebe es, in jedes Kind eine Saat zu pflanzen, den Boden vorzubereiten, zu düngen, zu lockern und zu bewässern, damit diese Saat auch wachsen kann und ich sehen kann wie sie wächst. Für mich heißt es, ein Kind zu akzeptieren wie es ist und zu lieben, die besonderen Eigenschaften zu erkennen und zu fördern. Den Humor, die Kreativität, die Fantasie, das Unternehmungslustige, das Strukturierte, das Draufgängerische, das Chaotische nicht zu unterdrücken, sondern in die richtige Bahn zu lenken. Den jungen Wissenschaftler zum Beispiel auch auf andere Interessengebiete aufmerksam zu machen, damit er oder sie sich zu einer ausgeglichenen Person entfaltet. Das Schöne und das Vielseitige daran ist, dass ich nicht alleine diesen Acker bearbeitete, sondern dass ich dieses gerne in Zusammenarbeit mit Eltern und Kollegen tun darf. Das Spannende an diesem Beruf besteht immer darin, wie und wo diese vielseitig gesäte Saat aufgehen und wachsen wird. Als Christ glaube ich, dass Gott die Saat wachsen lässt und nicht eine dreißig-, sechzig-, sondern eine hundertfache Ernte einbringt. Als erfahrene Lehrerin ist es für mich ein besonderes Geschenk erleben zu dürfen, wie sich diese jungen Acker über die Jahre entfalten, und ich freue mich besonders, wenn ich immer wieder mal Kinder ehemaliger Schüler unterrichten darf.

Ilse Täschner

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Projekt Lilie zeichnet Lehrer in Namibia aus.

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