01.02.2017

Postskandal in Namibia: Briefe aus Europa weggeworfen

Postskandal in Namibia: Briefe aus Europa weggeworfen. In Müllsäcken eingesammelte und gesicherte Post, die am Straßenrand entsorgt aufgefunden wurde.

Postskandal in Namibia: Briefe aus Europa weggeworfen. In Müllsäcken eingesammelte und gesicherte Post, die am Straßenrand entsorgt aufgefunden wurde.

Namibia hat einen Postskandal: Neben der Straße zum Windhoeker Flughafen wurden unzählige Briefe gefunden. Die nicht zugestellte Post soll hauptsächlich aus Europa stammen und wurde zum Teil einfach zerrissen. Der Fall wird von den namibischen Behörden untersucht.

Ganze sieben Müllsäcke voll Post hat Kai Gorn in seinem Büro vorübergehend aufbewahrt. Die Briefe, Grußkarten, Päckchen und Dokumente wurden in den vergangenen Tagen am Straßenrand der B6 zum Flughafen gefunden und haben auf den sozialen Medien bereits für viel Entrüstung gesorgt. Der staatliche Zustellungsdienst NamPost hat versprochen, den „Einzelfall“ zu untersuchen. Derweil erhärtet sich der Verdacht, dass der Schuldige unter dem Personal zu finden sei: Ein Zeuge will NamPost-Angestellte beim Entsorgen der Briefe beobachtet haben. Zum ersten Mal seien am 30.12.2016 dem deutschsprachigen Unternehmer Gorn lauter „Papiere“ neben der Straße aufgefallen, denen er aber beim Vorbeifahren keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt habe. Erst als er sich als Mitglieder der Kapps-Farm-Nachbarschaftswache am 22.01.2017 auf Patrouille befand, sei er auf fremde Post gestoßen, die zunächst mit einem Einbruch in der Nacht zuvor in Verbindung gebracht wurde. „Wir haben die Briefumschläge und Dokumente eingesammelt und in einem schwarzen Müllsack bei der Polizeistation Kapps Farm abgegeben“, so Gorn. In den darauffolgenden Tagen sei Gorn selbst an zwei weiteren Stellen auf weggeworfene Post gestoßen; seinem Personal seien zwei weitere Haufen aufgefallen und ein Nachbar habe ein sechstes Bündel entsorgter Briefe gefunden. „Ich hatte sieben große Müllsäcke und eine Einkaufstüte voll Post in meinem Büro zwischengelagert“, erklärte Gorn, laut dem viele der Postsendungen aus Europa stammen und bis zum Oktober vergangenen Jahres zurückreichen. „Neben einigen leeren Paketen und Medikamentenverpackungen haben wir auch zahlreiche Briefe eingesammelt, die nicht geöffnet, sondern einfach zerrissen wurden“, so der Unternehmer. „Hier wollte jemand einfach nur Schaden anrichten.“ Am 27.01.2017 habe Gorn einen Anruf eines seiner Angestellten erhalten, der behauptet habe, Zeuge der Post-Entsorgung geworden zu sein: „Mein Fahrer sagte mir, ihm sei ein NamPost-Lastwagen aufgefallen, der neben der Straße gestanden habe. Der Beifahrer soll irgendwas aus dem Fahrzeug geworfen haben.“ Am selben Tag seien weitere, weggeworfene Briefe gefunden worden. Inzwischen hat sich aufgrund von Einträgen zu dem Thema auf sozialen Medien auch NamPost eingeschaltet: „Dieser Einzelfall rückt unser Unternehmen in ein schlechtes Licht. Wir haben die eingesammelte Post abgeholt und stehen mit der Polizei in Kontakt. Wir versichern der Öffentlichkeit, dass der Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen wird.“ Das bestätigte Kai Gorn, der sich mit Vertretern des Dienstleisters getroffen habe und von deren Reaktion beeindruckt sei. „Am 30.01.2017 hat mich ein NamPost-Mitarbeiter angerufen und informiert, dass bei der Polizei Anzeige erstattet wurde.“ Versuche der AZ, telefonisch eine Stellungnahme des Staatsbetriebs zu erlangen, schlugen gestern fehl. Wer seit geraumer Zeit vergeblich auf Post aus Übersee warten, soll sich direkt an NamPost (061–2013042 / 2013069) wenden. „Wir werden versuchen, bei der Suche nach vermissten Zustellungen zu helfen“, erklärt das Staatsunternehmen auf Facebook.

Clemens von Alten

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Postskandal in Namibia: Briefe aus Europa weggeworfen.

Empfehlungen

Von der Sandbüchse zum Post- und Telegraphenland

Von der Sandbüchse zum Post- und Telegraphenland

Der Aufbau des Kommunikationsnetzwerks in Deutsch-Südwestafrika 1884-1915

John Ndevasia Muafangejo

John Ndevasia Muafangejo

A catalogue of John Ndevasia Muafangejo's (1943-1987) artwork exhibited in the National Art Gallery of Namibia in 2009/2010.

Postverkehr im besetzten Deutsch-Südwestafrika 1914-1919

Postverkehr im besetzten Deutsch-Südwestafrika 1914-1919

Postverkehr im besetzten Deutsch-Südwestafrika 1914-1919: Zensurverschlusszettel, Zensurstempel, Zensurpostverkehr und Internierungslager.

Postkoloniales Deutschland - Erinnern und Versöhnen. Perspektiven aus Politik, Wissenschaft und Kultur

Postkoloniales Deutschland - Erinnern und Versöhnen. Perspektiven aus Politik, Wissenschaft und Kultur

Beiträge zur gleichnamigen DEPO-Konferenz am 11./12. März 2006 in Königswinter