08.06.2015

Politiker aus Deutschland in Namibia

Politiker aus Deutschland in Namibia. Auf dem Foto: Delegationsleiterin Dagmar Freitag (SPD).

Politiker aus Deutschland in Namibia. Auf dem Foto: Delegationsleiterin Dagmar Freitag (SPD).

Anfang Juni 2015 waren Politiker aus Deutschland in Namibia zu Besuch und haben den neuen Geist gespürt, der seit dem Antritt von Präsident Hage Geingob herrscht. Denn Deutschland und Namibia sind eng verbunden. Viel wurde schon erreicht, eine Menge kann noch getan werden, auch in der Außendarstellung.

So ist völlig unverständlich, warum sich Deutsche Botschaft und Delegationsleiterin gegenüber Medien so wortkarg und abweisend gaben. 4 Tage in 5 Minuten resümieren, mehr war nicht drin. Aus Zeitgründen, so die Rechtfertigung. Eine Begründung, warum das Ziel des Ausflugs, bei dem ein aus der Sonderinitiative finanziertes Projekt besucht werden sollte, selbst auf Nachfrage verschwiegen wurde, gab es indes nicht. Dass es Omitara war, sickerte schließlich kurz vor dem Besuch durch. Die Geheimnistuerei ist paradox: Denn die Sonderinitiative wurde aus deutschen Steuergeldern in Höhe von 20 Millionen Euro finanziert. Deren Projekte werden in Deutschland und in Namibia als Erfolg „verkauft“, weil sie den Empfängern helfen (sollen), die Armut zu reduzieren und den Lebensstandard zu erhöhen. Warum darf man nun nicht wissen, dass sich deutsche Politiker dafür interessieren und was vor Ort passiert? Dabei gibt es viele gute Gründe, dass deutsche Politiker auf das Engagement ihres Landes in Namibia hinweisen. So darf man ruhig den Mut haben, zu betonen und zu wiederholen, dass die Bundesrepublik seit 1990 dem Land Namibia mehr als 800 Millionen Euro in Form von Entwicklungshilfe geschenkt hat. Vielleicht liegt die Verschwiegenheit der Gäste aus Berlin und der Botschaft in Windhoek daran, dass sie Fragen zum Kolonialkrieg von 1904-08 sowie zu Reparationsforderungen meiden wie der Teufel das Weihwasser. Alte Zwänge eben. Zuletzt war eine Delegation des Bundestags-Haushaltsausschusses im Juli 2014 etwas überrumpelt, als sie sich eben solchen Fragen stellen musste, obwohl es bei dem Besuch um ganz andere Inhalte ging. Aber es gehört zum Geschäft eines Berufspolitikers, mit unbequemen Fragen umzugehen. Doris Barnett von der Haushaltsdelegation reagierte dereinst souverän: „Wir sind uns unserer Vergangenheit bewusst und tragen Verantwortung“, sagte sie, und: „Es gibt keine rückwärtsgewandten Diskussionen.“ Die aktuelle Delegation hat auch über dieses Thema gesprochen. Das ist weder schlimm, noch ein Grund zur Geheimniskrämerei. Zwar hat sich die Bundesregierung zu Reparationsforderungen schon mehrfach ablehnend positioniert, doch ein sachlicher Dialog, wie ihn Ex-Bundespräsident Horst Köhler im März in Windhoek erwähnt hat, im Umgang mit der Vergangenheit ist nicht verkehrt. Außerdem: Ein deutscher Politiker muss sich nicht immer für alles verantwortlich (und schuldig) fühlen. Ein von Zwängen befreiter Geist ist offener für die Zukunft.

Stefan Fischer

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Politiker aus Deutschland in Namibia.

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