22.03.2016

Neue These zur Entstehung der Feenkreise in Namibia

Neue These zur Entstehung der Feenkreise in Namibia. Foto: Marc Springer

Neue These zur Entstehung der Feenkreise in Namibia. Foto: Marc Springer

Feenkreise faszinieren Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Seit wenigen Jahren geht man nach Norbert Jürgens These davon aus, daß Ameisen oder Termiten für die mysteriösen kahlen Stellen inmitten von Graslandschaften verantwortlich sind. Leipziger Forscher stellen jetzt eine neue These vor in der die Feenkreise Namibias mit denen Australiens verglichen werden.

Bisher waren die kreisförmigen kahlen Stellen inmitten von trockenen Graslandschaften, Feenkreise genannt, nur aus dem Südwesten Afrikas, vor allem aus Namibia, bekannt. Über ihre Entstehung rätseln Wissenschaftler seit langem. Vor zwei Jahren stützten Wissenschaftler um Stephan Getzin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig in einer Studie über die Feenkreise in Namibia die Theorie einer natürlichen Ursache (AZ berichtete). Nun wurden sie in Australien aktiv, wo die Feenkreise ebenfalls vorkommen. Dies berichten Wissenschaftler um Getzin in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS). Auch in Australien spielen Ameisen oder Termiten dabei keine Rolle, schreiben die Wissenschaftler nun. Ihrer Untersuchung zufolge entstehen sie aufgrund einer besonderen Verteilung des Wassers im Boden durch natürliche Selbstorganisation der Pflanzen. Feenkreise besprenkeln die Landschaft in großer Zahl. Jeder der wie mit einem Zirkel gezogenen Punkte ist bei näherem Blick von einem Kranz aus hohem Gras umwachsen. Der Durchmesser der Kahlstellen kann mehrere Meter betragen. Eine der Theorien zu ihrer Entstehung besagt, dass Termiten oder Ameisen die Gräser an den Kahlstellen entfernen, damit diese in den Trockenlandschaften nicht die wenige Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen. 2013 etwa berichtete Norbert Jürgens von der Universität Hamburg im Fachblatt „Science“, Sandtermiten verringerten das Graswachstum, indem sie die Graswurzeln fressen. Wissenschaftler des Leipziger UFZ vertreten hingegen bereits seit einiger Zeit die Ansicht, dass die Kreise durch Selbstorganisation entstehen. „Das Besondere an Feenkreisen ist, dass sie sich auch über größere Gebiete erstaunlich regelmäßig und homogen verteilen, aber nur innerhalb eines engen Niederschlagsbereichs“, sagt Getzin. Ein solches Muster entstehe am ehesten durch Konkurrenz um Wasser. Kritiker dieser Theorie bemängelten allerdings, dass es dann auch in anderen Trockenregionen ähnliche Strukturen geben müsste. Und genau das wies das Team um Getzin nun nach: Die Wissenschaftler entdeckten eine mit Feenkreisen durchsetzte Landschaft im australischen Outback, 10000 Kilometer von Namibia entfernt. Luftaufnahmen belegten, dass die Kreise ganz ähnlich angeordnet sind wie die afrikanischen. Jeder der Kahlstellen ist demnach in gleichem Abstand von sechs weiteren umgeben. Aus der Vogelperspektive sind die Feenkreise gleichmäßig in der Landschaft verteilt. Vor Ort untersuchten die Forscher die Kreise genauer. Sie bestimmten unter anderem ihre Größe, maßen die Temperatur an der Oberfläche oder beobachteten, wie dort Wasser versickert. Nach der Auswertung kommen sie zu dem Schluß, dass der spärlich fallende Regen in der Region an den durch die Trockenheit extrem verhärteten Flächen abperlt und nicht in den Boden eindringt. Stattdessen wird das Wasser oberirdisch an die Ränder geleitet, wo es versickert und das Wachstum der Gräser begünstigt. Die kahlen Stellen bleiben kahl, weil Samen auf dem harten und heißen Boden nicht keimen können. In Afrika sei die Bodenstruktur anders. „Das Wasser versickert im sandigen Boden und verbleibt unter der Oberfläche. Da oben keine Pflanzen wachsen, verdunstet das Wasser nicht, es diffundiert von dort an die Ränder“, erläutert Getzin. „Das ist im Detail zwar ein anderer Mechanismus als in Australien (...) Er führt aber zum gleichen Vegetationsmuster.“ Im mathematischen Modell konnten die Wissenschaftler die Entstehung der Feenkreise nachvollziehen. Schließlich suchten die Wissenschaftler im australischen Outback noch nach Termitenbauten oder Ameisennestern. An einigen Kahlflächen fanden sie Hinweise auf die Insekten, an den meisten aber nicht. Außerdem gab es keinen Zusammenhang zwischen der Größe der Flächen und der Zahl der vorhandenen Insekten beziehungsweise ihrer Bauten. Ob das auch für die Feenkreise in Namibia gilt? Getzin: „Wir zeigen mit unserer Untersuchung zumindest, dass Feenkreise grundsätzlich ganz ohne Termiten oder Ameisen entstehen können.“ Vermutlich seien auch in anderen Trockenlandschaften der Welt Feenkreise zu finden.

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Neue These zur Entstehung der Feenkreise in Namibia.
In Verbindung stehende Artikel

Empfehlungen

Sie bauten, doch sie blieben nicht. Zur Steinkreisarchitektur der einstigen Wanderhirten in der Namib

Sie bauten, doch sie blieben nicht. Zur Steinkreisarchitektur der einstigen Wanderhirten in der Namib

Die Essenz aus langjähriger und intensiver archäologischer und volkerkundlicher Forschung in Namibia

Lichens of the Namib Desert. A guide to their identification

Lichens of the Namib Desert. A guide to their identification

An excellent guide to the identification of lichens in the region of the Namib Desert.

Biodiversity in southern Africa

Biodiversity in southern Africa

Biodiversity in southern Africa introduces to results of 10 years of joint research by South African, Namibian, and German institutions within the project “BIOTA Southern Africa.

Biological diversity in Namibia. A country study

Biological diversity in Namibia. A country study

An attractive environmental country study with countless photos about the biological diversity in Namibia.

Geological Wonders of Namibia

Geological Wonders of Namibia

Geological Wonders of Namibia is an informative portrayal of the key highlights of Namibia's landscapes and landforms.

Grasses of Namibia

Grasses of Namibia

This is the updated and revised edition of the unique guide to grasses of Namibia that, first published in 1984, describes all species of grasses to be found in Namibia.