23.01.2018

Namibias Polizei und die Alltagskorruption

Im Januar 2018 erlebten zwei deutsche Namibia-Touristen einen Fall von sogenannter Klein- oder Alltagskorruption mit der namibischen Verkehrspolizei. Der Vorfall ereignete sich an einer Straßensperre wie dieser. Foto:AZ-Archiv

Im Januar 2018 erlebten zwei deutsche Namibia-Touristen einen Fall von sogenannter Klein- oder Alltagskorruption mit der namibischen Verkehrspolizei. Der Vorfall ereignete sich an einer Straßensperre wie dieser. Foto:AZ-Archiv

Kürzlich meldeten zwei deutsche Namibia-Touristen einen Fall von sogenannter Klein- oder Alltagskorruption mit der namibischen Verkehrspolizei.

Namibia: An einem Kontrollpunkt verlangt ein Polizist von zwei deutschen Namibia-Touristen ein Bußgeld, weil diese nicht korrekt vor einem Stopp-Schild innerhalb der Straßenmarkierung angehalten haben. Doch wie es sich im Nachhinein herausstellt, handelt es sich um einen Korruptionsfall, der nun intern untersucht wird. Der Vorfall ereignete sich in der zweiten Januarwoche 2018. Zwei deutsche Touristen befanden sich nach ihrem Namibia-Urlaub auf dem Weg von Otjiwarongo nach Windhoek. „Auf der B1 kündigte sich vor Okahandja eine Polizeikontrolle an, darin haben wir ja schon Übung: Man fährt langsamer und stoppt bei dem Stoppschild“, erklärte Iris Stadie aus Deutschland der AZ, die bereits mehrmals mit ihrem Partner Namibia besucht hat. „Meist wird man schon vorher durchgewunken oder auch mal zur Seite gebeten“, so Stadie, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, dass sie eine ganz andere Seite der hiesigen Behörden erleben werde. Wie die deutsche Touristin der AZ schilderte, stand in diesem Fall ein Autoanhänger direkt neben dem Stoppschild, so dass dieser die Sicht des dort stationierten Polizeibeamten versperrte. „Also haben wir einen Meter hinter dem Stoppschild angehalten“, erzählte Stadie. „Der Polizist war alleine. Er hat uns sofort aus dem Verkehr gewunken und eine Erklärung verlangt, die wir auch lieferten.“ Der Beamte habe erklärt, dass die Missachtung eines Stoppschilds ein Vergehen sei, das in der Regel mit einem Bußgeld in Höhe von 750 N$ geahndet werde. „Wohin wir denn wollten, fragte der Polizist. Wir waren auf dem Weg zum Flughafen. Was wir denn bereit wären zu zahlen, wollte er dann wissen“, so Stadie. „Uns kam das alles sehr komisch vor“, fuhr die deutsche Staatsbürgerin fort, die sich von der Aufforderung des Polizisten stark verunsichert fühlte. „Wir konnten nicht einschätzen, wie er reagieren würde, wenn wir argumentieren bzw. ihm sagen, dass wir allerhöchstens 100 N$ zahlen würden. Schließlich wollten wir nicht riskieren, vor unserem Rückflug wegen eines Bestechungsversuches in Namibia verhaftet zu werden“, so Stadie. „Also haben wir 750 Namibia-Dollar gezahlt.“ Einen Zahlungsbeleg habe der uniformierte Beamte aber nicht ausstellen wollen unter dem Vorwand, er werde sich am Folgetag bei dem jeweiligen Autovermieter melden. „Das ist uns so bei unseren bisherigen neun Namibia-Reisen noch nie passiert“, so die Touristin. Auf AZ-Nachfrage bestätigte die Leiterin der polizeilichen Verkehrsabteilung, Vizekommissarin Amalia Gawanas, dass es sich hier eindeutig um einen korrupten Polizisten handele: „Kein Beamter darf im Außendienst Geld entgegennehmen.“ Laut der Polizeibeamtin sei es zwar ein Vergehen, nicht am Streifen vor einem Stoppschild anzuhalten. Allerdings liege es im Ermessen des jeweiligen Polizisten, wie er damit umgeht. „Doch der Polizist kann lediglich einen Strafzettel bzw. eine Vorladung ausstellen. Das Bußgeld darf nur in der Dienststelle bezahlt werden, wo einem dann auch eine Quittung ausgestellt wird“, so Gawanas, die versicherte, diesen Fall intern zu untersuchen. Ferner rät sie dazu, sich immer Uniform und Namensschild des Polizisten zu merken. „Diese kleineren Fälle der Korruption in Namibia sind ein großes Problem“, sagte Nelius Becker von der Anti-Korruptions-Einheit (ACC Namibia) im AZ-Gespräch. „Wer weiß, wie lange sich dieser Beamte schon bestechen lässt.“ Dem leitenden ACC-Ermittler zufolge ist bei Staatsdienern jede Form der „Angebotseinholung“ oder Entgegennahme von Geschenken ein moralischer Fehltritt, der strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könne. „Es ist schwer gegen Korruption vorzugehen. Oft läuft es auf eine Situation von Aussage gegen Aussage hinaus. Dann ist es gut zu zweit zu sein, vor allem wenn einer es schafft, mit dem Mobiltelefon die Interaktion aufzunehmen“, so Nelius Becker, der laut eigener Aussage jede Begegnung mit Polizisten und anderen Beamten aufnimmt. Auch die ACC hat sich der Sache angenommen und die Hinweise in ihren Akten vermerkt.

Clemens von Alten

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Namibias Polizei und die Alltagskorruption.

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