11.11.2014

Namibias Bevölkerung empört über Landgeschenke an Reiche und Prominente

Namibias Bevölkerung empört über Landgeschenke an Reiche und Prominente. Junge Namibier haben symbolisch Grundstücke im Windhoeker Stadtteil Kleine Kuppe besetzt und als Eigentum proklamiert.Foto: Tanja Bause

Namibias Bevölkerung empört über Landgeschenke an Reiche und Prominente. Junge Namibier haben symbolisch Grundstücke im Windhoeker Stadtteil Kleine Kuppe besetzt und als Eigentum proklamiert.Foto: Tanja Bause

Die in jüngster Zeit bekannt gewordenen Landgeschenke und Preisrabatte für Grundstücke in begehrten Lagen an reiche und prominente Bürger Namibias und befreundete Politiker aus dem Ausland, hat in der Bevölkerung für Empörung gesorgt. Junge Leute haben daraufhin symbolisch Grundstücke im Windhoeker Stadtteil Kleine Kuppe besetzt und als Eigentum proklamiert.

„Wir sind heute Morgen nach Kleine Kuppe gekommen, um unsere Grundstücke zu proklamieren, nachdem Job Amupanda, Sprecher der SWAPO-Jugendliga, junge Namibier dazu aufgerufen hat“, erklärte Trixe Munjama gestern der AZ. Sie und ihre Freunde Brandi Shoombe und Ivan Indongo haben in dem genannten Stadtteil jeweils ein Stück Land für sich abgesteckt und folgten damit dem Beispiel von Amupanda, der unweit davon bereits am Sonntag ein Stück Land illegal besetzt hat. Das Trio ist der Meinung, dass die Regierung und die Stadt Windhoek die Landknappheit, die hohen Mieten sowie die hohen Hauspreise schon lange hätten ansprechen sollen. „Es ist unfair, dass der gewöhnliche Mensch von der Straße sich kein Haus leisten kann und dass Menschen, die mehr Geld haben, noch von der Stadt Windhoek weiter bevorzugt werden“, sagte Munjama. Sie verwies damit auf die Entscheidung des Stadtrates, der Vizeministerin Hilma Nicanor sowie der „Big Brother Africa 2013“-Gewinnerin Dillish Mathews Wohngrundstücke für einen Vozugspreis zu verkaufen. „Was hat Dillish Mathews für dieses Land getan? Sie hat 30 Tage auf ihrem Hintern in einem Haus gesessen, gut gegessen und sich ausgezogen; und jetzt bekommt sie auch noch Land in Kleine Kuppe mit einem Riesenrabatt“, echauffierte sich Shoombe. Und: „Eine Mutter, die jeden Tag zur Arbeit geht, um ihren Kindern ein besseres Leben zu bieten, kann sich kein Haus oder Grundstück leisten und sie wird auch keinen Rabatt bekommen. Ist das gerecht?“ Laut Indongo ist dies kein Landraub, sondern lediglich eine fördernde Neuplatzierung („Affirmative Repositioning“) von Land. „Unsere Eltern haben für grundlegende Dinge wie Essen, Bildung und Unterkunft gekämpft. Aber es geht uns heute schlechter als vor der Unabhängigkeit. Die Kolonialisten haben unseren Eltern Unterkunft geboten und ihnen selbst Häuser gegeben; wir im freien Namibia können es uns nicht leisten, ein Haus zu kaufen. Der Kolonialherr war besser zu seinen Leuten als unsere eigene Regierung zu ihren Menschen ist“, sagte Shoombe. Amupanda und einige Anhänger hatten am Sonntag Grundstücke in Kleine Kuppe zwischen Auasstraße/B1 und dem neuen Grove-Einkaufszentrum besetzt und gesäubert. Der SWAPO-Jugendliga-Sprecher hat junge Namibier aufgerufen, seinem Beispiel zu folgen. Die Stadtverwaltung wollte sich gestern auf einer Pressekonferenz zu dem Thema äußern, hat dieses Treffen dann kurzfristig auf heute verschoben und später schließlich ganz abgesagt. Eine Begründung gab es nicht. Auf AZ-Nachfrage teilte Pressesprecherin Lydia Amutenya lapidar mit, dass noch diese Woche eine Presseerklärung herausgegeben werde, in der alle Fragen beantwortet würden. Weitere Details nannte sie nicht. Die umstrittene Vergabe von verbilligten Wohngrundstücken an Prominente durch den Stadtrat Windhoek wird auch in der aktuellen Rubrik „Frage der Woche“ auf der AZ-Webseite www.az.com.na thematisiert; bis Donnerstag, den 13.11.201 können Interessierte dort noch abstimmen.

Tanja Bause

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Namibias Bevölkerung empört über Landgeschenke an Reiche und Prominente.

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