22.03.2018

Namibia: Staatlich bevorzugte "Farmer" fordern noch mehr Extrawürste

Namibia: Staatlich bevorzugte "Farmer" fordern noch mehr Extrawürste. Foto: Nampa

Namibia: Staatlich bevorzugte "Farmer" fordern noch mehr Extrawürste. Foto: Nampa

Namibia: Rund 100 Farmer des Programms AALS (Affirmative Action Loan Scheme) haben am 20.03.2018 vor der Agribank und vor dem Finanzministerium protestiert und dort Petitionen überreicht. Sie fühlen sich ungerecht behandelt und ungehört, nachdem das genannte staatliche Finanzinstitut deren Kundenkonten an Schuldeneintreiber übergeben hatte.

Umgesiedelte Farmer in Namibia protestieren gegen die härtere Gangart der Agribank bei der Schuldeneintreibung. Sie berufen sich auf das Recht, gehört zu werden, und verlangen Gespräche mit der Führungsebene. Schön, welche Rechte und Bedingungen die Farmer für sich in Anspruch nehmen. Allerdings blenden sie aus, dass sie auch Pflichten haben. Dazu gehört die Rückzahlung des Darlehens. Doch das Problem ist viel größer. Der Ruf nach Intervention der namibischen Regierung sowie nach weiterem Entgegenkommen (Verlängerung der Kreditlaufzeit und Senkung des Zinssatzes auf Null) dient lediglich dazu, Zeit zu gewinnen. Solche Zugeständnisse machen den erfolglosen Farmer nicht erfolgreich, sondern verlängern nur den schleichenden Konkurs. Denn das Kernproblem ist nicht gelöst: Die Ansiedlung von Namibiern auf zugeteiltem Farmland macht diese nämlich noch lange nicht zu (erfolgreichen) Farmern, sondern dazu sind Wissen, Erfahrung, Mut, Fleiß und auch etwas Glück nötig. Landbesitz ist ein sensibles Thema, das bei vielen Neufarmern mehr mit Statussysmbol verbunden wird als mit Unternehmensfreude. Das könnte man akzeptieren. Aber dann soll die Regierung auch ehrlich zugeben, dass Farmland verteilt wird und die Nation dabei verliert. Mit der Umverteilung von Boden schrumpfen die Agrar-Produktivität, die Arbeitsplätze, die Investitionen und die Steuereinnahmen. 2500 Farmer schulden der Agribank rund 500 Millionen N$, das ist kein Einzelfall, sondern kollektives Versagen in Namibia. Außerdem soll die Politik aufhören, Emotionen zu schüren und ein Feindbild zu bedienen. Bevor man ausländischen Landeigentümern bei Abwesenheit mit Enteignung wegen mangeldner Produktivität droht, sollte man sicherstellen, dass namibische Landeigentümer bei An- und Abwesenheit, darunter AALS-Farmer und Politiker als Hobby- und Wochenend-Farmer, ebenfalls landwirtschaftlich produktiv sind. Mal sehen, werd den Mut hat, auf der nationalen Landkonferenz später in diesem Jahr zu sagen, dass die Landreform in der bisherigen Form kläglich gescheitert ist.

Stefan Fischer
Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Namibia: Staatlich bevorzugte "Farmer" fordern noch mehr Extrawürste.

Empfehlungen

Land Matters. Strategien als Reaktion auf Auswirkung der Landreform in Namibia

Land Matters. Strategien als Reaktion auf Auswirkung der Landreform in Namibia

Wie Farmer in Namibia Strategien als Reaktion auf Auswirkung der Landreform entwickeln und ihre Gedanken darüber zeigt der Film Land Matters.

Jagdgeschichten und Jägerlatein. Was ein Südwester Farmer erlebte

Jagdgeschichten und Jägerlatein. Was ein Südwester Farmer erlebte

Der Alltag der südwester Farmer brachte Jagdgeschichten und Jägerlatein am laufenden Band hervor.

Achtzehn Jahre Farmer in Afrika

Achtzehn Jahre Farmer in Afrika

Achtzehn lange Jahre hat der abenteuerlustige Thüringer Otto Reiner seit 1903 im Osten, Süden und Südwesten Afrikas zugebracht, unter anderem als Farmer.

Die Farmer vom Seeis-Rivier. Ein Kampf um Deutsch-Südwest

Die Farmer vom Seeis-Rivier. Ein Kampf um Deutsch-Südwest

Die Farmer vom Seeis-Rivier ist ein populärer Roman von Bernhard Voigt aus der Zeit von Deutsch-Südwestafrika.

David Levin of Twyfelfontein

David Levin of Twyfelfontein

David Levin of Twyfelfontein is a nice book on Namibian local history and a farmer's biography.