08.05.2017

Namibia: Banken geht's gut, Bürgern schlechter

Namibia: Banken geht's gut, Bürgern schlechter. Das geht aus dem jüngsten Finanzstabilitätsbericht hervor.

Namibia: Banken geht's gut, Bürgern schlechter. Das geht aus dem jüngsten Finanzstabilitätsbericht hervor.

Finanziell gesehen, geht's den Banken in Namibia gut. Das geht aus dem jüngsten Finanzstabilitätsbericht hervor. Namibias Bürger indes geht's schlechter: sie bleiben nicht nur extrem verschuldet, sondern haben effektiv weniger Geld in der Tasche und sind zudem vielen Risiken der Finanz- und Wirtschaftsentwicklung ausgesetzt.

Windhoek, Namibia: Das Finanzsystem bleibe gesund. Soll heißen: Banken und andere Finanzinstitute (Genossenschaften, Versicherungen, Investmenthäuser) hätten genügend Reserven und seien liquide. Zu dieser Einschätzung kommen die Zentralbank (BoN) und die Finanzaufsichtsbehörde Namfisa, die vor kurzem ihren Finanzstabilitätsbericht 2016 vorgestellt haben. Daran gibt es jedoch Kritik: Die Bürger profitierten von diesem guten Ergebnis nicht, sondern müssten finanziell in vieler Hinsicht Abstriche machen, meint die Firma Twilight Capital Consulting. „Insgesamt ist das namibische Finanzsystem stabil, robust und widerstandsfähig; mit Schlüssel-Finanzdienstleistungen, die gut funktionieren.“ So steht es in dem Bericht der beiden genannten, staatlichen Institutionen. Florette Nakusera, Forschungsdirektorin bei der Zentralbank Namibias, zählte ein paar Beispiele auf: Die Vermögenswerte der Banken wachsen, wenngleich langsamer. Die Quote der Ausfallkredite sei im Jahresvergleich von 1,6 auf 1,5% gesunken. Zwar gebe es ein steigendes Risiko der Abwertung durch Ratingagenturen. Andererseits erwarte man nach der Stagnation 2016 ein Wirtschaftswachstum für 2017. Dass die Banken Namibias finanziell gesund dastehen, bezweifelt Mally Likukela, Geschäftsführender Direktor von Twilight Capital Consulting, nicht, sondern kritisiert, dass sich dieser Vorteil nicht auf die Menschen auswirke, für die der (Finanz-)Druck größer werde. „Während die Bankenvermögen um 10,1% auf 110 Milliarden N$ gestiegen sind, hat sich die Haushaltsverschuldung auf 50,1 Milliarden Namibia-Dollar vergrößert, was einem Jahreswachstum der Verschuldungsquote von 9,3% entspricht“, schreibt er in einer Erklärung vom Wochenende. Viel alarmierender sei die Tatsache, dass diese Verschuldungsquote schneller wachse als das Bruttoeinkommen (+ 8,2%), so Likukela. Der BoN und Namfisa wirft der Firmenchef vor, die Verschuldung der namibischen Privathaushalte nur beiläufig zu behandeln. Zwar wird in der Pressemitteilung zum Stabilitätsbericht erwähnt, dass die Verschuldung „hoch bleibt“ und 84,6% des verfügbaren Einkommens (2015: 84,7%) betrage. Likukela aber kritisiert: „Solange der Sektor Gewinne macht und kapitalisiert sowie profitabel bleibt, ist es egal auf wessen Kosten, Haushaltsverschuldung ist an die zweite Stelle gerückt und existiert fast nicht.“ Likukela führt weiter aus, dass die Menschen trotz Lohnanstiegs durch die Inflation bedingt 6,7% ihrer Kaufkraft verloren hätten; so hätten sie nur wenig Geld zum Sparen und für Investitionen. Außerdem seien die Privathaushalte Namibias anfälliger für Risiken wie Wechselkurs-Fluktuation, Krediterschütterungen und sinkende Liquidität.

Stefan Fischer

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Namibia: Banken geht's gut, Bürgern schlechter.

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